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Die Suenden der Vergangenheit

Die Suenden der Vergangenheit

Titel: Die Suenden der Vergangenheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: May R. Tanner
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innigst vertraut gewesen war?
Nein, das war vollkommen unsinnig. Das war beinahe 27 Jahre her. Eine viel zu lange Zeit und nach allem was geschehen war, konnte man nicht einfach darüber hinwegsehen, dass das Baby von einst und die junge Frau kaum noch dieselbe Person geschweige denn der Vorstellung entsprach, die sich ihre Mutter und Morrigan wohl gewünscht hätten. Mathilda hatte zugelassen, dass sie eine Enttäuschung wurde. Glühende Scham und Angst brannte in Glorias heftig pochendem Herzen.

    „Sie haben mir Blumen mitgebracht... Vielen Dank! Ich denke, das Beste wird sein, Emily stellt sie ins Wasser, bevor sie verwelken.“
    Gloria hatte Deirdres Lieblingsblumen mitgebracht. Ohne Zweifel hatte sie sie auf einem der vielen Bilder entdeckt, die Morrigan sorgfältig aufgehoben hatte. Sie sollten auch ein Teil ihres Brautbouquets sein. Deirdre hatte ihre Symbolik gemocht, sie waren Zeichen des Mutes und ein Symbol für ein langes Leben, Bescheidenheit, Vornehmheit und der ewigen Liebe. Dinge, die das Paar besessen und die man ihnen grausam entrissen hatte.
    Morrigan gab ihrer Assistentin gedanklich Bescheid, die sofort mit einer kostbaren Kristallvase in den Händen ins Zimmer geeilt kam und Gloria die Blumen abnahm. In einem kleinen Bad, das sich hinter den Türen eines Kabinetts verbarg, füllte sie Wasser in die Vase und stellte sie dann zu Morrigans Rechten auf den Schreibtisch, wo das Kristall im Sonnenlicht glitzerte und die frisch arrangierten Blumen dadurch ins rechte Licht gesetzt wurden. Dann huschte Emily wieder davon, ohne eine der beiden Frauen in die Augen gesehen zu haben. Sie war einfach nur der emsige Hausgeist, der nicht stören wollte.

    „Ja, das ist wohl das Beste.“
    Gloria verhaspelte sich beim Sprechen und fühlte schon wieder Tränen aufsteigen, die sie geschickt fortblinzelte, bevor sie fielen. Nun hielt sie nur noch das Album und ihre Handtasche, auf die sie sich, ohne es zu merken gesetzt hatte, weil sie der Aufforderung Platz zu nehmen lieber gleich nachgekommen war.
Sie hätte etwas Eleganteres auswählen sollen statt weißer, gefüllter Chrysanthemen, die ihr vorhin noch hübsch genug vorgekommen waren und für die ihr Geld gerade noch so gereicht hatten. Dieser Malcolm hatte ganz schön die Nase gerümpft, und es war ihm anzusehen gewesen, dass man einer Devena für gewöhnlich keine Gartenblumen sondern Callas oder Rosen schenkte. Dabei fand Gloria diese Blumen schön und vorhin noch passend. Nun beim direkten Gegenüber mit Morrigan bekam Malcolm in Gedanken sein uneingeschränktes Recht. Sie kannte sich schließlich überhaupt nicht aus. Schon gar nicht mit dem Geschmack von Mrs. Avery. Sie hatte die Blumen auf einem Foto in den Armen ihrer Mutter gesehen und fand die Erinnerung daran beim Kauf irgendwie tröstlich.
    „Ich... ich... wollte mich bei Ihnen nur für das Album bedanken, Mrs. Ave... Morrigan... Nein, Mrs. Avery.“ Gloria war zu aufgeregt, um nicht zu stottern und zu stocken.
    „Ich kann Sie nicht einfach duzen. Sie wissen ja auch gar nicht, wer ich bin.“
    Natürlich wusste Morrigan das. Gloria schloss eine Sekunde beide Augen ganz fest und als sie diese wieder öffnete, waren sie schon wieder heftig gerötet.
    „Ich habe alles gelesen“, fuhr sie mit leiser Stimme fort, weil sie nur so die Kontrolle darüber behalten würde, während sie das Gefühl hatte, ganz genau auf ihre Tauglichkeit durchleuchtet zu werden, obwohl es nicht so war. Nico hatte einfach schon zu viel über die Fähigkeiten der Immaculates gesprochen.
    „Ich weiß jetzt... alles.“ Glorias Mundwinkel zuckten leicht, als würde sie jeden Moment weinen, doch sie beherrschte sich. Alles war übertrieben, aber Morrigan kannte die Briefe sicher genauso gut wie sie.
    „Es tut mir leid, wie alles gekommen ist. – Das wollte ich Ihnen sagen.“ Gloria nahm das Album und legte es zwischen ihn auf den penibel aufgeräumten Schreibtisch, ohne es aus der Tüte zu nehmen. Das hätte nur in weiterem Ungeschick für sie geendet.
    „Nehmen Sie es bitte zurück und bewahren es weiterhin auf, ja?! – Für uns beide. Ich bin sicher, meine Mutter hätte es so gewollt. Die Briefe sind an Sie und nicht an mich gerichtet. Es war sehr...nett von Ihnen, sie mir zu zeigen. –Meine Eltern waren... ich meine... sie... Mathilda hat...“
    Nun fielen doch wieder Tränen und Gloria bat die Devena mit einem flehenden Blick um Entschuldigung, bevor sie ihre Wangen abwischte und sich um Kontrolle ihrer

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