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Die Sünde der Brüder

Die Sünde der Brüder

Titel: Die Sünde der Brüder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Gabaldon
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wohl in seiner Haut fühlte.
    Die Farbe war ihm ins Gesicht gestiegen, und er reichte zwar dem Butler selbstbewusst seinen Umhang, doch in dem Salon, in den man sie dann führte, sah er sich rasch um, als suchte er nach bekannten Gesichtern, und richtete den Blick dann unsicher auf Grey. Doch seine Miene erhellte sich, als er ihre Gastgeberin erspähte, und er hastete auf sie zu, gefolgt von Grey.
    Er verbeugte sich vor Lady Jonas und stellte ihr Grey vor; sie begrüßte sie freundlich, aber mit der etwas geistesabwesenden Ausstrahlung einer Gastgeberin, die nach wichtigeren Gästen Ausschau hält. Sie küssten ihr nacheinander die Hand und begaben sich an den Getränketisch.
    »Ihr macht so etwas nicht sehr oft, oder?«, murmelte Grey Percy zu.
    »Sieht man das so deutlich?« Wainwright warf ihm einen halb komischen, halb alarmierten Blick zu, und er lachte.
    »Ganz und gar nicht«, versicherte er Percy. »Es ist nur so, dass seit unserem Eintreten außer Lady Jonas niemand mit Euch gesprochen hat. Woher kennt Ihr sie?«
    Wainwright zuckte sacht mit den Achseln und zog ein verlegenes Gesicht.
    »Sie ist mir bei einem Ball auf den Fuß getreten. In Sir Richard Joffreys Haus - der General hatte mich mitgenommen, damit ich Oberst Quarry kennenlernen konnte. Aber Lady Jonas hat sich äußerst anmutig entschuldigt, mich nach meinem Namen gefragt - den General kannte sie natürlich - und mich schließlich mit einer Begleitung meiner Wahl in ihren
Salon eingeladen. Sie hat gesagt -«, Percy errötete und wich Greys Blick aus, »hübsche Jungen seien ihr stets willkommen.«
    »Meiner Erfahrung nach ist das in der Gesellschaft generell der Fall«, sagte Grey, der sowohl das Erröten seines Gegenübers als auch das implizierte Kompliment taktvoll ignorierte. »Unabhängig vom Geschlecht.« Er wies kopfnickend auf die Ehrenwerte Helene Rowbotham, die mit ihrem Schwanenhals und ihren Rehaugen die übliche Bewunderung erregte und sich an einem Fenster postiert hatte, um sich ins beste Licht zu rücken.
    »Andererseits«, sagte er unbeschwert, »gibt es nichts Langweiligeres als einen gesellschaftlichen Anlass, an dem nur schöne Menschen teilnehmen, weil sie kein Gesprächsthema haben außer sich selbst. Eine erfolgreiche Festivität benötigt eine Anzahl weniger gesegneter, aber kluger Köpfe. Die Schönen sind nur schmückendes Beiwerk - wünschenswert, aber entbehrlich.«
    »Ist das so«, sagte Percy trocken. »Und in welchem Lager seht Ihr Euch dann selbst? Schön und langweilig oder gewöhnlich und klug?«
    »Oh«, sagte Grey lächelnd und berührte Percy am Handgelenk, »ich wähle dasselbe Lager wie Ihr … Bruder.«
    Die rote Farbe, die ein wenig nachgelassen hatte, kehrte mit voller Wucht zurück. Wainwright kam jedoch nicht dazu, ihm zu antworten, denn Grey bemerkte, dass Lady Beverley auf sie zuhielt und ihre Miene bei Percys Anblick etwas Gebanntes annahm.
    »Leichte Fregatte nähert sich von steuerbord«, sagte er leise. Percy runzelte verwirrt die Stirn, folgte dann aber seiner Blickrichtung.
    »Tatsächlich? Sie sieht doch ganz respektabel aus«, murmelte Percy, der offenbar mit General Stanley genug Zeit in Militärkreisen verbracht hatte, um zu wissen, dass der Begriff »leichte Fregatte« für eine Dame von zweifelhafter Tugend stand.
    »Geht ja nicht mit ihr in einen Alkoven«, murmelte Grey
zurück, während er der herannahenden Dame bereits lächelnd zunickte. »Sie hat die Hand schneller in Eurer Hose als Ihr - Lady Beverley! Stets zu Diensten, Madam - darf ich Euch meinen neuen Stiefbruder vorstellen, Percival Wainwright?«
    Angesichts des leisen Zögerns in Percys Blick ergriff er Lady Beverleys Hand und küsste sie, um Percy zu signalisieren, dass sie trotz ihres Rufes in der Tat verheiratet war, dann reichte er die Gliedmaße elegant an Wainwright weiter, damit auch dieser ihr seine Ehrerbietung erweisen konnte.
    »Mr. Wainwright.« Lady Beverley betrachtete ihn beifällig, dann richtete sie ihren ganzen, nicht unbeträchtlichen Charme auf Grey. »Wir sind Euch zu Dank verpflichtet, Lord John! Es ist überaus gütig von Euch, ein solches Schmuckstück zur Zierde unserer mäßigen Gesellschaft mitzubringen. Kommt doch mit und trinkt ein Glas Punsch mit mir, Mr. Wainwright. Dann könnt Ihr mir erzählen, was Ihr von Mr. Garricks jüngstem Werk haltet - gewiss habt Ihr es schon gesehen. Was mich betrifft …«
    Bevor einer der beiden Männer Luft holen konnte, um zu antworten, hatte sie sich Percys Hand

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