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Die Suenden der Vergangenheit

Die Suenden der Vergangenheit

Titel: Die Suenden der Vergangenheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: May R. Tanner
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stellenden Übereinkunft gekommen sind, meine Herren“, verkündete die überraschend warm modulierte Stimme der Museumskuratorin nach weiteren zwanzig Minuten, wobei sie sich von ihrem Sessel erhob, was ihr die beiden Herren nachmachten, die sich dabei ihre Krawatten zurecht rückten und an den Manschetten zupften, als wollten sie vor ihr im besten Licht dastehen.
Zwei Anwälte, die Kunstsammler vertraten und sich Hoffnungen machten, die Lady zu einem Mittagessen oder vielleicht mehr überreden zu können. Konnte man diese ruhige Fassade überhaupt ankratzen? Was steckte dahinter? Ihre Augen versprachen einem das Paradies auf Erden zu erfahren.
    „Emily? Bitte führen Sie doch die Herren nach draußen. Unsere Türen sind nun schon seit einer halben Stunde für den Publikumsverkehr geschlossen. Ich fürchte, ich habe Sie gefangen genommen und Sie können das Gebäude nur noch mit meiner Schlüsselmeisterin verlassen.“
Die eingetretene Assistentin, eine Dame in den Sechzigern mit einem steingrauen Kurzhaarschnitt und einem strengen schwarzen Kostüm, lächelte schmal.
Sie kannte sich mit solchen Haien wie diesen Anwälten aus. Ihre Chefin konnte machen, was sie wollte, die Männer würden auch hinter ihr her sein, wenn sie sie mit brennenden Stöcken von sich abwehren würde. Emily Chapman mochte kein Vampir sein, doch ihre Instinkte funktionierten auch als Mensch noch gut genug, nachdem sie schon seit Jahren in Diensten dieser besonderen Leute stand, denen sie das Leben ihres Sohnes verdankte.
    Den beiden Anwälten blieb nichts anderes übrig, als der resoluten Dame zu folgen, die einen jugendlich forschen Schritt an den Tag legte, der ihr wahres Alter Lügen strafte. Sie alterte körperlich langsamer als andere Sterbliche und zwar aufgrund eines Abkommens, das sie mit Morrigan, der geheimnisumwitterten Zauberin, geschlossen hatte. Sie nickte der jungen Frau nicht unfreundlich zu, die in der eleganten Sitzecke des Wartebereichs darauf wartete, zu Morrigan vorgelassen zu werden. Den Aufpasser von Gloria Burton hatte sie zur Schließung aus dem Gebäude verscheucht, Morrigan wollte nicht weiter gestört werden, wenn sie ihren unerwarteten Besuch empfing.

    In ihrem Büro stand Morrigan scheinbar in regungsloser Pose verharrend immer noch hinter ihrem Schreibtisch und ihre glänzenden Augen schienen ins Leere zu blicken. Ihr Geist und ihr Herz streckten unsichtbar und unbewusst ihre Fühler aus, so dass jemand in den tiefen Katakomben des Gebäudes wie vom Blitz getroffen zusammen zuckte und sich Sekunden später in dem sonnenbeschienen Büro materialisierte.
    „Cal… Sie… ist zu mir gekommen!“, hauchte die Frau mit schwacher Stimme, als hätte sich ihre innere Stärke ganz plötzlich in Nichts aufgelöst.
    „Oh, muirnín *! Das hast du dir doch gewünscht! Hättest du ihr sonst das Album geschickt?“, erwiderte der hoch gewachsene Mann mit der haselnussbraunen Tolle über dem attraktiven Gesicht mit einem mitfühlenden Lächeln, während er auf seine Frau zuging und sie in eine beschützende Umarmung zog. (*irisch-gälisch: Liebling)
    „Ich weiß… Ich weiß… Ich stand ihr schon im Krankenhaus gegenüber, aber das war etwas völlig anderes. Sie wusste nichts über mich oder über sich selbst. Nun hat sie bestimmt Deirdres Briefe gelesen. Es ist so lange her und doch… als wäre es erst gestern passiert. Ich musste Salama schwören, mich niemals in ihre Nähe zu begeben. Sie wusste, ich würde mich nicht zurückhalten können. Ich HASSE Mathilda!“, brach es heftig aus ihr heraus, die sonst immer die Ruhe selbst war und so manchem schon als völlig gefühlskalt erschienen war.
    Was wussten sie schon? Sie wandelten schließlich nicht schon seit beinahe Tausend Jahren auf Erden und hatten zusehen müssen, wie man beinahe ihre gesamte Familie ausrottete.
    „Scht, Scht, mé táim ansin do tú agus tá mé chomh mór sin i ngrá leat *! Es ist nicht zu spät, um dein Versprechen zu erfüllen. Ich weiß, wie schwer es für dich war, Morrigan. Uns waren die Hände gebunden. Den Mächtigsten unserer Rasse! Gloria wird das verstehen. Und nun lass sie nicht länger warten. Das ist euer Moment, i do chroí istigh **. Ich warte unten auf dich. Du weißt, ich würde deinem Ruf auch in das Zentrum der Sonne folgen!”
(*Ich bin für dich da und ich liebe dich! **Nimm dir ein Herz!)
    Morrigan musste bei diesen liebevollen Worten schmerzlich lächeln, da ihr Mann Calhoun eine besondere Lost Soul war, die dem

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