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Die Suenden der Vergangenheit

Die Suenden der Vergangenheit

Titel: Die Suenden der Vergangenheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: May R. Tanner
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Empfinden, den man wecken konnte, wenn der Richtige über den Weg lief, aber doch nicht so.
    „Ihr könnt doch nicht in allem von euch auf andere schließen. Was ist, wenn es bei mir nicht funktioniert? Ich bin nicht bereit....“ Sie holte tief Luft und brachte nur stockend und vollkommen verschüchtert die nächsten Worte über die Lippen. Ihre Gesichtsfarbe war ein Wechselspiel aus blass und rosarot vor Scham.
    „... m-mich fesseln zu lassen oder.... mit... jemandem ....körperlich intim zu werden. Bei euch klingt es außerdem so, als würde ich mich nur auf die Straße stellen müssen und meinen Seelenverwandten finden oder im World Wide Web unter Immaculate danach suchen können. Das geht nicht. Das ist unmöglich und genau deswegen kann ich eure Hilfe nicht mehr annehmen. Ich möchte nach Hause. Bitte.“
    Sie war nicht mehr trotzig oder böse. Sie war einfach nur traurig und enttäuscht. Ihr war nicht wohl dabei, weiterhin über dieses Thema zu sprechen. Nachdem sie nun Nein statt Ja gesagt hatte, wagte sie nicht mehr Romy oder Nico in die Augen zu blicken. Da sie das Familienalbum fest in den Armen geborgen hielt, starrte sie auf die dunkle Tischplatte und auf das halbgeleerte Glas Saft, neben dem ein paar Kekskrümel zurückgeblieben waren. Überall hinterließ sie Unordnung. Gloria schämte sich sehr.
    „Glaubt mir, es ist sehr schwer für mich, euch zu enttäuschen, aber ich kann mich momentan nicht darauf verlassen, dass ihr mir wirklich helfen könnt. Die ganze Sache erscheint mir zu unwirklich und verrückt. Woher soll ich denn den Mann nehmen, von dem ihr sprecht. Nur mal rein theoretisch. Auch in der Welt der Immaculates wachsen sie sicher nicht an Bäumen, nicht wahr? Und das Trinken. Was ist, wenn er nicht aufhören kann und ich trotzdem sterbe? Für euch ist es einfach zu behaupten, das Risiko besteht durch meine Krankheit sowieso, aber da bin ich allein und kann selbst entscheiden. Sobald ich euch nachgebe, lege ich mein Leben in eure Hände und dafür bin ich noch nicht bereit. Mit einem Bisschen Blut wäre ich zurecht gekommen, aber nicht damit. – Es tut mir leid.“
Gloria schluchzte leise und wischte sich verstohlen mit der linken Hand eine neue, herunter gekullerte Träne von ihrer Wange fort.
    „Ich kann euch meine Adresse in Chelsea aufschreiben, falls der Schutz, von dem Nico gesprochen hat, wirklich nötig ist. Es ist ja nicht so, dass ich nicht bereit bin, zu glauben. Es ist eben alles nur ein bisschen viel auf einmal und sehr verwirrend. Ich werde die nächsten Tage nicht zur Arbeit gehen und zuhause bleiben. Nur zum Einkaufen werde ich rausgehen und das sicher nicht heimlich. Mehr Zugeständnisse kann ich im Moment nicht machen. Ich habe nicht einmal die Kraft, meine Tante mit all dem zu konfrontieren, was ich seit gestern erfahren habe. – Ich weiß ehrlich nicht, wie es weitergehen soll und das ich nach vorne blicken muss, aber vor lauter Angst nicht kann. Ihr dürft mir nicht böse sein. Ich brauche einfach etwas Zeit für mich.“
Die hoffentlich nicht schon in den nächsten Tagen abgelaufen war.

    Romy warf einen kurzen Blick auf ihre Uhr und dann einen mitleidigen Blick auf Gloria, die versuchte, hier die Fassung zu bewahren, obwohl man ihr gerade ein unfassbares Geschenk gemacht hatte. Sie konnte sich nur zu gut daran erinnern, als sie zum ersten Mal das Gesicht ihres Vaters auf einem Bild gesehen hatte. Dass Rys ihr das ermöglicht hatte, machte den Moment im Nachhinein besonders. Allerdings war ihr das damals noch ziemlich unangenehm gewesen, weil sie eben nicht dazu neigte, ihre Gefühle vor anderen raus zu lassen.
    „Es ist schon gut, Gloria. Du enttäuscht uns nicht. Wir waren nur so schonungslos ehrlich und aufrichtig zu dir, weil wir eben nicht viel Zeit haben, dich behutsam in alle Wahrheiten einzuführen. Du kennst jetzt die Allerschlimmste, wenn man das so sagen kann, alles andere wird dich weit weniger schocken, weil es eben nicht so persönlich ist. Ich bin sehr froh für dich, dass Ray dir das Album gebracht hat. Wir sind uns ähnlicher, als dir klar sein kann, Gloria! Ich hatte auch keine Erinnerungen an meine Eltern, gar nichts und bekam dann Einblicke in eine Familienchronik. Das ist ein sehr wichtiger Moment für dich und den willst du sicher in der Abgeschiedenheit deiner Wohnung auskosten. Du kannst mich in der Detektei anrufen, wann immer du das Bedürfnis hast, Fragen zu stellen oder dich einfach zu unterhalten. Die Anrufe werden auch weitergeleitet,

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