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Die Sünde der Brüder

Die Sünde der Brüder

Titel: Die Sünde der Brüder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Gabaldon
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ist?«
    »Wenn einem Mann wichtige Teile seiner Uniform oder Ausrüstung fehlen, ist er spielsüchtig. Wenn ihm von der Syphilis wichtige Teile seiner Anatomie fehlen oder Ihr tatsächlich eine Hure in seinem Bett vorfindet, gilt das als übertrieben. Tripper ist mehr oder weniger akzeptabel, solange er noch gerade stehen kann.«
    »Leichter gesagt als getan. Habt Ihr schon einmal Tripper gehabt?«
    »Nein«, sagte Grey, der etwas auf Abstand ging, um Percy anzustarren. »Ihr etwa?«
    »Einmal, als ich jünger war.« Percy erschauerte. »Das einzige Mal, dass ich je mit einer Frau im Bett gewesen bin. Wenn ich nicht ohnehin schon gewusst hätte, was ich bin, hätte das ausgereicht, um die Angelegenheit zu besiegeln.«
    »War es eine Hure?«, erkundigte sich Grey nicht ohne Mitgefühl. Er selbst hatte im Lauf der Jahre mehrfach mit Huren geschlafen, manchmal, weil es sich nicht vermeiden ließ, und manchmal - anfangs - aus Neugier, ob diese Erfahrung vielleicht ein schlummerndes Verlangen nach dem weiblichen Geschlecht wecken würde.
    »Nein«, sagte Percy. »Sie war sogar eine sehr bekannte
Dame, die für ihre Frömmigkeit berühmt war. Und sie war um einiges älter als ich selbst«, fügte er geziert hinzu.
    »Ist sie tot?«, fragte Grey neugierig. »Kenne ich sie?«
    »Ja, das tut Ihr, und nein, das ist sie nicht, die alte Schachtel. Doch egal, worauf muss ich achten, wenn Harry Quarry sagt, ›das Aussehen der Männer‹?«
    »Oh -« Grey wies mit einer vagen Handbewegung auf den Exerzierplatz, wo ein Häuflein neuer, ungeschickter Rekruten von ihren Korporalen brüllend dazu gebracht wurde, sich in Reih und Glied aufzustellen. »Wenn sie Euch schmaler oder blasser vorkommen als sonst und nicht sie selbst zu sein scheinen.«
    »Und woran soll ich das erkennen?«, protestierte Percy. »Ich habe die meisten von ihnen doch erst einmal gesehen.«
    »Nun, Ihr sucht sie einmal in der Woche auf - öfter, wenn Ihr Grund zu der Annahme habt, dass etwas im Busch ist«, sagte Grey geduldig. »Am Ende der zweiten Woche solltet Ihr sie alle mit Namen kennen und nach der dritten auch die Namen ihrer Mütter, Schwestern und Liebsten wissen.«
    »Woraufhin ich die Pflichten eines Fähnrichs beherrsche und sie als Unterleutnant alle wieder vergessen kann?«
    »Ihr werdet sie nicht vergessen«, sagte Grey zuversichtlich. »Ein Offizier vergisst seine Männer nie. Keine Sorge - ich setze großes Vertrauen in Euch.«
    »Nun, es freut mich, das zu hören«, sagte Percy im Ton extremen Zweifels und folgte Grey in die Waffenkammer. »Und das hier sind also Musketen, ja?«
     
    Obwohl Percy beharrlich behauptete, ahnungslos und unfähig zu sein, entpuppte er sich als ganz akzeptabler Schütze. Grey hatte ihn an den Stadtrand mitgenommen, damit er sich ohne Zeugen auf einem offenen Feld versuchen konnte, und war angenehm überrascht.
    »Und das hier sind also Musketen, ja?«, äffte er Percy nach und steckte den Finger durch die Mitte einer Zielscheibe aus Stoff, die von diversen Schüssen zerfleddert war.

    Percy grinste unverfroren.
    »Ich habe nie gesagt, dass ich noch nie ein Schießeisen in der Hand hatte.«
    »Nein, das habt Ihr nicht.« Grey rollte die Zielscheibe zusammen. »Was denn für ein Schießeisen?«
    »Meistens Übungspistolen. Hin und wieder eine Vogelflinte.« Weiter ging Percy nicht ins Detail, und Greys Lob tat er bescheiden ab. »Was Oberst Quarry gesagt hat - dass ich zur Familie gehöre …« Er zögerte, weil er nicht wusste, wie er seine Frage formulieren sollte.
    »Nun, es wird ein paar Eifersüchteleien unter den anderen Offizieren geben«, sagte Grey gelassen. »Sie betrachten einander alle als Rivalen und werden Euch natürlich im Verdacht haben, bevorzugt zu werden. Es gibt nicht viel, was Ihr dagegen tun könnt, außer, Eure Arbeit gut zu machen.«
    Percy rieb sich mit einem Taschentuch über das Gesicht, um die Pulverflecken zu entfernen.
    »Das habe ich auch vor«, sagte er entschlossen. »Was glaubt Ihr, welche Fähigkeiten ich noch besitzen sollte?«
    »Nun«, sagte Grey mit einem Blick auf Wainwrights elegante Gestalt, »tanzen solltet Ihr können. Könnt Ihr tanzen?«
    Percy sah ihn ungläubig an.
    »Tanzen?«
    Grey erwiderte seinen Blick ähnlich ungläubig, jedoch nicht, um ihn zu verspotten. Angesichts der Leichtigkeit, mit der sich Percy in der Gesellschaft bewegte, neigte er dazu, zu vergessen, dass er nicht in diese Welt hineingeboren worden war, sondern vielmehr in eine Familie strenger

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