Die Suenden der Vergangenheit
der Krieger zu fassen, die wohl neben ein paar auserwählten Immaculate mit immenser Kraft allein in Frage kamen, um sie erfolgreich durch die Verwandlung zu bringen.
„ Ich möchte nicht länger stören. Ich wollte nur sicher gehen, dass Sie das Album erhalten, bevor Sie die Fortress verlassen. Falls ihr mich brauchen solltet, ich bin im Haus. Auf Wiedersehen, Miss Burton und das hoffentlich unter angenehmeren Umständen “, verabschiedete sich Ray von Gloria, nachdem er Romy und Nico hatte wissen lassen, dass er sich an seinem angestammten Platz aufhalten würde. Als er den Raum verließ, hing ein dezenter Duft nach Karamell in der Luft, dessen Ausdünstung er nicht gänzlich zu unterdrücken vermocht hatte.
Gloria war eben nach ihrem Beinahe-Tod sehr überfällig und selbst Krieger konnten nicht vermeiden, darauf zu reagieren.
Gloria hatte sich noch nie so allein und hilflos gefühlt wie in diesem Moment. Allein mit drei sogenannten Vampiren. Dem Tod so oder so geweiht, weil sie nach den letzten Details, die Romy und Nico ihr offenbart hatten, nicht mehr an ihre Entschlossenheit von vorhin glaubte. Mit Mut hatte es rein gar nichts zu tun gehabt. Sie wollte leben, aber sie wusste nicht, ob sie dafür mit einem vollkommen Fremden... Nein! Gloria konnte nicht einmal sachlich nüchtern darüber nachdenken.
Zuerst wagte sie nicht einmal das Album, das Ray ihr gab, anzufassen. Zu sehr schmerzten sie plötzlich Erinnerungen, die sie eigentlich nicht haben konnte und die Tatsache, dass ihre Tante sich um so etwas nie gekümmert hatte. Es war ihr also wirklich egal gewesen, ob ihr Bruder und deren Frau, also Glorias Eltern, in Vergessenheit gerieten oder nicht. Aber vollkommen Fremde gaben ihr ohne Fragen das, was sie sich seit Jahren am meisten wünschte. Familie.
Und sei es auch nur eine auf Bildern, Urkunden und ein bisschen Papier.
Sie wagte nicht vom Buchdeckel aufzusehen. Gloria waren erneut Tränen in die Augen geschossen, die sie in ihrem erschöpften Zustand einfach nicht zurückhalten konnte. Sie war dieser Morrigan dankbar. Sehr, sehr dankbar. Zudem lenkte es einen Moment von den furchtbaren Dingen ab, die Romy und Nico ihr über die Verwandlung gesagt hatten. Plötzlich lag ein höchst angenehmer tröstender Duft im Raum, der Gloria an ihre Kindheit erinnerte. Karamell. Mathilda hatte ihr gezeigt, wie sie selbst zu Weihnachten welchen machen konnte. Das war ewig her. Im Kindergartenalter noch und doch gerade durch das unvermutete Auftauchen des Albums so präsent als wäre es erst gestern gewesen.
„Danke!“, rief sie Ray hinterher, nachdem sie es endlich geschafft hatte, den Kopf zu heben, doch die Tür zur Bibliothek hatte sich schon geschlossen. Schnell schoss sie einen ähnlichen Gedanken hinterher. Nur für den Fall, dass diese Telepathie-Geschichte bei ihr doch schon funktionierte. Ansonsten musste sie es bei der nächsten Gelegenheit wiederholen.
Das brachte sie aber wieder zum eigentlichen Thema. Gloria zog das Buch vom Tisch und wie ein tröstendes Kissen vor ihren Bauch in die Arme. Es roch alt aber nicht muffig. Gut gepflegt und über die letzten Jahre sorgfältig aufbewahrt. Sie wusste, sie würde darin genauso viel Wärme wie Traurigkeit in sich selbst finden und dass sie allein sein wollte, wenn sie es aufblätterte und zum ersten Mal in ihrem Leben ihre Eltern ganz für sich betrachten konnte, ohne ein schlechtes Gewissen darüber haben zu müssen, in Mathildas Privatsachen herumgekramt oder die falschen Fragen gestellt zu haben.
„Ich kann das hier nicht“, sagte sie ehrlich und um einen nicht allzu weinerlichen Ton bemüht. Das Buch immer fester an ihren Leib pressend. Drauf und dran aus dem Zimmer zu stürzen und den Ausgang aus diesem Gebäude irgendwie allein zu finden.
„Ich war zu voreilig. Ich kann niemals das tun, was ihr getan habt. Ich kann nicht mit einem vollkommen fremden Mann...ich meine...mein Blut und... also, Fesseln oder... das ist schon ziemlich... heftig.“
Gloria war sichtlich um Fassung bemüht, nachdem sie mit dem Weinen aufgehört hatte. Sie konnte allerdings nicht verhindern, dass ihr Körper vor Nervosität und Aufregung zu zittern begann.
„Ich kenne doch niemanden außer Peter... und euch. Wo bitte soll ich dann einen finden, der mir sein Blut gibt.“ Gloria schluckte, da sie lieber nichts von einem Plan B namens Blind Date hören wollte. Romy mochte Glück gehabt haben und ja, vielleicht gab es auch in ihr noch einen Funken leidenschaftliches
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