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Die Suenden der Vergangenheit

Die Suenden der Vergangenheit

Titel: Die Suenden der Vergangenheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: May R. Tanner
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dich vergewaltigt, wieder und wieder, bevor er sich in deinem Hals verbissen hätte.“

    „Meine Tante hat sicher nicht... die Absicht gehabt, mir etwas zustoßen zu lassen. Das glaube ich nicht. Sie hat sich immer um mich gekümmert. Sich gesorgt. Sie hat... sie würde...“
    Gloria klang allerdings kaum noch empört. Nico sprach so offen und ehrlich. Vertrauenswürdig. Kein Mensch konnte all diese Dinge, die sie über ihre Eltern, Peter und ihre Tante sagte, einfach erfinden. Nicht in so kurzer Zeit. Glorias aktiver Widerstand bröckelte.
Die Verteidigung ihrer Tante bekam immer mehr Lücken, die sie nicht füllen konnte. Zu viele Fragen, die Mathilda nie hatte beantworten wollen und zu viele Antworten, die sie mit einem Mal von einer vollkommen Fremden, von Nico, bekam.
Sie hatte schon immer wissen wollen, was ihren Eltern zugestoßen war. Wie sie gewesen waren. Ob ihr Leben heute anders aussehen würde, wenn sie nicht gestorben wären. Wenn sie eine richtige Familie gehabt hätte und nicht nur ihre Tante, die sie bemuttert hatte wie eine Glucke ohne jemals eine echte Mutter zu sein wie die ihrer Freundinnen in der Schule. Je älter sie wurde, desto mehr war Gloria aufgefallen, dass irgendetwas anders an Mathilda und ihr war, sie war bisher nur nicht darauf gekommen, was es sein könnte.
Die Lösung, die Nico ihr gab, war verrückt aber auch irgendwie plausibel. Ihre Neugier war geweckt. Sie wollte mehr darüber hören und mehr darüber wissen. Natürlich zweifelte sie immer noch und rechnete fest damit, das Ganze hier als Hirngespinst zu entlarven. Sie wollte mitspielen und dann mit dem berühmten erhobenen Zeigefinger sagen, man dürfe nicht lügen und es würde eindeutig Konsequenzen für diesen Verein hier haben.

    Nico lehnte sich gegen den niedrigen Fenstersims und zupfte mit den Fingern am Saum ihres luftigen Oberteils, das sie zu dem bunten Folklorerock trug.
„Sie erkennen dich an deinem besonderen Duft. Wenn deine Gefühle aufwallen, dann sonderst du ihn ab. Allerdings umweht er dich wegen deiner Überf… wegen deiner Krankheit beständig in leichter Note…“ Nico atmete tief ein und ließ den süßen Duft dann wie guten Wein über ihren Gaumen tanzen.
    „Nussig und dunkel und süß. Dein Blut schmeckt danach. Er bewirkt, dass du auf das andere Geschlecht unwiderstehlich wirkst. Und dass die Jäger dich meilenweit wittern können. Mein Duft ist zimtig, Romy duftet nach Pfirsich. Es geht ihr gut, weil sie darauf vertraut hat, dass die Immaculate ihr keinen Schaden zufügen möchten. Es hat sie sehr viel Überwindung gekostet, weil sie eine kleine Schwester hat, die sie mit aller Macht beschützen wollte. Allerdings ist sie auch eine Breed und Romy wollte den Schritt zuerst tun, um es ihrer Schwester später leichter zu machen. Du kannst sie gerne kennen lernen. Sie hat eine Detektei im Meatpacker District, weil sie wegen ihrer Krankheit aus dem Polizeidienst ausgeschieden ist.“
    Nico hob den dunklen Blick fragend zu Gloria an, die kaum in der Stimmung sein konnte, das alles für bare Münze zu nehmen.

    Gloria roch doch wie immer. Sie prüfte es sicherheitshalber noch mal nach und hob den nackten Arm an die Nase. Von dunkel und nussig keine Spur. Sie roch lediglich nackte warme Haut. Nur sich selbst. Also praktisch nichts. Ihr Blut schmeckte danach? Einen Moment war Gloria entsetzt darüber, woher Nico wissen konnte, dass es so war. Doch sie hatte ihr ja geholfen und irgendwie mussten die Verletzungen vom Angriff ja verschwunden sein. Unwillkürlich fasste sie sich mit der Hand an ihren Hals. Von der Bisswunde, die sie im Traum wieder und wieder gespürt und zugefügt bekommen hatte, war nichts mehr auszumachen. Nicht einmal mehr die kleinste Unebenheit.
    „Wie ist das nur möglich?“, murmelte sie mehr zu sich selbst und sah weiterhin so fragend und zweifelnd drein, das man nicht anders konnte, als sie weiterhin für ungläubig zu halten. Sie war es ja auch noch. Irgendwie.
    Gloria wollte das Angebot, die andere Frau, die ein ähnliches Schicksal durchgemacht hatte, kennen zu lernen, gerne annehmen. Schließlich kannte sie längst nicht alle Details und wenn sie mitspielte, kam sie sicher schneller hier raus.
Wieder schien Nico zu wissen, was ihr durch den Kopf ging. Wie Peter eben. War er etwa auch tele... ja, Nico hatte es doch gerade klargestellt. Gloria musste an sich halten, um nicht noch mehr Emotionen in ihrem Gesicht zu zeigen. Wobei dort schon so ziemlich alles abzulesen gewesen war,

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