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Die Suenden der Vergangenheit

Die Suenden der Vergangenheit

Titel: Die Suenden der Vergangenheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: May R. Tanner
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verschaffen.
Sie trat auf Peter Cullen zu und packte ihn so schnell mit eisenhartem Griff zwischen Schulter und Hals, dass er kaum zu blinzeln vermochte und vor ihr in die Knie ging. Sie klappten ihm einfach weg, er hatte keine Kontrolle mehr darüber.
    „Es ist eine Sache, wenn Patronas oder Tri’Ora Gloria Blut spenden! Aber das hier geht zu weit! Das kommt sexueller Belästigung gleich und du weißt das ganz genau! Du kannst dich kaum beherrschen oder zurückhalten, weil du Gefühle für sie hast! Ich habe dir vertraut! Du hilfst ihr nur kurzzeitig damit! Und nun? Hörst du sie?!“
Nico schüttelte ihn ungehalten, weil das Weinen langsam verebbte und schließlich erstarb, bis man nur noch ihren rasselnden Atem hörte. Ihr angeblicher Freund hatte Gloria gedemütigt und verraten.
    Nico schnaubte verächtlich: „Ich hoffe, du kannst dich an diesem kurzen Triumph weiden, der auf Kosten Glorias geht! Du hast es nun beinahe unmöglich für mich gemacht, ihr Vertrauen zu gewinnen! Niemand wird sie hier zu etwas zwingen! Gloria ist frei. Darauf hat ihre Tante gezählt. Sie wusste, dass selbst ihr drohender Tod uns nicht zum Handeln bringen würde! Du hast das auch gewusst! Du hättest früher handeln können, aber du hast es vorgezogen, jeden zu hintergehen! Du wirst dich genauso vor dem Orakel rechtfertigen müssen wie Mathilda Burton! Ich kann dir nun nicht mehr helfen! Meine Macht reicht nicht so weit, Enforcer!“
    Nico ließ ihn los und trat von ihm weg. Ihre Augen hörten auf zu glühen, sie sah ihn nur mehr enttäuscht und mitleidig an. Sie empfand immer noch Sympathie für den Mann, aber ihr lag Glorias Wohl, der Unschuldigen, mehr am Herzen. Die Leiden von Catalina und Romana waren allzu gegenwärtig in ihrem Bewusstsein vorhanden.
    „Du solltest nun gehen! Ich bin jedoch sicher, dass du noch von Devena Catalina hören wirst! Du hast wohl vergessen, wem die Sorge um Gloria hier nun unterliegt! GEH!“, verlangte Nico energisch und bereit, ihren Wunsch mit Taten zu unterstreichen.
    Peter Cullen schien einige Sekunden zu brauchen, seine Optionen abzuwägen, dann erhob er sich mit wackeligen Beinen vom Boden. Nico ignorierte den feuchten Schimmer in seinen Augen, der von Reue kündete. Sie kam zu spät. Viel zu spät.
Sie wartete, bis er den Raum verlassen hatte, dann hob sie den Becher auf und stellte ihn auf das Tablett, von dem Gloria nun nichts mehr nehmen würde. Der Tee war sowieso kalt geworden. Sie rief nach der diensthabenden Lost Soul, damit man die Blutflecken vom Boden entfernte. Es sollte hier nicht mehr nach Blut riechen, wenn Gloria aus dem Bad kam. Nico rümpfte die Nase, weil sie den Duft des Enforcers kaum daraus heraus bekam. Sie stellte die Klimaanlage auf die stärkste Stufe, damit die Luft schneller umgewälzt wurde. Die Fenster waren natürlich gesichert und die Läden waren herunter gelassen, damit die Lost Souls hier gefahrlos ein- und ausgehen konnten.
    „Gloria?“ Nico klopfte leise an die Badezimmertür und seufzte mitfühlend.
    „Ich bin es, Nico! Ich habe Peter weggeschickt! Es tut mir leid, dass das passiert ist. Ich stelle dir deine Sachen vor die Tür, wenn du dich frisch machen möchtest. Ich stehe hier draußen am Fenster und warte auf dich. Wenn du Hilfe brauchst, musst du nur rufen. Wein nicht mehr. Es gibt eine Erklärung für das alles, glaub mir bitte!“
    Nico stellte die Tasche auf dem Boden ab und zog sich dann an das Fenster zurück, wo sie die Läden hoch ließ, nachdem die Lost Soul sich zurückgezogen hatte. Sie konnte sich vorstellen, dass Gloria sie gerade alle zum Teufel wünschte, aber sie musste wenigstens versuchen, ihr die Augen ein wenig zu öffnen.

    Wenn ich lange genug hier sitzen bleibe, werden sie mich vergessen.
    Vor Scham und Selbstekel zitternd und schluchzend hockte Gloria neben der Kloschüssel auf dem Boden. Sie traute sich nicht mehr, laut zu weinen. Sie wollte nicht, dass Nico doch noch zu ihr kam. Sie wollte niemanden hören und niemanden sehen. Gut, dass Peter weg war. Sie konnte nicht glauben, sich so in dem Freund ihrer Tante, in ihrem Freund, getäuscht zu haben. Es war so widerlich und furchtbar. Wie konnte er sie nur so belügen? Wessen Blut hatte sie da getrunken und hoffentlich vollständig wieder ausgespuckt? Das eines Tieres oder schlimmer noch, seins?
    Gloria wollte es nicht wissen. Die leisen Tränen fielen ungehemmt und den seelischen Schmerzen leisteten die Körperlichen Folge. Ihr Hals brannte vom Erbrechen und der

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