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Die Suende der Engel

Die Suende der Engel

Titel: Die Suende der Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte Link
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jungen Mädchen das Trampen zu verbieten.«
    »Kann sein. Aber es ist übertrieben, ein junges Mädchen so zu beglucken, wie Sie das tun. Ich meine das jetzt nicht böse, verstehn Sie? Es ist nur... nur nicht mehr zeitgemäß!«

    »Kann sein«, sagte er, die gleichen Worte wie sie benutzend. Der Kellner brachte die Drinks und nahm die Essensbestellung auf. Als er fort war, sagte Karen: »Sie sind schon lange Witwer, nicht?«
    »Seit sechzehn Jahren.«
    »Haben Sie nie daran gedacht, wieder zu heiraten?«
    Statt einer Antwort fragte er zurück: »Und Sie? Sie sind doch auch schon ziemlich lange geschieden.«
    »Ich war nie verheiratet. Dana ist unehelich geboren. Sie war ein Unfall, für mich eine Katastrophe zuerst!« Sie bemerkte seinen Gesichtsausdruck und lachte. »Eben haben Sie gedacht: Typisch! Genau, was man von ihr erwartet. Ein uneheliches Kind, und das noch aus lauter Unachtsamkeit! Paßt doch ins Bild, nicht?«
    »Es erstaunt mich nicht zu sehr, nein.«
    »Hätte Ihnen nie passieren können, wie? Ich wette, Tina war auf die Minute geplant. Sie würden nicht mal im Bett die Kontrolle über sich verlieren.«
    »Vermutlich nicht.«
    »Danas Vater zahlt immer noch Geld für sie. Jeden Monat, obwohl ich nichts verlangt habe. Allerdings verdient er auch nicht schlecht. Ich meine, es tut ihm nicht weh, das kann man nicht sagen. Sein Geld ist meine Rettung. Meist hebt uns das gerade so über die Runden.«
    »Warum arbeiten Sie nicht?«
    »Oh-das ist eine gute Frage! Ja, warum wohl nicht? Ich krieg’ keinen Job, das ist die beschissene Wahrheit!«
    »Haben Sie sich bemüht?«
    »Klar. Aber ich hab’ einen schlechten Ruf in der Branche. Dana hat recht. Ich bin zu unzuverlässig, zu schlampig. Unpünktlich, pflichtvergessen. Und ich laufe herum wie eine Vogelscheuche.«
    »Das ließe sich ja ändern«, sagte Michael vorsichtig.
    Sie starrte ihn an. »Was?«

    »Na, das alles. Pünktlichkeit und Zuverlässigkeit sind wirklich erlernbar.«
    »Das sagen Sie so leicht. Für Sie war das bestimmt nie ein Problem. Ich wette, Sie kommen aus einer Offiziersfamilie. Ihr Vater war General oder Oberst oder so was!«
    »Falsch, Wette verloren.« Er lächelte. »Mein Vater war protestantischer Pfarrer.«
    »Das gibt’s doch nicht!« Sie ließ den Strohhalm, den sie sich gerade genießerisch zwischen die Lippen geschoben hatte, aus ihrem Mund gleiten.
    »Meiner auch!«
    »Nicht zu fassen! Dann haben wir ja doch eine Gemeinsamkeit.«
    »Einen Pfarrer als Vater zu haben ist in jedem Fall ein Problem«, sagte Karen, »wie man an uns sieht, nicht? Wir haben uns ziemlich extrem entwickelt. Ich denke...« Sie unterbrach sich, denn ein bärtiger, knapp fünfzigjähriger Mann in gestricktem Pullover trat an ihren Tisch.
    Übriggebliebener Achtundsechziger, dachte Michael genervt.
    Karen stieß einen Schrei aus, sprang auf und fiel dem Fremden um den Hals.
    »Peter!« Sie küßte ihn ab und wandte sich an Michael. »Das ist Peter! Mein ehemaliger Kollege. Wir hatten eine saugute Zeit zusammen.«
    Michael erhob sich höflich und gab Peter die Hand. Einen flüchtigen Moment lang bedauerte er, daß seine Unterhaltung mit Karen unterbrochen worden war.
    Überraschenderweise hätte es ihn interessiert, mehr über sie zu erfahren.
     
     
    Sie hatte keineswegs unbedingt in die Diskothek gewollt. Sie hatte lediglich auf deren Vorhandensein hingewiesen. Als sie das Restaurnat verlassen hatten, Mario noch immer
in grimmiges Schweigen versunken, und die Straße überquerten, um zu ihrem Wagen zu gelangen, war Tina das fensterlose, flache Gebäude mit dem flimmernden »Discothèque«-Schild aufgefallen. Dröhnende Musik klang aus der Tür. Ein paar Jugendliche lungerten rauchend im Eingang herum, zwei kichernde Mädchen in Leggings und Stöckelschuhen kauerten auf der Bordsteinkante und beobachteten das Leben und Treiben ringsum.
    »Schau mal, hier gibt es sogar eine Disko!« sagte Tina.
    Mario nahm ihren Arm, sein Griff war eine Spur zu hart, um liebevoll zu sein. »Komm. Gehen wir hinein.«
    »Wir müssen nicht...«
    »Doch. Du wolltest doch noch irgendwo hingehen. Das sagtest du. Oder täusche ich mich? Sagtest du das nicht?«
    »Es war ein Vorschlag. Aber nur, wenn du auch...«
    Er hörte gar nicht weiter zu, sondern überquerte bereits die Straße, Tina hinter sich herziehend, direkten Kurs auf die Diskothek nehmend.
    Im Grunde handelte es sich wirklich nur um einen Schuppen, klein, stickig, mit niedriger Decke. Mit ein paar simplen

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