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Die Suende der Engel

Die Suende der Engel

Titel: Die Suende der Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte Link
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Gleich darauf heulte der Motor wütend auf.
    »Los, schnall dich an«, befahl Mario. Mit zitternden Händen befestigte Tina den Gurt.
    »Wir hätten bleiben müssen«, sagte sie, »wenigstens sehen müssen, ob wir helfen können.«
    »Wem helfen? Diesem Bastard, der dich angestarrt hat wie eine Hure?« Das Auto schoß rückwärts aus der Parklücke.
Mario legte krachend den ersten Gang ein. Die Reifen quietschten.
    Er ist verrückt. Er ist krank. Er ist vollkommen wahnsinnig.
    In überhöhter Geschwindigkeit rasten sie aus dem Ort hinaus. Wäre ihnen irgend jemand vor den Wagen gekommen, Mario hätte keine Chance gehabt, zu bremsen. Aber niemand kreuzte ihren Weg, nicht einmal ein Polizist. Sie benahmen sich wie völlig betrunkene Verkehrsrowdys, aber niemand stoppte sie.
    Unbehelligt verschwanden sie in der einsetzenden Nacht.
     
     
    Auf den letzten Stufen zur Wohnungstür hörten sie das Telefon läuten. Andrew schloß, so rasch er konnte, die Tür auf und lief ins Wohnzimmer, aber gerade als er die Hand nach dem Telefonhörer ausstrecken wollte, verstummte das Klingeln.
    »Zu spät«, sagte er.
    Janet war ihm gefolgt und trat nun ebenfalls ins Zimmer. Sie blickte auf ihre Armbanduhr. »Es ist halb elf! Wer ruft denn um die Zeit noch an?«
    Andrew zuckte mit den Schultern. »Keine Ahnung. Aber er wird es sicher wieder versuchen.«
    Sie hatten viel früher von Cambridge zurücksein wollen, aber eine halbe Stunde vor London hatte es einen Unfall gegeben, und sie hatten eine Ewigkeit im Stau stehen müssen. Sie waren beide ziemlich erschöpft, als sie endlich ankamen.
    »Möchtest du noch etwas trinken?« fragte Andrew nun.
    Janet schüttelte den Kopf. »Ich glaube, ich will nur schlafen. Ich bin hundemüde.«
    »In Ordnung. Ich komme auch gleich.«

    Janet ging ins Schlafzimmer, zog sich aus, ließ ihre Sachen achtlos dort liegen, wo sie sie gerade abgestreift hatte. Als sie im Bad ihre Zähne putzte und dabei ihrem Spiegelbild begegnete, erstaunte sie die unvermittelte Blässe, die sich über ihre Wangen gelegt hatte. Sie wußte, warum sie sich auf einmal so elend fühlte, hätte aber nicht gedacht, daß man es ihr ansehen konnte. Ein Instinkt sagte ihr, daß der erfolglose Anrufer Phillip gewesen war. Er vermutete sicher, daß sie sich bei Andrew Davies aufhielt, und es hatte ihn wohl kaum Mühe gekostet, die Nummer herauszufinden. Er würde wieder anrufen, und irgendwann würde sie sich stellen müssen. Er hatte ein Gespräch verdient, eine Erklärung, eine Entschuldigung. Und Aufklärung darüber, wie ihre weiteren Pläne aussahen. Sie mußte ihn unterrichten, daß sie die Scheidung wollte. Nach fünfundzwanzig Jahren.
    Ihr Magen krampfte sich plötzlich zusammen, und sie fürchtete schon, sich übergeben zu müssen. Es kam nicht soweit, sie atmete tief durch und legte beide Hände in einer beschwichtigenden Geste auf ihren Bauch.
    Sie ging ins Schlafzimmer, legte sich ins Bett, löschte das Licht, aber auf einmal war ihre Müdigkeit verflogen und hatte einer nervösen Unruhe Platz gemacht. Sie wälzte sich von einer Seite auf die andere, schaltete schließlich das Licht wieder ein und schaute auf die Uhr. Viertel nach elf. Wo blieb nur Andrew? Sie stand auf und tappte, wie sie war - barfuß, in Slip und weißem T-Shirt - ins Wohnzimmer.
    »Andrew?«
    Alles blieb dunkel und still. Auch in der Küche war niemand. Janet überquerte den Flur, öffnete leise die Tür, die zu Andrews Arbeitszimmer führte.
    Er saß am Schreibtisch, vor sich eine Akte, in deren aufgeschlagene Seiten er hineinstarrte, als warte er auf
eine Offenbarung. Er bemerkte Janet nicht. Sie konnte sein von der Schreibtischlampe beleuchtetes Profil sehen und bemerkte, wie verspannt er sein mußte. Seine Lippen preßten sich aufeinander. Dann registrierte er wohl den Luftzug und schaute zur Tür. Zwischen seinen Augen stand eine steile, angestrengte Falte.
    »Janet! Ich dachte, du schläfst schon!« Seine normale Stimme schien nicht recht zu seinem grimmigen Gesichtsausdruck zu passen. Nur langsam glätteten sich seine Züge.
    »Ich kann nicht schlafen«, sagte Janet kläglich. Sie trat näher, schaute auf die Akte. »Was ist das?«
    »Ach!« Mit einer entschlossenen Handbewegung klappte Andrew den Deckel zu. »Der Fall Corvey. Mein Problem heute abend.« Er stand auf, berührte mit dem Finger sacht Janets Wange. »Und welches ist deines?« fragte er leise.
    »Phillip.«
    Was sie sagte, verwunderte ihn nicht. Er nickte verstehend.
    »Es ist... es

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