Die Suenden der Vergangenheit
überlegte nicht länger und gab ihr den Becher. Gloria trank in tiefen Zügen. Sie machte große Schlucke, überrascht davon, dass der Becher sich nicht heiß, sondern nur handwarm anfühlte und das Getränk darin dickflüssig und ebenfalls fast kalt war. Auf so eine Art von Kaffee stand sie eigentlich nicht, aber es erschien ihr in diesem Moment wie der Himmel auf Erden. Sie spürte förmlich, wie ihre Kraft mit jedem Schluck zurückkehrte.
Sie sah nicht, wie Peter sich um Atem ringend abwandte und versuchte, nicht auf die heftige Duftwolke, die Glorias Körper in diesem Augenblick von sich gab, zu reagieren. Seine Augen leuchteten rot auf, weil das Tier in ihm hinauswollte und die Breed für sich zu beanspruchen gedachte, aber das durfte er unter keinen Umständen zulassen. Gloria war wie eine Tochter für ihn, und er hatte nicht vor, sich ihr unsittlich zu nähern. Seine Eckzähne fuhren heraus und es gelang ihm nicht, diese wieder unter Kontrolle zu bringen. Also musste er sich mit zusammengekniffenen Lippen wieder zu ihr umdrehen, bevor Gloria merkte, dass etwas nicht stimmte. Aber es war schwer. Peter stopfte die Hände in die Taschen seiner Bluejeans, um seine geballten Fäuste zu verbergen.
Nach dem halben Becher und dem Stillen der größten Gier spürte sie Peters Blick erneut auf sich und hielt inne. Irgendetwas an ihm machte sie misstrauisch. Den letzten Schluck, den sie genommen hatte, ließ sie nachdenklich im Mund herum gehen. Etwas war komisch. Hatte er Drogen in den Kaffee getan? War er deswegen so komisch und das Getränk kaum genießbar? Wollte er sie tatsächlich weiterhin hier gefangen halten?
Sie schluckte und machte sich dann langsam am Deckel zu schaffen. Mit einem leisen Knacken gab das Plastik nach. Sie sah hinein, noch bevor Peter sie daran hindern konnte und schrie.
Nico wanderte unruhig den Flur vor Glorias Zimmer auf und ab. Sie machte sich große Sorgen, wie die junge Frau auf die Wahrheit reagieren würde. Sie hatte nur deshalb zugestimmt, dass Cullen allein zu ihr ging, weil Gloria ihm vertraute. Er liebte das Mädchen und würde hoffentlich zu ihrem Besten handeln.
Sie selbst war nach der vergangenen Nacht mehr als gesättigt und hatte darüber beinahe ein schlechtes Gewissen, weil sie sich so wohl und voller Stärke fühlte, obwohl sie kaum vier Stunden geschlafen hatte. Immerhin wollte sie nach Gloria sehen und hatte ihr selbst das Frühstück gebracht, bevor sie nach Hause gefahren war. Damon hatte noch tief und fest geschlafen, da er sich regenerieren musste. Sie war nicht bis an die Grenzen gegangen, aber ihr Körper verlangte nach viel Blut und es war ihr wirklich schwer gefallen, vor der kritischen Grenze mit dem Trinken aufzuhören. Damon hatte absolut recht gehabt, dass sie sich noch in einer Phase der Entwicklung befand. Irgendetwas tat sich in ihr, sie konnte es nur nicht genau benennen.
Sie trug ihre normalen Sachen, auch wenn sie zuerst überlegt hatte, sich einen weißen Kittel überzuziehen. Sie wollte aber keinen falschen Eindruck erwecken. Sie war zwar Krankenschwester, aber Gloria brauchte keine medizinische Hilfe. Nico hatte beschlossen, auf Glorias Fragen ehrlich zu antworten. Es hatte schon genug Lügen in ihrem Leben gegeben.#
Was…?!
Nico zuckte zusammen, als sie den durchdringenden Schrei hörte, der ihre feinen Ohren schmerzhaft zu penetrieren schien. Ihre Umwandlung war noch nicht so weit vorangeschritten, dass sie ihre stärkeren Sinne vor einem solchen Ansturm abschirmen konnte. Sie musste noch sehr viel lernen.
Sie riss die Tür zu dem Zimmer auf und erstarrte entsetzt, als sie erkannte, was der Enforcer getan hatte.
Cullen hatte sie getäuscht!
Sie hatte dem Kaffeebecher kaum Beachtung geschenkt und sich auf sein Wohlmeinen verlassen. Es stand ihm in keiner Weise zu, sich solche Freiheiten herauszunehmen, ohne sich vorher mit ihr besprochen zu haben! Nicos Augen wurden zu schmalen Schlitzen, als sie der Duft frischen Blutes traf und dann beide Duftwolken ihr in die Nase stiegen. Ihre Augen blitzten auf, erhitzten sich und glühten so rot wie noch niemals zuvor. Sie hörte Gloria würgen und weinen. Sie kotzte sich die Seele aus dem Leib, was Nico nur zu gut verstehen konnte.
„Wie konntest du es wagen?!“, rief Nico erbost aus und wusste, dass sie niemals drohend genug klingen würde. Sollte er sie doch weiterhin für klein, schwach und hilflos halten! Das war sie nicht mehr. Sie musste keinen der Krieger rufen, um sich Respekt zu
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