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Die Sünde

Die Sünde

Titel: Die Sünde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Toni Feller
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er wusste, dass diese Geräte nicht nur eine hohe Spannung produzierten, sondern bei Körperkontakt höllische Schmerzen verursachten und Menschen in einen gefährlichen Schockzustand bringen konnten. Im ungünstigsten Fall konnte sogar der Tod eintreten.
    Schicksalergeben betrat Otte die offene Zelle. Der Aufpasser blieb in der Tür stehen. Er zeigte mit dem Elektroschocker auf einen Pappkarton, der auf dem Fußboden stand.
    »Darin findest du die Schlüssel für deine Fesseln. Schließ sie auf und leg sie anschließend samt Schlüssel in den Karton. Danach ziehst du dich aus, du Dreckschwein, und zwar nackt bis auf die Haut. Deine Klamotten packst du ebenfalls da rein! Ich wiederhole mich nicht gerne. Wenn du nicht tust, was ich sage, werde ich dir mit dem Ding auf die Sprünge helfen, ist das klar?« Mit diesen Worten betätigte er den Elektroschocker, und Otte sah, wie sich zwischen den Elektroden ein bizarrer blauer Lichtbogen bildete. Gleichzeitig drang ein prasselndes Geräusch an sein Ohr, ähnlich wie es beim Schweißen entsteht.
    Otte nickte, begab sich zu dem Karton, entnahm daraus den kleineren Schlüssel, von dem er annahm, er könnte zu den Handschließen gehören, und löste sie damit problemlos. Anschließend befreite er sich von seinen Fußfesseln. Er stöhnte, als er das harte Metall endlich von seinem linken Fuß streifen konnte. Das Fußgelenk war sichtbar angeschwollen, blutete an der Innenseite und tat höllisch weh.
    Kaum hatte er sich von der Fesselung befreit und die ersten Gedanken über einen möglichen Fluchtversuch geordnet, herrschte ihn auch schon der Uniformierte an.
    »Ein bisschen dalli, wenn ich bitten darf! Oder muss ich dir auf die Sprünge helfen?«
    Otte sah, wie der Lichtbogen wieder zwischen den Elektroden aufblitzte und sein Aufpasser dreckig grinste. Er war sich absolut sicher, dass dieser keinen Moment zögern würde, ihn mit diesem Folterinstrument zu traktieren. Er hatte sogar das Gefühl, dass es diesem uniformierten Sadisten die hellste Freude machen würde, sein Werkzeug an ihm auszuprobieren, sobald er ihm den geringsten Grund hierzu lieferte.
    Philipp Otte beeilte sich, seine Jacke, sein Hemd, die Schuhe samt Socken und letztlich seine Hose auszuziehen. Fieberhaft überlegte er dabei, ob es nicht irgendeine Möglichkeit gab, seinen Bewacher zu überlisten und zu fliehen. Irgendwie würde er es dann schon schaffen, aus diesem Gefängnis herauszukommen. Denn hätte sich erst einmal die Tür hinter ihm geschlossen, wäre es aus und vorbei. Er war jetzt 66   Jahre alt und hätte in Freiheit noch einiges an Leben vor sich.
    Brüllend holte ihn der Uniformierte aus seinen Gedanken: »Alles, habe ich gesagt!«
    Erschrocken zog Otte rasch seine Unterhose nach unten. Aus den Augenwinkeln versuchte er, die Lage abzuschätzen. Der andere stand breitbeinig unter der Tür, nur zwei Meter entfernt. Ottes Gedanken schwirrten wie ein Bienenschwarm in seinem Kopf herum. Sobald er aus seiner Unterhose gestiegen war, könnte er mit einem Sprung seinen Bewacher anfallen, ihn zu Boden reißen und kampfunfähig machen. Vielleicht könnte er sogar dessen Folterinstrument an sich bringen, um ihn damit endgültig außer Gefecht zu setzen und weitere mögliche Gegner zu überwältigen. Welche Utopie, dachte er gleichzeitig. Ich, mit meinen gerade mal 70   Kilo und 1,60   Meter Körpergröße, bin alles andere als eine Kampfmaschine. An dem Kerl pralle ich doch ab wie ein Gummiball an einer Betonwand. Der ist mindestens 20   Kilo schwerer und einen Kopf größer als ich.
    »Wieso das denn?« Otte versuchte Zeit zu gewinnen und zeigte auf seine dunklen Boxershorts.
    »Damit du keinen Unfug treibst. Wir wollen nämlich noch möglichst lange Spaß mit dir haben. Ein Schwein wie du bringt es am Ende noch fertig, sich mit seiner eigenen verschissenen Unterhose ins Jenseits zu befördern. Damit wäre der Gerechtigkeit ja mal überhaupt nicht gedient, oder?« Der Uniformierte setzte ein hämisches Grinsen auf.
    »Na, mach schon, oder soll ich ein wenig nachhelfen? Hab nicht ewig Zeit.«
    Otte zögerte. »Und wenn ich Ihnen verspreche …«
    Er kam nicht weiter. Blitzschnell wie eine Kobra schoss der Elektroschocker auf ihn zu. Otte hatte keine Chance zu reagieren. Der Schmerz war so gewaltig, so allgegenwärtig in seinem Körper, dass er sofort gelähmt war und zu Boden stürzte. Er hatte das Gefühl, nie mehr in seinem Leben atmen zu können. Millionen von brennenden Pfeilen trafen jede Zelle

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