Die Suenden der Vergangenheit
hätte annehmen können. Sie würde sie zurückgeben, sobald sie etwas Ähnliches gefunden hatte. Das konnte bei den vielen Schmuckläden in New York kaum ein Problem sein und ihr war nicht wohl dabei, von einer vollkommen Fremden so etwas Besonderes geborgt zu bekommen.
„Danke“, murmelte sie leise und ein wenig zerknirscht darüber, dass sie die Sorge um ihre Person immer noch nicht ausreichend ernst nehmen konnte. Wenn man sich so sehr um sie bemühte, sollte sie doch wenigstens langsam anfangen, zu glauben. Die Hand weiterhin über den Anhänger gelegt und das kühle Metall zärtlich zwischen den Fingern wiegend, folgte sie Nico aus ihrem Zimmer.
„Komm, ich bring dich zu Romy, sie trainiert wohl gerade… Wir müssen nicht einmal auf eine andere Etage. Du kannst dein Gepäck vorerst hier lassen. Es wird nicht lange dauern“, erklärte Nico munter, als würde sie die junge Frau nur auf eine Sightseeing-Tour mitnehmen. Während sie ihren Gast durch die menschenleeren Flure führte, in die kein Sonnenlicht eindrang, nutzte sie die Zeit für die Weitergabe von weiteren Tatsachen, die Gloria sicher wie ein Schwamm aufsaugen würde, um sie bei Bedarf abzurufen. Je mehr sie wusste, desto schneller konnte sie eine Entscheidung treffen.
Hoffentlich die Richtige!
„Immaculate kann man zwar als Vampire bezeichnen, aber wir haben nicht diese Überempfindlichkeit gegen Sonnenlicht. Man könnte es vielleicht noch als eine milde Form von Allergie gegen die direkte Strahlung bezeichnen. Deine Augen sind auch sehr lichtempfindlich und du hast während deines Studiums sicher vorgezogen, in dunklen Räumen zu lernen. Als Krankenschwester habe ich auch lieber in der Friedhofsschicht gearbeitet, aber inzwischen fühle ich mich tagsüber genauso wohl wie in der Nacht. Ah, ich kann sie schon hören! Erschrick dich bitte nicht, beim Training geht es immer ein wenig heftiger zu.“
Nico war vor einer Stahltür stehen geblieben, die eigentlich so gut isoliert war, dass für Normalsterbliche nicht einmal ein Pieps zu hören war. Sie klopfte kurz und drückte dann ihren Daumen auf den Scanner der Konsole, die sich statt eines Schlosses unterhalb der Klinke befand. Die Tür glitt mit einem leisen Summen zur Seite und das laute Kampfgeschrei drang nun ungedämpft nach draußen. Eigentlich war das Training doch schon beendet…?
Die beiden Frauen in den langen Trainingshosen und dem gepanzerten Brustschutz hieben mit schweren Waffen aufeinander ein. Romy benutzte dafür das Geschenk von Astyanax, mit dem sie so bald wie möglich Meisterschaft erringen wollte. Cat hatte ein Kampfbeil aus dem reichen Waffenarsenal der Krieger ausgewählt, das moderner geschmiedet war. Blitzendes Titan. Die beiden Frauen trugen ihre Haare zu Pferdeschwänzen gebunden, die bei den Ausweichweichmanövern energisch hin und her wippten. Das Klirren der aufeinandertreffenden Waffen klang ziemlich aggressiv und die Gegnerinnen schenkten sich nichts. Ihre Gesichter waren von einer feinen Schweißschicht überzogen und zu sehr entschlossenen Mienen verzogen. Immer wieder blitzten ihre Augen rot auf, weil sie ja ihre übernatürlichen Kräfte gegeneinander einsetzten.
Mit einem langgezogenen Kampfschrei, der sicherlich ziemlich befreiend war, wehrte Romy Catalinas Hieb ab, um sich dann in Bedrängnis zu sehen, weil die ihre Waffe auf sie zu schnellen ließ, nachdem sie sie locker aus dem Handgelenk geworfen hatte. Romy rettete sich mit einem kleinen Kunststück, das direkt aus dem Kinofilm „Matrix“ hätte stammen können. Sie ließ sich einfach nach hinten fallen, ohne dass ihre Füße den Bodenkontakt verloren, so dass sie aussah, als würde sie auf der Luft liegen können.
Nico schnappte erschrocken nach Luft und schob Gloria mit der rechten Hand energisch zur Seite, um das Beil dann mit der Linken aufzufangen, als würde es nicht an die zehn Kilo wiegen.
Gloria war förmlich erstarrt, als die messerscharfe Axt auf sie zugeschleudert kam. Sie wusste nicht wohin. Nico fing die mittelalterlich anmutende Waffe mit erstaunlichem Geschick und unvermuteter Körperkraft. Die beiden Frauen wie Martial Arts Krieger kämpfen zu sehen, hätte sie ohne weiteres weggesteckt, da sie den anderen Waffen im Hintergrund, die eine ganze Wand im Raum ausmachte, bisher keine Beachtung geschenkt hatte. Nun aber, nachdem sie sich beim Stoß gedreht und der vollen Ausmaße gewahr geworden war, fühlte sie sich wieder ungemein bedroht und bekam eine Ahnung davon, dass die
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