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Die Suende der Engel

Die Suende der Engel

Titel: Die Suende der Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte Link
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Du...«
    »Ach! Du möchtest mich sehen mit Dauerwelle, Twinset und Perlenkette, oder wie?«
    »Quatsch. Aber es müssen doch nicht immer Schockfarben sein, in die du dich hüllst. Und - nimm mir’s nicht übel, aber man sieht deinen Klamotten auf hundert Schritte Entfernung an, daß sie von den billigsten Wühltischen kommen. Ich kann mir absolut vorstellen, daß jeder Chefredakteur zurückzuckt, wenn du daherkommst!«
    »Weil sie alle oberflächliche Scheißer in Nadelstreifen sind.«
    »Du mußt dich irgendwie mit ihnen arrangieren, wenn du von ihnen bezahlt werden willst, Mami!«
    »Da hab’ ich ja eine richtige kleine Anpasserin großgezogen«, sagte Karen aggressiv.
    Dana zuckte mit den Schultern. »Vielleicht bin ich nur ein bißchen cleverer als du. Ich will nicht so wie du eines Tages nur von der Hand in den Mund leben und nie wissen, wie ich die nächste Miete bezahle. Und es kommt ja noch etwas hinzu. Deinen absurden Aufzug könntest du dir sicher eher leisten, wenn du auf der anderen Seite eine wirklich großartige Journalistin wärst, die...«
    »Oh - meine diesbezüglichen Fähigkeiten werden mir jetzt auch noch abgesprochen?«
    »Nicht, was dein Schreiben angeht. Aber deine Arbeitsweise stimmt einfach nicht. Du hast noch niemals einen Artikel pünktlich abgeliefert. Du hast dich noch nie an Absprachen und Vereinbarungen gehalten. Deine Arbeit bestand im wesentlichen darin, Flüge zu versäumen, Interviewpartner in Hotelfoyers stundenlang warten zu lassen und meditierend in deinen jeweiligen Unterkünften
zu sitzen, während andere draußen für ihre Reportagen recherchierten und diese dann termingerecht in Satz gaben. Du bist für jede Zeitung untragbar, Mami!«
    »Und du hast dich ja phantastisch im deutschen Establishment eingegliedert. Zuverlässigkeit, Pünktlichkeit, Ordnung! Ja, um dich muß man sich nicht sorgen. Du wirst eine aalglatte Karriere machen. Paß nur auf, daß du auf dem Weg nach oben nicht ständig auf deiner eigenen Schleimspur ausrutschst!«
    Dana stand auf. »Du spuckst mal wieder richtig Gift und Galle heute«, sagte sie, »und du weißt ganz genau, daß du ungerecht bist. Du weißt, wie sehr gerade ich überall anecke und wie man über mich redet. Doch ich mache mir nichts daraus. Aber du, du bist ein richtiger Jammerlappen und eine Pseudounangepaßte. Du willst leben, wie es dir paßt, du willst dich an keinerlei Konventionen oder Regeln halten, und du findest das unheimlich toll von dir, aber du kriegst das ganz große Heulen, wenn du dann auch mit den unangenehmen Konsequenzen zurechtkommen mußt. Und damit ist deine Verweigerung einfach nicht überzeugend. So, wie du das machst, beeindruckt man niemanden.«
    »Bist du fertig?« fragte Karen kalt. Diese Kälte war jedoch gespielt, das merkte Dana. Vielleicht war sie zu hart gewesen, hatte zu unverblümt gesagt, was sie dachte. Mami war nicht in der Verfassung für ein Grundsatzgespräch.
    »Tut mir leid«, sagte sie, »ich wollte dir nicht weh tun.«
    »Du bist schon ganz schön umgekrempelt von deinen Freunden«, meinte Karen. Ganz allmählich bekam ihr Gesicht einen Anflug von Farbe, aber sie sah noch immer hundeelend aus. »Die Lebensmaximen von dem feinen Herrn Staatsanwalt haben es dir wohl angetan.«
    »Für dich gibt es nur Schwarz oder Weiß. Wenn man
nicht so ist wie du, dann ist man total spießig und angepaßt. Dazwischen läßt du nichts zu!«
    »Wie gut, daß du so differenziert bist!«
    Dana seufzte. Mit Karen war heute nicht zu reden. Jedes Gespräch konnte nur in einer Verbalschlacht enden. Wenn Karen Streit wollte, war dem nicht auszuweichen.
    »Ich werde für ein paar Tage fort sein«, sagte sie.
    Karen sah sie ohne besonderes Interesse an. »Ja?«
    »Ich fahre nach Südfrankreich.«
    »Oh!« Jetzt grinste Karen und sah zum erstenmal an diesem Morgen etwas weniger alt und verlebt aus. »Du kannst es also nicht lassen. Die arme Tina bekommt ihr Kindermädchen, ob sie will oder nicht!«
    »Unsinn. Ich fahre nicht als Kindermädchen zu ihr. Ich werde die beiden auch nicht weiter belästigen. Man kann sich ja ab und zu sehen und ein bißchen Spaß haben.«
    »Der Herr Staatsanwalt hat mir schon gesagt, daß du das vorhast. Er war sehr besorgt. Ich soll dich auf keinen Fall trampen lassen. Dabei kann zuviel passieren, meint er.«
    Dana zuckte mit den Schultern. »Er meint es sicher gut. Aber mir ist noch nie etwas passiert. Außerdem hab’ ich kein Geld für den Zug.«
    Karen stellte das leergetrunkene Glas

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