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Die Suenden der Vergangenheit

Die Suenden der Vergangenheit

Titel: Die Suenden der Vergangenheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: May R. Tanner
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Sonnenlicht für eine gewisse Zeit trotzen konnte, ohne in Flammen aufzugehen. Sie hob ihr Gesicht von seiner Schulter an und sah mit leuchtenden Augen zu ihm auf. Er war ihr Licht im Dunkeln geworden, nachdem er in ihr Leben getreten war. Sie hatte niemals wieder einen Gefährten nehmen wollen, doch er hatte sie nach seiner Wiedergeburt mit dem ersten Augenaufschlag erobert.
Graue Augen sollten eigentlich kalt und abweisend sein, doch in seinen schienen nur Wärme und Güte. Kinder waren ihnen allerdings verwehrt, obwohl Morrigan sich danach sehnte, mit Cal diese letzte Erfüllung als Paar zu finden. Ray war das erste Geschenk der Götter gewesen und Gloria hätte ihre Familie komplett gemacht. Sie schloss die Augen, als Cal ihr einen zärtlichen Kuss auf die Schläfe hauchte, bevor er sich zurück in den Schutz der dunklen Kellerräume begab.
    Sie war nicht kalt oder berechnend, sie hatte kein Interesse, mit anderen Männern zu flirten, weil ihr Ehemann ihr alles gab, was sie sich nur wünschen konnte. Ihre Schönheit war ein Erbe, das sie wie den Titel der Patrona voller Pflicht- und Ehrgefühl angenommen hatte. Sie nahm ihre Aufgaben sehr ernst, die allzu oft von ihr verlangten, ihre Gefühle hinten an zu stellen.
    Liebste Deirde … Morrigan seufzte leise auf, bevor sie einen tiefen Atemzug nahm und sich ordnend über die Frisur strich, die keinen Millimeter durcheinander geraten war. Sie bewegte sich meist zu bedacht, um angestrengt auszusehen. Sie war eine Alchemistin, eine Gelehrte, eine Wissenschaftlerin, die auf ihren kühl kalkulierenden Sachverstand baute. Ihre Kräfte waren eher als passiv zu bezeichnen, obwohl sie durchaus Schlachten gewinnen konnte. Es lag nur einfach nicht in ihrer Natur so wie beispielsweise in der von Flavia Halos.

    Emily bat den Besuch auf Morrigans Geheiß, ihr zu folgen, nachdem sie die enttäuschten Herren aus dem Museum heraus gelassen hatte.
    „Mrs. Avery wartet auf Sie, gehen Sie einfach durch. Und sagen Sie Bescheid, wenn Ihnen doch der Sinn nach einer Erfrischung stehen sollte. Ich bleibe in der Nähe“, forderte sie Gloria auf, indem sie auf die schwere Holztür wies, die in Morrigans Heiligtum führte. Sie selbst widmete sich wieder ihrer Arbeit hinter dem PC, wobei sie demonstrativ Kopfhörer aufsetzte, als wollte sie ein Zeichen setzen, dass sie nicht vorhatte, neugierig zu lauschen.

    Morrigan überkam eine regelrechte Panik, als sie spürte, dass Gloria immer näher kam. Ihr Herz klopfte zum Zerspringen. Hastig überlegte sie, ob sie einfach stehen bleiben sollte, doch sie fürchtete, sie würde das Mädchen dann nur in den Arm nehmen wollen, so dass sie Schutz hinter ihrem Schreibtisch suchte und dort Platz nahm. Wieder sah sie unbewegt aus. Wunderschön und unnahbar, doch ihr Innerstes sah vollkommen anders aus. Aber sie dachte, sie würde Gloria damit einen Gefallen tun, da sie ja für sie eine vollkommen fremde Person war.
Was sagten schon Bilder und Briefe aus? Sie wollte nicht, dass sich ihre Besucherin unangenehm berührt fühlte, weil sie sie wie einen Teil der Familie behandeln wollte. Dieses Anrecht hatte sie verspielt, nachdem sie zugelassen hatte, dass Mathilda sie in ihre Fänge bekam.
Wäre sie keine Patrona gewesen, hätte sie womöglich eine Dummheit riskiert, aber ihr ganzes Haus dem Untergang zu weihen, um ein Kind zu retten? Wäre das die richtige Entscheidung gewesen?
Tief in ihrem Herzen hatte sie gehofft, dass Mathilda die Blutsbande mehr bedeuten würden. Das Kind des Bruders im Stich zu lassen, konnte sich Morrigan damals einfach nicht vorstellen. Ein armes, unschuldiges Baby. So ein wunderhübsches Baby…

    Gloria war nicht minder nervös. Sie schluckte schwer und straffte ein wenig zu demonstrativ ihre Schultern, als sie gebeten wurde, einfach in Morrigan Averys Büro zu gehen. Dabei rutschte ihre Handtasche herunter und sie musste diese erst wieder umständlich in Position auf die Schulter zurück schieben. Blumen und Album behinderten sie. Ihre Wangen glühten peinlich berührt und vorwitzige Strähnchen kringelten sich um ihr Gesicht herum, die sich bei der Hitze draußen in der Stadt und der vom Duschen verbliebenen Feuchtigkeit gelöst hatten. Sie hätte auch ungeduscht kommen können. Die Hitzewallungen hatten sie auf dem Weg ins Museum eingeholt und der Enforcer, der sie hergebracht hatte, war nicht der beste Autofahrer gewesen. Bei Rot über eine Ampel zu fahren, hatte sie nur noch mehr schwitzen und ihn lauthals fluchen lassen.

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