Die Suenden der Vergangenheit
meinem Glauben eigentlich abgeschworen hatte… Okay, ich denke, das reicht erst mal. Du hast eine Menge zu schlucken, was dir sicher nicht leicht fällt. Ich habe zuerst mit Verleugnung reagiert. Dann mit Wut, sehr viel Wut. Das kann dir keiner vorwerfen. Immerhin engen wir deine Bewegungsfreiheit ein und mischen uns in dein Privatleben, darauf würde ich auch äußerst allergisch reagieren.“
Romy lächelte Gloria entschuldigend an und schenkte sich dann ein Glas Orangensaft ein, weil sie ziemlich durstig geworden war. Eigentlich hielt sie sich nicht für jemanden, der lange Reden schwingen konnte, doch das Zusammensein mit Rys musste wohl auf sie abgefärbt haben… In seiner Abwesenheit erlaubte sie sich sogar einen kurzen verklärten Blick, dem sie ihm niemals offen präsentiert hätte, weil sein Ego eigentlich schon groß genug war.
Ohne die Kampfmontur sah Romy so normal aus. Vertrauenserweckend. Wie jemand, der ihre Freundin werden könnte. Gut, den Gedanken musste Gloria erst einmal beiseiteschieben, da sie über Nico vor all diesen kuriosen Offenbarungen ähnlich gedacht hatte. Doch etwas an Romana machte sie unabdingbar sympathisch, selbst wenn sie eigentlich gar keine Zeit hatte, sich mit Gloria zu unterhalten.
„C-C-Computer.“
Gloria nahm schnell einen Schluck aus ihrem Glas und schaute verschämt auf die Tischplatte, da sie von ihren Gesprächspartnerinnen überrascht angestarrt wurde. Ihre Wangen färbten sich verlegen rosa und sie spielte abermals nervös mit dem ungewohnten Anhänger um ihren Hals. Auch Romy hatte sie nach ihrer besonderen Fähigkeit gefragt und das war das einzige, was Gloria, die nun nicht wieder nichts sagen wollte, einfiel.
„Als ich noch gesund war, konnte ich ziemlich gut damit umgehen und kam sehr viel schneller an die Daten ran, die ich brauchte, um meine Hausarbeiten fürs Studium fertig zu bekommen. Ich war immer in Windeseile fertig und die Dateien öffneten sich ohne mein großes Zutun wie von selbst. Auch das Tippen. Es ging ganz von allein. Nur mit meinen Gedanken. – Oh Gott, das ist sicher normal, oder? Ich meine, ich bin einfach nur gut mit dem Gerät?!“
Hoffnungsvoll sah sie von einem zum anderen. Wie ein verschrecktes Kaninchen, das zum Braten werden würde, wenn sie die falschen Antworten gab.
„Vergesst es einfach. Ich habe keine besonderen Fähigkeiten. Ich bin vollkommen normal. Ich bin nicht mal Waise und meine Tante hat sich gut um mich gekümmert. Ich bin sicher, ich bin hier falsch.“
Wüsste Gloria, wie man in diesem Gebäude allein von A nach B kam, hätte sie ihr Zimmer aufgesucht, ihre Sachen zusammengepackt und unten auf der Straße ein Taxi nach Hause genommen. Doch etwas hielt sie hier und zwar eine bestimmte Frage.
„Wie hat man dich davon überzeugen können, anders zu sein und... anders zu werden? Ich meine, was muss ich tun, um... gesund zu werden?“
Bitte sag nicht Blut trinken, bitte sag nicht Blut trinken. Doch Gloria rechnete insgeheim mit dem Schlimmsten.
Romy lehnte sich bequem in ihrem Stuhl zurück und hörte Gloria interessiert zu, wobei sie einen Blick mit Nico tauschte, die in solchen Fragen einfach besser als sie selbst Bescheid wusste.
„Wir haben auch einen Computerexperten hier, doch bei dir klingt das tatsächlich so, als könnte es eine besondere Fähigkeit sein… Nico, hast du eine Idee? Du weißt ja, Gloria, ich bin auch erst seit kurzem dabei und nicht allwissend“, gab Romy bereitwillig zu.
Nico setzte ihre Tasse mit dem grünen Tee, dem sie derzeit den Vorzug gab, bedächtig auf dem Unterteller ab. Gideon kannte schon ihre Vorlieben, weil sie sich sehr oft in der Bibliothek aufhielt. Es war erstaunlich, wie heimisch sie sich schon in diesem zuvor beängstigenden Gebäude fühlte.
„Es klingt in jedem Fall so, als könntest du den Computer Kraft deiner Gedanken oder durch Berührung beeinflussen. Ich habe ja gesagt, dass diese besonderen Fähigkeiten sich in sehr vielen Facetten zeigen können… OH! Natürlich!“, entfuhr es Nico und sie setzte sich kerzengerade auf, um Gloria mit eifrig glänzenden Augen anzusehen.
„Das Haus von Mathilda Burton! Es war das Haus des Wissens! Entschuldige, Gloria. Ich hatte gestern eine sehr aufschlussreiche Unterhaltung mit Peter Cullen. Die Immaculate sind in Häuser aufgeteilt, man kann sie mit sehr weitläufigen Familien vergleichen. Es gibt immer eine Patrona… Eine Schutzherrin, die über das Haus oder die Familie residiert. Sie sorgt für das Wohl
Weitere Kostenlose Bücher