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Die Sünde der Brüder

Die Sünde der Brüder

Titel: Die Sünde der Brüder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Gabaldon
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Gefängnisverwalter von Newgate und - eine letzte Spur von Bates’ sardonischem Humor - einen gewissen Ezekiel Poundstone, Henker.
    Grey faltete die Blätter sorgfältig zusammen. Es war eine kurze, klare Aussage, die jedoch alle nötigen Einzelheiten enthielt - Namen, Daten, Ortsangaben sowie die Natur einer Reihe der Dokumente, die Bates in Adams’ Auftrag entwendet hatte.
    Eine Zeit lang stand er da und blickte ins Feuer, ohne sich bewusst zu sein, wo er war oder was er sah.
    Offenbar hatte Adams vorgehabt, Bates, Otway und Jeffords die Schuld für den Diebstahl zuzuschieben. Er konnte nicht ahnen, was sich dann tatsächlich ereignet hatte - dass man den Diebstahl vertuschen und die Verschwörer wegen eines »widernatürlichen Vergehens« verurteilen würde statt wegen Diebstahls und Hochverrats - die schließlich ganz »natürliche« Vergehen waren.
    Welche Rolle hatte Ffoulkes bei alldem gespielt? Wahrscheinlich hatte er die Verhandlungen mit Frankreich geführt und über die Verwandten seiner Frau den Kontakt zu Louis’ Spionen hergestellt. Doch wann hatte sich Ffoulkes erschossen? Es schien alles schon so lange her zu sein, und Greys Erinnerungsvermögen war immer noch wenig verlässlich, wenn etwas weiter zurücklag als gestern. An eines erinnerte er sich jedoch noch, und er kramte in der Schublade herum, in die er seine unsortierten Papiere legte, und brachte eine verschmierte, zerfranste Flugschrift zum Vorschein, der immer noch leichter Kaffeeduft anhaftete.
    Hastig faltete er Bates’ Brief noch einmal auseinander, um ein Datum nachzusehen. Nein, Ffoulkes hatte sich fast zwei Wochen vor der Verhaftung von Bates, Otway und Jeffords erschossen.

    Der Diebstahl war mit Sicherheit schnell entdeckt worden; Adams musste sich beeilen, den Teil seines Plans in die Tat umzusetzen, der dazu diente, ihn selbst vor Schuldzuweisungen zu bewahren. Doch was war mit dem anderen Teil? Der Auslieferung der gestohlenen Papiere an Frankreich? Nach Ffoulkes’ Tod war dieser Weg möglicherweise versperrt gewesen.
    Er faltete den Brief wieder zusammen und schob ihn in seine Tasche. All dies waren Fragen, die warten konnten. Das Wichtige war, dass er jetzt ein Werkzeug hatte, um an Bernard Adams zu gelangen. Jemand mit Amtsgewalt musste diesen Brief zu sehen bekommen - doch noch nicht jetzt.
    »Nordman!«, rief er und ging in den Flur. »Bitte ruft die Kutsche - ich gehe aus.«
     
    Bernard Adams’ Haus war nicht besonders groß, doch es war elegant; ein Juwel des Architekten Inigo Jones, das von einem privaten Wäldchen umgeben war. Grey war zwar nicht in der Stimmung, die Landschaft zu bewundern, doch ihm fiel ein kleineres Gebäude auf, das ein Stückchen vom Haus entfernt stand und seinen Verzierungen nach einmal eine katholische Kapelle gewesen war. Adams war aber nicht katholisch - als Katholik hätte er niemals irgendwelche bedeutenden Regierungsposten bekleiden können.
    Zumindest war er nicht offen katholisch.
    »Ein irischer Jakobit«, murmelte Grey erschrocken. »Himmel.« Bedeutende Regierungsposten. Adams’ Aufstieg hatte mit seiner Ernennung zu Robert Walpoles Sekretär begonnen - und als spielte sich die Szene in diesem Moment vor seinen Augen auf der Zufahrt ab, sah Grey das Bild des hochgewachsenen, todkranken Premierministers vor sich, der sich schwer auf seinen Sekretär stützte - seinen irischen Sekretär -, als er den Weg entlangkam, um der Witwe des verstorbenen Herzogs von Pardloe einen Besuch abzustatten.
    Er biss die Zähne so fest zusammen, dass sie knirschten, und lief die Stufen hinauf, um an die Tür zu hämmern.

    »Sir?« Der Butler war Ire, so viel konnte man an diesem einen Wort hören.
    »Euer Herr. Ich möchte ihn sehen.«
    »Ah. Bedaure, Sir, der Herr ist ausgegangen.«
    Grey packte den Mann an der Schulter, schob ihn rückwärts vor sich her und betrat das Haus.
    »Sir!«
    »Wo ist er?«
    Der Butler blickte sich hektisch um. Er sah so aus, als wollte er jeden Moment um Hilfe rufen.
    »Sagt mir, wo er ist, und ich gehe. Ansonsten… sehe ich mich gezwungen, nach ihm zu suchen.« Grey trug sein Schwert; er legte die Hand auf den Knauf.
    Der Butler keuchte auf.
    »Er - er ist mit der Herzogin von Pardloe verabredet.«
    »Er - was ?« Grey schüttelte den Kopf, fest überzeugt, dass er sich das nur eingebildet hatte, doch der Mann wiederholte es, diesmal selbstbewusster, da Grey offensichtlich keine Anstalten machte, ihn zu durchbohren.
    »Die Herzogin von Pardloe, Sir. Sie hat ihm heute

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