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Die Suende der Engel

Die Suende der Engel

Titel: Die Suende der Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte Link
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ein schon fast sommerlicher Tag heute, nicht?«
    »Hoffentlich hält der Sommer, was dieser Frühling verspricht«, erwiderte Andrew und kramte sein Geld hervor. Janet, die ihn eindringlich musterte, stellte zum ersten Mal an diesem Tag fest, daß der dunkelblaue Pullover, den er trug, handgestrickt war: Er enthielt einige, irgendwie
liebenswert anzusehende Unregelmäßigkeiten. Janet fragte sich, wer ihn gestrickt haben mochte. Andrews Frau?
    Sie verließen den Gasthof und gingen zum Auto zurück. Die Dunkelheit nahte jetzt rasch. Als sie im Wagen saßen, fragte Janet: »Er hat die Frauen also in diesem Haus getötet?«
    Andrew startete das Auto, sah konzentriert auf die Straße, so, als versuche er sich von dem, was er sagte, nicht zu stark gefangennehmen zu lassen. »Er hat sie zu Tode gequält. Ich habe die Leichen gesehen; erspare mir bitte die Einzelheiten. Er hat sie dann in einem ehemaligen Schuppen neben dem Haus notdürftig verscharrt...«
    »Habt ihr ihn in dem Haus aufgegriffen? Da auf ihn gewartet?«
    Andrew schüttelte den Kopf. »Dafür war er zu schlau. Er ist nie wieder dort aufgetaucht. Nein, nach den Angaben des entflohenen Opfers wurde ein Phantombild gezeichnet, das in Presse und Fernsehen erschien. Wir erhielten einen anonymen Anruf, vermutlich aus der Nachbarschaft von Fred Corvey - so heißt der Mann. Als wir dort auftauchten, fanden wir Corvey in hoffnungslos betrunkenem Zustand vor. Er gestand sofort alles.«
    »Er hat gestanden?«
    »Dieses erste Geständnis hätte niemals irgendeine Beweiskraft, denn er war, wie gesagt, betrunken. Als er wieder nüchtern war, haben wir ihn vernommen. Er wurde natürlich auf seine Rechte hingewiesen, darauf, daß er die Aussage verweigern kann, daß aber alles, was er dennoch sagt, gegen ihn verwandt werden kann. Er erklärte, das habe er begriffen, und bekannte sich abermals aller gegen ihn erhobenen Vorwürfe für schuldig. Darüber hinaus sagte er nichts.«
    »Hast du ihn noch öfter vernommen?«

    Andrew hob bedauernd die Schultern. »Darf ich nicht. Vernehmungen finden ganz zu Anfang statt. Nach der Verhaftung ist nichts mehr möglich.«
    »Aber du hast ein Geständnis!«
    »Ja. Und ich habe Anklage erhoben. Ich hoffe, das war kein Fehler. Denn über das Geständnis hinaus habe ich nichts in der Hand.«
    »Gibt es trotzdem eine Verhandlung?«
    »Es fand eine Vorprüfung statt, und der Richter hat entschieden, daß es auch zur Hauptverhandlung kommt. Ein Geständnis ist natürlich ein schwerwiegendes Beweismittel. Und in der englischen Justiz ist es anders als in der deutschen: Zu Beginn der Hauptverhandlung wird der Angeklagte gefragt, ob er schuldig oder nicht schuldig ist. Bekennt er sich schuldig, kann praktisch sofort das Urteil gefällt werden, ohne jede weitere Beweisaufnahme. Das heißt, wenn Corvey dabei bleibt, kann nichts schiefgehen.«
    »Und du meinst, er bleibt vielleicht nicht dabei?«
    »Ich hab’ so ein dummes Gefühl...«
    »Aber«, beharrte Janet, »er hat ein Geständnis abgelegt. Er ist auch unterrichtet worden, daß dies als Beweis gegen ihn verwandt wird. Du hast gerade gesagt, es ist ein schwerwiegendes Beweismittel. Er wird nicht einfach sagen können, haha, ich hab’ nur Spaß gemacht!«
    »So einfach ist es natürlich nicht. Aber es sind schon Sachen passiert... vielleicht sehe ich auch nur unnötig schwarz.«
    »Es gibt doch noch die Frau, die ihm entkommen konnte?«
    »Ich vermute, sie hat Angst vor dem Tag, an dem er entlassen wird. Jedenfalls hat sie bei der Gegenüberstellung einen Rückzieher gemacht. Sie konnte ihn nicht zweifelsfrei identifizieren.«

    »In dem Haus muß es Fingerabdrücke geben!«
    »Nein. Corvey ist verdammt clever. Er trug immer Handschuhe. Außer von den Opfern ist da kein Fingerabdruck. Es gibt Fußspuren im Staub, deren Größe mit Corveys Schuhgröße übereinstimmt, aber wir haben nirgendwo bei ihm Schuhe mit dem entsprechenden Profil gefunden. Natürlich hatte er auch jede Menge Zeit, sie verschwinden zu lassen. Sogar sein Kombi ist fort.«
    »Er hatte einen Kombi?«
    »Einen uralten. Den hat er am Tag vor seiner Festnahme verschrotten lassen.«
    »Das ist doch mehr als verdächtig!«
    »Natürlich. Ich weiß ja auch, daß er es war. Aber sein Verteidiger wird alle diese Punkte der Anklage aus der Hand schlagen. Es ist nicht verboten, ein Auto verschrotten zu lassen.«
    »Die müssen aber sehr schnell gearbeitet haben auf diesem Schrottplatz.«
    »Ich nehme an, er hat irgend jemandem Geld

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