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Die Suenden der Vergangenheit

Die Suenden der Vergangenheit

Titel: Die Suenden der Vergangenheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: May R. Tanner
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würde sterben. Meine Kräfte schwanden, aber das linderte die Schmerzen und die Angst nicht. Es passierte im Kreise der Immaculate, was wohl mein Glück war. Es gab und gibt nur einen Weg. Und dabei spielt der Austausch von Blut eine große Rolle. Weibliche Breeds benötigen das Blut eines Immaculate-Mannes, um diese sogenannte Krankheit zu überwinden, die keine ist. Man kann es nicht anders sagen. Ich war in dem Moment noch nicht bereit, das zu tun, also kam mir eine weibliche Immaculate zur Hilfe.. Ich wollte nicht. Wirklich nicht. Aber der Ruf des Blutes war stärker. Es erschien mir abartig, pervers, abstoßend. Und dennoch habe ich nie etwas Besseres zu mir genommen. Das Blut gab mir Kraft, weiter zu machen. Niemand wollte mich drängen. Sie ließen mir die freie Wahl. Ich wollte leben und für meine Schwester sorgen. Ich konnte sie doch nicht hier zurück lassen, wenn es einen einfachen Weg gab, meiner Misere zu entgehen. Ich bekam wirklich neues Leben geschenkt. Ich will es nicht beschönigen. Es kommt dem Erlebnis einer Geburt wohl gleich. Und bitte stell dir jetzt nicht vor, dass wir wie Ghouls wehrlose Opfer anfallen. In früheren Zeiten kam es natürlich vor, dass die Immaculate von Menschen tranken, aber dann nahmen sie nie mehr als nötig. Wir töten keine normalen Menschen, im Gegenteil. Wir versuchen, sie vor Übergriffen zu schützen, da die Verbindung mit ihnen den Immaculate erst möglich gemacht hat, dem Sonnenlicht zu trotzen. Heutzutage verwenden wir natürlich Plasma, das von Eagle Technologies hergestellt wird. Aber Blut spielt eben noch eine große Rolle bei uns. Es besiegelt den Bund zwischen zwei Immaculate oder spendet schnellere Heilung. Sonst könnte ich kaum so ein Training absolvieren, ohne mit Blessuren zu enden, die mich wirklich nicht mehr laufen lassen würden!“
    Romy beugte sich ein wenig vor und pinnte Glorias erschrocken aufgerissene Augen mit ihren fest.
    „Niemand hat mich überzeugt. Es waren einfach Tatsachen, die ich akzeptieren musste. Sie wussten, was mir fehlt. Von der besonderen Farbe meiner Augen bis hin zu der Diagnose, dass ich niemals Kinder bekommen kann. Alles eben, was Nico dir sicher schon erklärt hat. Zudem konnte ich durch meine Fähigkeit in die Vergangenheit sehen. Meine Mutter und meinen Vater, den ich vergessen hatte, weil ich noch sehr klein gewesen bin, als er gestorben ist. Wenn du möchtest kann ich dir diese Gabe sozusagen ausleihen. Allerdings kommt es nicht direkt aus dir heraus, was das Glauben der Bilder wohl schwer machen würde. Frag Nico, ich denke, sie hat schon einige Dinge in Visionen gesehen, die deine Familie betreffen. Sie kann nicht nur Geister sehen. Ich denke, am besten wird es sein, wenn du die Wahrheit aus dem Mund deiner Tante hörst. Sie trägt immerhin die Verantwortung für dieses Desaster. Und klar, das alles ist kein Trost für dich. Du kennst uns nicht. Unsere Leiden sind vorbei und deine beginnen erst. Du sollst nur verstehen, dass du nicht allein dastehst und wir gerne bereit sind, dir jede Unterstützung zukommen zu lassen, die du brauchst. Wir standen da, wo du jetzt stehst, vor uns hast du sozusagen keine Geheimnisse, was deinen körperlichen Zustand betrifft und die daraus resultierenden Ängste. Diese Zeit wirst du niemals vergessen. Egal ob du nun Leben oder Tod wählst.“
    Romy atmete tief durch und trank den Rest des Orangensaftes, um das unangenehme Drücken in ihrem Magen damit zu übertünchen. Erst jetzt wurde ihr klar, wie sich die Krieger gefühlt haben mussten, als man sie binnen kürzester Zeit mit zwei verhungernden Breeds konfrontiert hatte. Sie waren eben auf Beschützen und Retten gepolt, da konnte sie nun einige ihrer Reaktionen viel besser nachvollziehen.

    „Also reicht es, wenn ich ausreichend Blut trinke, das eines Mannes wohlgemerkt, und ich werde sozusagen wiedergeboren, ja?“
    Das klang lächerlich leicht. Die Schmerzen, die das Zeug in den Eingeweiden verursachen könnte, würde bestimmt nicht schlimmer sein als das, was sie in ihrer Geisterform erlebt hatte.
    „Dann frage ich also einfach noch einmal Peter, ob er bereit ist, mir eine weitere Spende zu geben und die Sache ist gegessen?“
    Gloria lachte auf. Das war doch irre. Irre und krank und wirklich absolut pervers, um es mit Romys Worten auszudrücken.
    „Ihr seid doch verrückt.“
    Ja, das waren sie wohl, aber sie schauten so ernst drein, das es wohl am einfachsten gewesen wäre, sich den Bekloppten einfach anzuschließen. Zu

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