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Die Sünde der Brüder

Die Sünde der Brüder

Titel: Die Sünde der Brüder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Gabaldon
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anderen Stuhl.
    »Ansonsten behandelt man Euch gut?« Ohne eine Antwort abzuwarten, holte Grey die Zinnflasche mit Brandy hervor, die er mitgebracht hatte, zog den Stopfen heraus und reichte sie über den Tisch.
    Bates nahm sie mit einem verächtlichen Schnauben entgegen.

    »Die Kerle, die glauben, dass ich ein Sodomit bin, sind ja schon schlimm, aber die Kerle, die Sodomiten sind , sind noch viel schlimmer.« Er lachte kurz auf, trank einen ordentlichen Schluck Brandy und atmete einen Moment lang tief durch. »O Gott. Würdet Ihr mir noch etwas davon für die Hinrichtung schicken? Man kann hier zwar Brandy bekommen, wenn man dafür bezahlt, aber er ist ungenießbar. Dann sterbe ich lieber nüchtern.«
    »Ich sehe, was ich tun kann«, sagte Grey. »Was meint Ihr damit, die Sodomiten sind noch schlimmer?«
    Bates ließ ironisch den Blick über ihn hinwegschweifen.
    »Die Sodomiten … anfangs hatten sie mich mit einem Dekorationsmaler aus Brighton eingebuchtet. Keyes hieß er. Hat mich mitten in der Nacht geweckt, weil er mit seinem Zollstock wie ein verdammter Specht auf mein Fundament eingehämmert hat. Ich habe ihm versprochen, dass ich ihm die Zähne einschlage, wenn er nicht damit aufhört - da versucht er es von vorn und sabbert dabei wie ein Hund!« Bates sah zugleich beleidigt und schwach amüsiert aus, und Grey gelangte zu der Überzeugung, dass Minnie Recht hatte.
    »Ich verstehe«, sagte Grey trocken. »Ihr seid also selbst kein Sodomit.«
    »So ist es«, sagte Bates und lehnte sich erneut zurück. »Nur ein ganz normaler Verräter. Aber deswegen wird man mich nicht hängen.« Zum ersten Mal fand sich ein Hauch von Bitterkeit in seinem Ton.
    Grey neigte den Kopf. Offenbar ging Bates davon aus, dass Grey die Wahrheit kannte. Woher …?, fragte er sich, doch sein Kopf lieferte ihm automatisch die Antwort - Minnie natürlich und ihre mitfühlende Bekanntschaft mit Mrs. Tomlinson. Also redete Hal doch mit ihr.
    »Und trotzdem habt Ihr Euch entschlossen, damit nicht an die Öffentlichkeit zu treten«, stellte Grey fest. »Es gibt doch genug Zeitungsschreiber, die ein offenes Ohr für Euch hätten.« Er hatte sich vor dem Haupttor durch eine ganze Ansammlung von ihnen hindurchkämpfen müssen, denn sie alle hofften auf
die Gelegenheit, sich unter vier Augen mit einem oder mehreren der berüchtigten Verschwörer unterhalten zu können.
    »Sie hätten ein offenes Ohr für mich, wenn ich ihnen erzählen würde, was sie hören wollen«, sagte der Hauptmann schneidend. »Die Meinung der Öffentlichkeit steht schließlich fest. Und die Fleet Street lässt sich heutzutage viel zu viel von Whitehall soufflieren - meine Stimme würde nie aus diesem Gebäude dringen. Ich bin schließlich ein verurteilter sodomitischer Verschwörer. Es liegt doch auf der Hand, dass ich alles sagen würde.«
    Darauf erwiderte Grey nichts; wahrscheinlich hatte der Mann Recht.
    »Ihr habt mich rufen lassen.«
    »Ja, und ich danke Euch, dass Ihr gekommen seid.« Bates hob ihm feierlich die Flasche entgegen und trank. Dann legte er den Kopf zurück und betrachtete Grey neugierig.
    »Warum?«, fragte Grey.
    »Ihr seid doch ein Offizier und Gentleman, nicht wahr? Was auch immer Ihr sonst noch sein mögt.«
    »Was meint Ihr damit?« Grey behielt seine Stimme im Griff, obwohl sein Herz einen krampfhaften Satz machte.
    Bates sah ihn einige Sekunden lang an, ein angedeutetes Lächeln im Gesicht.
    »Man würde nie darauf kommen, wenn man Euch so sieht«, sagte er im Konversationston.
    »Ich fürchte, ich verstehe Euch nicht, Sir«, sagte Grey höflich.
    »O doch, das tut Ihr.« Bates winkte mit der Hand ab und trank noch einen Schluck aus der Flasche. »Keine Sorge. Ich käme nicht darauf, ein Wort zu sagen. Selbst wenn ich es täte, würde mir sowieso niemand glauben.« Er sprach ohne jeden Groll. »Ich gehe davon aus, dass Ihr einen Mann namens Richard Caswell kennt. Ich kenne ihn ebenfalls.«
    »In welchem Zusammenhang, wenn ich fragen darf?«, erkundigte sich Grey ebenso sehr aus persönlicher Neugier wie aus Pflichtgefühl. Caswell war der Besitzer des Lavender House,
jenes exklusiven Clubs für Herren, die Herren bevorzugten - doch er hatte ohne jeden Zweifel auch noch andere Eisen im Feuer. Und wenn eines davon die Anstiftung zum Hochverrat war …
    »Als Kreditgeber«, erklärte Bates unverblümt. »Ich bin Spieler, versteht Ihr. Das hat mich auch in diese Lage gebracht; ich brauchte das Geld. Meine alte Großmutter hat immer gesagt, die

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