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Die Suenden der Vergangenheit

Die Suenden der Vergangenheit

Titel: Die Suenden der Vergangenheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: May R. Tanner
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sehr gehofft, dass deine Tante mit der Zeit einsieht, dass sie einen Fehler macht, wenn sie dich von unserer Welt fern hält. Vielleicht war ich zu naiv in meinem Glauben, dass sie es aus tief empfundener Liebe heraus niemals so weit kommen lassen würde… Es mag dir kein Trost sein, Gloria, aber es gibt Menschen, die haben dich niemals vergessen, auch wenn ihnen die Hände gebunden waren, sich dir zu nähern.“
    Morrigan strich sehr sanft mit der Rückseite ihrer Finger über die blasse Wange der jungen Frau und ließ es zu, dass ihre Augen die Gefühle widerspiegelten, die ihr das Herz schwer und leicht zugleich machten, dann erhob sie sich, um Gloria ihre Hand hinzustrecken, mit der sie ihr mit erstaunlicher Kraft auf die Füße half.
    „Das hier ist nicht der passende Ort für eine private Unterhaltung. Hier geht es immer nur um die Arbeit und das Museum. Ich wusste nur nicht, ob du dich gleich wohl fühlen würdest, wenn ich dich in einem privateren Rahmen empfangen würde. Wir haben gerade geschlossen und heute stehen auch keine Termine mehr an, die Emily nicht für mich übernehmen kann. Nico hat mir mitgeteilt, dass du den Rest der Woche krankgeschrieben bist, so dass ich annehme, du hast etwas Zeit mitgebracht… Emily? Ich werde heute früher nach Hause gehen. Wenn etwas Dringendes sein sollte, dann kann Cal das für mich erledigen. Machen Sie nicht zu lange, bis Morgen früh“, verabschiedete sie sich von ihrer Assistentin, die ihnen wohlwollend zulächelte.

    Gloria versteifte sich nicht, sondern ließ die tröstende Umarmung von Morrigan geschehen. Sie nickte in stummer Zustimmung, während sie mit geschlossenen Augen versuchte, den Tränen Herr zu werden und gleichzeitig jedes Wort der Devena aufsaugte wie ein Schwamm.
Natürlich wollte man ihr keinen Kummer bereiten. Es ging darum, ihr zu helfen. Das hatte Nico ihr bereits versichert, doch erst jetzt, nach dem Gloria die Briefe ihrer Mutter gelesen und deren Freundin versuchte, sie zu beruhigen, wollte sie es wirklich glauben.
    Dankbar nahm sie das feine Taschentuch entgegen und strich zuerst mit der Kuppe ihres Daumen über die hübschen Initialen, bevor sie ihr Gesicht damit trocknete. Ihre Augen wurden groß und mitfühlend, als Morrigan offen mit ihr sprach. Sie hätte hier ein gutes Zuhause gehabt, wenn es möglich gewesen wäre, sie hier aufwachsen zulassen. Dieser Gedanke beschämte sie. Bis vor drei Tagen war sie schließlich noch der Meinung gewesen, bei ihrer Tante hätte es ihr auch an nichts gefehlt.
Nur weil sie jetzt zu wissen glaubte, was die Ursache ihrer Krankheit war und dass es nur eine potentielle Möglichkeit gab, sie zu retten, hieß das nicht, dass sie allzu schlecht von ihrer verbliebenen Verwandten denken durfte und doch... ein Blick in Morrigans Augen und die Enttäuschung sowie das kurze Auflodern von Hass und Rachegedanken reichten aus, um sich direkt zwischen den Stühlen wiederzufinden.
    Es ging immerhin um ihr Leben. Und das war vollkommen Fremden wichtiger als ihrer Tante. Alle Umstände, die verhindert hatten, dass sie nicht in die Familie Avery aufgenommen wurde, waren nur zu verständlich. Sie hatte es schon begriffen, als sie die Briefe las. Die Tatsache, dass sie für Mathilda allerdings nicht mehr als eine Spielfigur oder Gegenstand des Triumphes über die Immaculates, denen sie einmal angehört hatte, zu sein schien, schmerzte tief und giftiger als jede Wunde, die man ihr hätte zufügen können.
    Gloria ergriff Morrigans Hand, die sich ihr hinstreckte, um ihr aufzuhelfen. Der Ruck, der durch ihren Körper ging, ließ sie überrascht aufkeuchen. Die Frau hatte so viel Kraft wie ein Mann. Unglaublich. Das hatte sie schon bei Nico beobachten können. Wenn es nicht gruselig war, dann doch zumindest sehr beeindruckend. Gloria lächelte unsicher. Morrigan konnte ihre Gedanken lesen und hielt sie wohl für ziemlich unbedarft.
    „Es gefällt mir hier. Als Kind bin ich... ich meine, ich bin immer gerne in Museen gegangen.“
    Morrigan wollte sicher nicht hören, was sie als Kind gern getan hatte und was nicht. Immerhin hätte sie selbst dabei sein können und wenn Gloria zu viele Details preisgab, machte sie ihr Zusammensein für die Ältere vielleicht unerträglich. Das wollte sie unter allen Umständen verhindern.
Dass Nico Mrs. Avery bereits von Glorias Krankmeldung unterrichtet hatte, war nicht weiter verwunderlich. Obwohl sich Gloria daran hätte stoßen können. Hier herrschte eben ein Austausch, an den sie

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