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Die Sünde der Brüder

Die Sünde der Brüder

Titel: Die Sünde der Brüder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Gabaldon
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abrupt.
    »Mrs. Tomlinson?«
    »Die nämliche, und zur Hölle mit dem Kerl, wie Susie so gern sagt.« Ein Lächeln flackerte kurz auf, dann verschwand es wieder. »Man hat sie jung mit ihm verheiratet, und er ist ein Schwein.«
    »Meine Schwägerin sagt, er ist ein Langweiler.«
    »Das ist er auch, das eine schließt das andere nicht aus. Er schlägt sie - zumindest hat er das getan, bis sie mit mir angebändelt hat. Ich habe ihn Respekt gelehrt - ich wünschte, ich hätte den wimmernden kleinen Mistkerl umgebracht, als ich die Gelegenheit dazu hatte …« Einen Moment lang grübelte Bates versäumten Gelegenheiten nach, doch dann schüttelte er sein Bedauern ab.
    »Nun, wenn ich nicht mehr da bin, wird sie ihm wieder ausgeliefert sein - wenn es nicht schon so ist.«

    »Und Ihr möchtet, dass ich Mr. Tomlinson an Eurer Stelle Gewalt androhe, wenn er seine Frau misshandelt? Das würde ich gern tun, aber ich fürchte -«
    »Nein, ich möchte, dass Ihr dafür sorgt, dass sie von ihm loskommt«, unterbrach Bates. »Sie hat einen Bruder in Irland, in Kilkenny. Wenn sie ihn erreichen kann, kann er sie beschützen. Aber sie hat überhaupt kein eigenes Geld, und ich befinde mich nicht in einer Position, in der ich ihr welches geben könnte.«
    Grey musterte ihn scharf.
    »Eine gute Wortwahl«, merkte er an. »Anstatt zu sagen, dass Ihr auch keins habt.«
    Bates erwiderte seinen Blick. »Sagen wir einfach: Wenn mir Geld zur Verfügung stünde, würde ich es Euch auf der Stelle geben, um es für sie zu verwenden. Belassen wir es dabei, ja?«
    Grey nickte zustimmend und ließ auch diese Aussage auf den Haufen zu seinen Füßen fallen, um später darüber nachzudenken.
    »Und der zweite Gefallen, von dem Ihr gesprochen habt?«
    »Ah. Nun, auch dabei geht es um Susannah - könnte man sagen. Sie besteht darauf, zu meiner Hinrichtung zu kommen.«
    Zum ersten Mal schien der Gedanke an sein Ableben den Hauptmann zu verstören.
    »Ich möchte sie nicht dabeihaben, Grey«, sagte er. »Ihr wisst doch, wie es sein wird.«
    »Ja, das weiß ich«, sagte Grey leise. »Nein, das kann ich mir vorstellen. Möchtet Ihr, dass ich sie besuche? Es ihr erkläre, so vorsichtig ich kann -«
    »Ich habe es ihr schon erklärt, und zwar nicht vorsichtig«, unterbrach ihn Bates erneut. Er verzog das Gesicht. »Das hat sie nur in ihrem Entschluss bestärkt. Sie sagt, sie kann den Gedanken nicht ertragen, dass ich allein inmitten einer Menschenmenge sterbe, die davon überzeugt ist, dass ich ein widerwärtiger Perverser bin. Sie sagt -« Plötzlich war seine Stimme
belegt, und er hielt inne und hustete heftig in sein Taschentuch, um seine Schwäche zu überdecken. »Sie sagt«, fuhr er dann wieder mit fester Stimme fort, »sie möchte, dass jemand dabei ist, der weiß, warum ich wirklich sterbe und wer und was ich wirklich bin. Jemand, den ich vom Galgen aus ansehen und erkennen kann.« Er sah Grey an, ein schwaches Lächeln auf den Lippen.
    »Ich weiß nicht, wer und was Ihr seid, Grey, und es ist mir auch gleichgültig. Aber Ihr wisst, wer und was ich bin und warum ich wirklich sterbe. Das erfüllt den Zweck.«
    Grey fühlte sich, als hätte ihm plötzlich jemand den Stuhl weggezogen.
    »Ihr möchtet, dass ich Eurer Hinrichtung beiwohne?«
    Sein Tonfall musste etwas von dem Unglauben ausgedrückt haben, den er empfand, denn der Hauptmann warf ihm einen ungeduldigen Blick zu.
    »Wenn ich Zeit hätte, würde ich Euch eine gravierte Einladung schicken«, sagte er.
    Grey wünschte, er hätte eine zusätzliche Brandyflasche für sich selbst mitgebracht. Er rieb sich langsam den Nasenrücken.
    »Und warum genau rechnet Ihr damit, dass ich Euch diese - Ihr werdet mir verzeihen, wenn ich sie als seltsam bezeichne - Bitten erfülle?«
    Bates lächelte schief.
    »Sagen wir es einmal so. Ihr schwört mir, dass Ihr dafür sorgt, dass Susie sicher zu ihrem Bruder in Irland gelangt und dass ich sicher an mein Ziel gelange, wo auch immer das sein mag. Und ich sorge dafür, dass Hubert Bowles niemals Euren Namen in meiner Handschrift zu Gesicht bekommt.«
    Grey kniff die Augen zu.
    »Und was sollte dort stehen?«
    Bates zog die Augenbraue hoch.
    »Spielt das eine Rolle?«
    Grey benötigte genau einen Atemzug, um die Möglichkeiten gegeneinander abzuwägen.

    »Nein, das tut es nicht. Abgemacht.« Er hielt einen Moment inne. »Vertraut Ihr meinem Wort?«
    »Offizier und Gentleman«, wiederholte Bates mit einer Spur von Reue. »Außerdem bleibt mir wohl kaum eine Wahl,

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