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Die Sünde in mir

Die Sünde in mir

Titel: Die Sünde in mir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alegra Cassano
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zählen. Erst hat Oma mir immer dabei geholfen, aber ich habe das so oft gemacht, dass ich es jetzt alleine kann. Pik ist die zweite Reihe von oben und die Neun ist die dritte Karte von links. Ich lege sie dort hin und nehme die Karte in die Hand, die vorher an diesem Platz gelegen hat. Es ist die Karo Sieben. Das ist leicht! Karo ist unter Pik und die Sieben ist die erste Karte in der Reihe. Ich lege sie dorthin und nehme die auf, die dort gelegen hat. Herzdame, meine Lieblingskarte. Die Frau darauf ist so schön und sie hat eine Rose in der Hand.
    Ich schaue kurz zu Frank. Der sieht mir zwar zu, aber so komisch. Als wenn er muss. Ich kann nicht sagen, was es ist, aber er ist anders als sonst und das macht mich traurig.
    Herz ist die erste Reihe. Ich zähle von vorne: „Sieben, acht, neun, zehn, Bube, Dame.“ Hier kommt sie also hin. Ich nehme die Karte auf, die an dem Platz gelegen hat, aber ich habe ein schlechtes Gefühl. Die Herz Sieben darf nicht kommen! Dann ist das Spiel zu Ende! Ich drehe die Karte nicht um, halte sie nur in der Hand.
    „Nicht die Herz Sieben“, flüstere ich und puste auf die feste Pappe. Dann sehe ich nach. Es ist die Herz Sieben! Ich starre sie böse an, lege sie aber dann an ihren Platz. Jetzt habe ich keine Karte mehr, die ich aufheben kann, denn dort hat ja keine gelegen. Eigentlich wäre das Spiel nun vorbei.
    Ich schaue wieder zu Frank. Er hat den Kopf in die Hände gestützt, als wäre er für seinen Hals zu schwer. Was hat er denn nur? Hat ihm jemand wehgetan? Mein Herz krampft sich zusammen. Ich will nicht, dass ihm jemand wehtut! Frank ist hier mein einziger Freund. Soll ich ihn fragen?
    Ich sehe auf mein Bett und auf die ordentlich verteilten Karten. Vielleicht nehme ich einfach die Nächste hoch? Es sieht ja keiner. Ich strecke die Hand nach der Karte aus, die auf dem Platz der Herz Acht liegt. Hoffentlich ist sie dort nicht richtig.
    „Kleine Sünden bestraft der liebe Gott sofort“, hat Oma immer gesagt. Vielleicht ist es ja eine Sünde, wenn man ein Spiel falsch spielt? Soll ich doch lieber alle Karten neu mischen? Ich kann sie ja auf der Matratze durcheinander machen und dann einsammeln. Unschlüssig starre ich die Karten an.
    Dann halte ich es nicht mehr aus. Ich rutsche vorsichtig vom Bett, damit nichts herunterfällt. Ich gehe zu Frank hinüber. Kurz vor ihm bleibe ich stehen, die Hände auf dem Rücken verschränkt, weil ich nicht weiß, ob er gerne umarmt werden möchte. Ich mag auch nicht angefasst werden, jedenfalls nicht von jedem. Ich scharre nervös mit dem Fuß. Jetzt, wo ich hier stehe, weiß ich gar nicht mehr, was ich sagen wollte. Ich möchte nur nicht, dass er traurig ist.
    Frank sieht mich an und versucht zu lächeln, aber es gelingt ihm nicht richtig.
    „Bist du traurig“, frage ich.
    Er nickt.
     
     
     
     
     
     
     
     

Kapitel 36
    Früher
     
     
    „Was?!“, schreit Papa. Mama hat ihm von der Untersuchung erzählt und davon, was die Ärztin gesagt hat. Ich stehe mit weichen Knien im Flur. Alles habe ich nicht verstanden, was die Ärztin mit Mama geredet hat. Mir haben sich nur die Worte: „Nicht in die Schule“, ins Gedächtnis gebrannt.
    „Will die etwa sagen, ich kann mein Kind nicht richtig versorgen?!“, schreit Papa. „Will die etwas sagen, wir kümmern uns nicht richtig um sie?!“
    Mama kommt kaum dazu, etwas zu entgegnen. Sie versucht es, aber Papa ist so wütend, dass er sie nicht ausreden lässt. Und ich bleibe hinter ihr und meine Beine zittern immer stärker.
    „Und überhaupt, wer soll das denn alles bezahlen?“, fragt Papa.
    „Das übernimmt doch die Krankenkasse“, versucht Mama ihn zu beruhigen.
    „So?! Und wer bezahlt die Sachen, die sie mitnehmen muss? Auch die Krankenkasse?!“
    Papa schüttelt den Kopf und schnauft ein paar Mal, wie ein Pferd. Dann geht er auf Mama zu und guckt ihr über die Schulter. Er sieht mich hinter ihr stehen und schiebt Mama aus dem Weg. Ich weiß nicht, ob ich stehen bleiben soll, aber meine Beine sind so schwach, dass ich gar nicht in mein Zimmer laufen kann. Papa packt mich am Arm und zieht mich vor.
    „Werner!“, sagt Mama und es klingt wie eine Warnung. Ich drehe den Kopf zu ihr, aber Papa packt mein Kinn und dreht ihn zurück.
    „Hier spielt die Musik, Fräulein!“
    Er setzt sich auf einen Küchenstuhl und wir könnten uns jetzt direkt in die Augen sehen. Ich gucke aber lieber auf den Boden.
    „Was hast du dir dabei gedacht?!“, fährt er mich an und drückt mein Kinn

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