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Die Suenden der Vergangenheit

Die Suenden der Vergangenheit

Titel: Die Suenden der Vergangenheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: May R. Tanner
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Gloria kannte sie schließlich nicht. Sie war einfach die irre Krankenschwester, die ihr ein paar unangenehme Wahrheiten offenbart hatte.
    „Nein, allwissend sind wir nicht! Aber wir können Gedanken lesen und senden. Telepathie . Du kannst das auch. Ich muss mich gar nicht laut mit dir unterhalten!“, erklärte Nico bereitwillig und wandte sich ab, um Gloria während des Umziehens etwas Privatsphäre zu gönnen. Sonst hatte sie ja nicht viel zu bieten.
    - Du hast Recht, ich muss nicht mehr hungern. Ich musste es auch nicht lange tun. Ich bin gerade 26 geworden und die zwölf Monate kam ich gut zurecht, weil ich wusste, was mir fehlt. Ich habe es vor mir hergeschoben, eine Immaculate zu werden, weil ich Angst hatte, meinen Vater im Stich zu lassen, der in Miami geblieben ist. Außerdem… Du stammst von einer angesehenen Familie in den Kreisen der Immaculate ab, Gloria. Deine Tante hatte ein sehr wichtiges Amt inne, sie war sehr geachtet. Man könnte also sagen, dass deine Blutlinie rein ist, was bei mir nicht zutrifft. -

    Gloria wollte gerade vollkommen sarkastisch die Frage stellen, ob der berühmte Graf Dracula den Immaculates denn auch besondere Fernkurse in Sachen Bluttrinken zukommen ließ oder seinen Sarg gleich selbst in diesem riesigen Gebäude, das wahrscheinlich einen ebenso riesigen Keller besaß, untergebracht hatte. Doch diese verrückte Nico, der sie immer noch, trotz aller treffenden Details und Informationen, kein Wort glaubte, war tatsächlich im nächsten Augenblick in ihrem Kopf. Also nur ihre Stimme und Gloria vergaß, was sie sagen wollte.
Sie taumelte rückwärts gegen das Bett und starrte die sogenannte Immaculate staunend und gleichzeitig vollkommen geschockt an. Das war keine Form von Bauchreden, wie man es aus dem Theater kannte. Sie war wirklich da. In ihrem Hirn. Zwischen ihren Ohren, in denen nun das Blut zu rauschen begann wie der pazifische Ozean höchst selbst. Ein Pochen zwischen ihren Schläfen stellte sich ein und sie verstand kaum ein Wort davon, das Nico an sie richtete. Hören tat sie sehr gut, nur mit dem eigentlichen Inhalt kam sie nicht zurecht.
    Angesehene Familie... reine Blutlinie...
    Ganz zu schweigen davon, dass man die Sache, eine Immaculate zu werden, aufschieben konnte. Sicher nicht allzu lange, wenn Gloria mal eine Sekunde lang auf die Bedürfnisse ihres Körpers hörte, bevor sie diese wieder ganz weit weg von sich schob. Das Blut zu trinken war einfach... es war und blieb widerlich.
Zumindest war es das, was Gloria in ihrem Zusammenleben mit Normalsterblichen gelernt hatte. Man sah weg, wenn jemand sich in den Finger schnitt und das Blut im Rinnsal strömte und man kam erst recht nicht auf den dummen Gedanken, es abzulecken. Das war nicht nur ekelhaft sondern auch in höchstem Maße unhygienisch. Tante Mathilda hatte sie mehrmals ermahnt, so etwas ja nicht zu tun. Bei sich nicht und bei anderen Leuten sowieso nicht. Wie sollte sie da jetzt auf einmal über ihren Schatten springen und sagen, es zu trinken wäre nicht weiter tragisch? Nur weil es ihr geschmeckt hatte? Das konnte sie nicht mal offen zu geben, so krank erschien es ihr.

    Da Nico ihre Patientin nicht überfordern wollte, wechselte sie lieber in die herkömmliche Kommunikation zurück.
„Ich weiß genug von dir, Gloria. Ich habe einen unfairen Vorteil über dich. Ich sehe Dinge. So wie ich den Übergriff auf dich sah, habe ich gesehen, was vor über 25 Jahren mit deinen Eltern passiert ist. Natürlich kann ich verstehen, dass deine Tante nicht gern über den Verlust ihres Bruders spricht. Ein Unfall ist natürlich viel leichter zu akzeptieren als ein Gewaltverbrechen. Aber sie hätte dir nicht sagen können, was wirklich passiert ist, ohne dir die ganze Wahrheit zu sagen. Dann hätte sie dir offenbaren müssen, wer du wirklich bist und wer sie wirklich ist! Ich habe die Nacht gesehen, als du als kleines Baby zu ihr gebracht wurdest. Peter hielt dich in den Armen. Eine kleine, verlorene Seele, die nur noch ihre Tante auf der Welt hatte. Mathilda wollte dich von den Immaculate fern halten, weil sie dachte, du würdest diesen Bestien auch zum Opfer fallen. Aber man kann sich nicht vom Leben fern halten, aus Angst angegriffen oder getötet zu werden. Was hat dieser Schritt dir denn schlussendlich gebracht, hm? Du bist ungeschützt in einen Hinterhalt gelaufen. Du hättest eine Chance gehabt, dich zu wehren, wenn du wüsstest wie. Du hattest Glück, dass es eine Frau war. Ein männlicher Ghoul hätte

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