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Die Sünde in mir

Die Sünde in mir

Titel: Die Sünde in mir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alegra Cassano
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Professor.
    Frank starrte den Kasten an, der den elektronischen Impuls auslösen würde. Er sah ähnlich aus wie ein Defibrillator, den man für Elektroschocks am Herzen anwendete.
    Professor Wieland setzte die Elektroden des Gerätes am rechten und linken Schläfenlappen an und löste per Knopfdruck den Impuls aus. Ein Klickgeräusch war zu hören, sonst nichts. Frank sah auf den Monitor, der die Hirnströme aufzeichnete. Dort waren die Ausschläge des Krampfanfalls deutlich zu sehen. Als die Wellen sich wieder normalisierten, nickte der Professor dem Anästhesisten zu, der die Patientin die ganze Zeit mit einer Sauerstoffmaske beatmet hatte. Bei so einer kurzen Narkose, die maximal zehn Minuten dauerte, war keine Intubation nötig. Nachdem alles vorbei war, konnte die Patientin nun wieder geweckt werden.
    „Das war alles?“, fragte Frank irritiert.
    „Was haben Sie denn erwartet?“, fragte der Professor amüsiert.
    „Und das soll helfen?“ Frank konnte es immer noch nicht fassen.
    „Das werden wir sehen. Allerdings reicht eine Behandlung nicht aus. Wir müssen schon eine Serie von sechs bis zwölf Sitzungen machen. Allerdings halte ich mehr als zwei in der Woche für kontraindiziert.“
    „Was passiert jetzt?“, wollte Frank wissen.
    „Normalerweise würde sie in den Aufwachraum kommen, aber da sie sowieso auf der Intensiv liegt, können wir sie auch direkt dorthin bringen. Wichtig ist die Kontrolle der Vitalwerte.“
    „Darf ich die Patientin begleiten?“
    „Aber natürlich. Dann kann ich mir den Weg sparen. Kommen Sie danach bitte noch einmal zu mir. Ich möchte Ihnen von dem Gespräch mit der Tochter der Patientin berichten.“
     
     
     
     
     
     
     
     

Kapitel 83
     
     
     
     
    Alle stehen um mich rum. Was ist denn los? Ich sehe sie nur wie durch einen Nebel und höre die Worte, als wären sie auf langsam gestellt, wie bei einer Schallplatte, die in der falschen Geschwindigkeit läuft. So gedehnt. Ich kann den Sinn nicht verstehen.
    Dann weiß ich nichts mehr, bis zu dem Blitz. Grell und blendend strahlt Licht mich an, wie ein Scheinwerfer, sodass ich fast nichts mehr sehe, aber nur fast. Hinter dem Licht meine ich ein Messer zu erkennen. Es ist lang mit einem schwarzen Griff und einer Klinge, die silbern glänzt. So wie meine Messer zu Hause. Die Helligkeit lässt nach und meine Augen entspannen sich. Jetzt ist da kein Messer mehr. Ich sehe ein Gesicht. Ich weiß, dass ich diesen Mann kenne. Aber woher?
    Ich bin so müde und dankbar, als Schlaf mich umfängt. An nichts mehr denken ist schön.
     
     
    „Es geht ihr gut. Keine Sorge, wir passen schon auf sie auf. Rufen Sie den Ehemann an?“ Dr. Sanders übernahm auf seiner Station sofort wieder das Kommando. Frank nickte. Er wollte Nicole nicht alleine lassen, aber sie schlief und war hier in guten Händen. Außerdem sollte er ja noch zum Professor kommen, um sich darüber zu informieren, was Nicoles Tochter bei ihrem Besuch gesagt hatte.
     
     
    „Sie hat sich besser im Griff, als ich dachte“, erklärte Professor Wieland, „sie ist eine starke, junge Frau.“
    Frank bedauerte, Denise, Nicoles Tochter nicht kennengelernt zu haben.
    „Sie hat etwas sehr Interessantes erzählt“, fuhr der Professor fort, „, und zwar ging es um den Moment unmittelbar vor der Tat.“
    Frank lauschte gespannt.
    „Frau Schütz hat am Boden gekniet, weil sie mit einem Messer versuchte, das Sieb aus der Spülmaschine zu entfernen. Ihre Perspektive war also die eines Kindes. Wenn nun jemand hereinkam, von dem sie sich bedroht fühlte, kann ich mir vorstellen, dass sich ihr Überlebensinstinkt durchgesetzt hat. Manch einer würde salopp sagen, dass ein paar Sicherungen bei ihr durchgebrannt sind. Der Techniker, der wegen der defekten Spülmaschine gekommen war, hatte entweder Ähnlichkeit mit jemandem oder er hat etwas gesagt oder getan, dass diese heftige Reaktion bei Frau Schütz auslöste.“
    Frank nickte abwesend. Er stellte sich die Situation gerade vor. Die niedrige Perspektive konnte durchaus dazu beigetragen haben, dass Nicole die Situation als bedrohlich empfand. Das konnte er nachvollziehen.
    „Ich denke, dass das Messer zum Einsatz kam, weil sie es gerade in der Hand hatte. Sie hat nicht darüber nachgedacht, was sie tat. Sie hat es auch nur für den einen Schnitt in den Unterleib benutzt. Entweder wurde ihr dann klar, was sie in der Hand hielt, oder es ist ihr einfach heruntergefallen.“
    „Aber warum hat sie weiter gemacht?“, fragte

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