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Die Suenden der Vergangenheit

Die Suenden der Vergangenheit

Titel: Die Suenden der Vergangenheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: May R. Tanner
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nachzusehen, wer sie zu stören gedachte, glitt die Tür auf und Ray betrat den Raum. Er trug keine Trainingsklamotten oder die einschüchternde Warrior-Montur. Es sah aus, als hätte er eben noch einen Stadtbummel gemacht, wenn da nicht seine ernst gefasste Miene gewesen wäre. Er trug ein hellbraunes Polo-Shirt und dunkle Sommerhosen, trotzdem wirkte er einschüchternd, einfach weil er so beeindruckend gebaut war und ihn diese düstere Aura umgab, die wohl allen Kriegern mehr oder weniger zu eigen war. Die einzige Ausnahme war der warmherzige Orsen, der allerdings allein schon durch seine auffällige Statur bestach.
    „ Tut mir leid, dass ich so reinplatze. Romy… Nico… “
    Er nickte den beiden zu und begrüßte dann Gloria.
    „ Guten Tag, Miss Burton! Es freut mich, Sie schon wieder auf den Beinen zu sehen! Ich bin Ray Avery, falls Sie sich nach der ganzen Aufregung nicht mehr erinnern können! “

    Gloria kam gar nicht dazu, sich auch nur irgendwie zu Romys Erklärungen zu äußern. Das Gespräch und die Antworten, die sie bekam, waren gerade in eine ziemlich private Ecke abgedriftet, aus der Gloria ganz schnell wieder heraus wollte. Sie war vollkommen geplättet und beschämt, als Ray Avery eintrat. Ihn hatte sie sicher nicht vergessen. So einen Mann verdrängte man nicht einfach aus seinen Erinnerungen. Selbst dann nicht, wenn nebenher die Welt unterging. Er hatte sie in nicht mehr als einem Nachthemd und einer dünnen Decke durch die Gegend geschleppt. Im Nachhinein war ihr das peinlich und sie hätte gern etwas gesagt, um ihre Verlegenheit zu überspielen oder sich für ihre Gegenwehr, die ihr nichts genützt hatte, zu entschuldigen. Aber es war sicher nicht ihre Art, ihm über Gebühr Aufmerksamkeit zu schenken. Sonst verstand er sie am Ende genauso falsch wie die anderen Männer, die dachten, sie würde sich für sie interessieren.
    Als ob er sich auch nur im Geringsten für sie interessieren könnte.

    Nico hielt den Atem an, weil sie dachte, er würde gleich feststellen, dass der Enforcer in seiner Sorge viel zu weit gegangen war, doch inzwischen war der Duft verflogen, da Gloria geduscht und sich nicht zu sehr aufgeregt hatte. Man nahm nur den ihr eigenen Geruch war. Die Düfte der Immaculate gingen nur eine Verbindung ein, wenn das Paar füreinander bestimmt war. So wie bei ihr und Damon.
    „Hast du Informationen für uns heraus gesucht, Ray?“, fragte Nico mit einem Seitenblick auf das dunkle Album mit dem kostbaren Ledereinband, den er vor sich hertrug. Sie sparte sich zu erwähnen, dass er ihr Informatikspezialist war, da es in Anbetracht der Umstände völlig deplatziert klingen würde. Immerhin hatten sie gerade sehr delikate Themen angesprochen, bei deren Formulierung sie garantiert knallrot geworden wäre.
    „ Nicht ganz. Ich komme eben von meiner Mutter. Morrigan hat Sie gestern Abend im Krankenhaus besucht, Miss Burton. Sie hatte einen ganz bestimmten Grund dafür… Sie war mit Ihren Eltern sehr eng befreundet. Nach dem tragischen Verlust war sie bereit dazu, Sie an Kindes statt anzunehmen. Sie wusste ja, dass Ihre Tante nicht mehr den Drang verspürte, Teil an der Welt der Immaculate zu nehmen. Aber es ist ja anders gekommen, was sie sehr bedauert. “
    Ray hielt etwas irritiert inne, als er sich an den schmerzlichen Ausdruck in den Augen seiner Mutter erinnerte. Er hatte schon gefürchtet, dass sie in Tränen ausbrechen würde. Er hatte nicht geahnt, wie sehr sie der Verlust des Kindes damals getroffen haben mochte.
    „ Wie auch immer… Sie hat etwas aufgehoben, das eigentlich Ihnen gehören sollte. Der Haushalt Ihrer Eltern wurde aufgelöst, ohne dass sich Mathilda Burton um Erinnerungsstücke gekümmert hätte. Das ist ein Familienalbum mit Bildern Ihrer Eltern und von Ihnen… Ihre Geburtsurkunde befindet sich darin und auch ein Familienstammbaum. Morrigan dachte, Sie hätten es vielleicht gerne! “
    Ray legte es in feierlicher Geste vor ihr auf dem Tisch ab und neigte kurz den Kopf, ohne sie dabei aus den Augen zu lassen. Es schien, als wollte er sich zwingen, seine Reaktion auf sie genau zu studieren.

    Nico wusste natürlich, warum er das tat. Es ging ja um das Versprechen, das er gegeben hatte. Wenn sie sich nicht in Damon verliebt hätte, dann hätte Ray ihr wohl bei der Verwandlung beigestanden. Ohne gefühlsmäßige Bindung hätte sie sich ihm wohl anvertraut, aber sie kannte ihn ja auch länger. Sie hoffte sehr, dass Gloria genug Zeit hatte, genug Vertrauen zu einem

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