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Die Suenden der Vergangenheit

Die Suenden der Vergangenheit

Titel: Die Suenden der Vergangenheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: May R. Tanner
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großen Augen von ihrem Platz aus zu der Devena empor, die die gleiche unglaubliche Macht in sich zu tragen schien, die sie bei Morrigan erspürt hatte. Natürlich konnte man hier nicht unbedingt von vollendeter Eleganz sprechen, doch die wilde Schönheit, dieses ungebändigte, freiheitsliebende Naturell war genauso respekteinflößend und majestätisch anzusehen wie die nach außen hin geglättete Fassade der Patrona des Hauses Averon.
    Zum ersten Mal hatte Gloria das Materialisieren eines Immaculates richtig mitbekommen. Sie hatte gesehen, wie dieser in jeder Faser gestählte, kraftvolle Körper aus dem Nichts auftauchte und sich ihnen in aller Pracht präsentierte. Sie erlag fast der Versuchung, die Hand auszustrecken und Flavia an einem der eingeölten bronzeglänzenden Arme zu berühren, um festzustellen, ob sie echt und keine Einbildung war, doch die Vorsicht in ihr gebot ihr lieber sitzen zu bleiben und abzuwarten, bis diese Frau das Wort an sie richtete.
    Die Lanze in ihrer Hand war garantiert gefährlicher als jeder umherschwirrende Pfeil, den Cat mit ihrer Armbrust abgeschossen hatte. Wobei Gloria beim Anblick Flavias aber durchaus sicher war, dass sich die Devena nicht nur auf ihre Waffen verließ. Der Blick auf ihre Tante war aus den Augen dieser Frau schon fast als brutale Vorfreude zu deuten. Flavia war die Jägerin und Mathilda die Beute, die sie schon seit einer Ewigkeit in die Falle zu bekommen gedachte. Nun war es endlich so weit.
Endlich.
Gloria schluckte. Mathilda hatte versucht, sie umzubringen. Das würde keiner der anderen Immaculates einfach so durchgehen lassen. Ihr stand wohl eine schlimme Strafe bevor.

    Flavia begrüßte zuerst Cat und Romy mit einem Kuss auf die Wange und schüttelte King die Hand, um sich dann über Nico zu beugen und ihr die kurzen Locken liebevoll zu verwuscheln. Bei der Kleinen überkamen sie eben immer Mutterinstinkte, die in ihr besonders stark ausgeprägt waren.
Genau genommen wünschte sie sich weiteren Nachwuchs, deshalb auch der Aufzug, wobei sie die Mädchen sicher nicht mit Details behelligen würde. Sie dachten wohl, dass man sie von offiziellen Aufgaben fort geholt hatte. Gut so!
    „Gloria! Endlich sehen wir uns wieder. Ich bin Flavia Halos… Entschuldige den Aufzug, aber ich dachte, es wäre besser, wenn ich mich nicht mit Umziehen aufhalte. Deine Mutter war eine verehrte Freundin und ich habe geschworen, deinem Hilferuf jederzeit Folge zu leisten. Es ist gut, dass du nun nicht mehr unwissend bist. Ich werde Mathilda von hier fort bringen. Sie wird sich ihren Sünden und Verfehlungen stellen müssen. Wir sprechen uns bald wieder, Gloria. Ich habe dir noch einige Dinge zu übergeben, aber das tun wir, wenn du dich besser fühlst. Nico und die anderen werden sich gut um dich kümmern. Ich bin sehr froh, dass du nach Hause gefunden hast, mein Kind.“
    Flavia lächelte liebevoll und ihre Augen leuchteten warm. Sie nahm kurz die Hand der jungen Frau in ihre, um sie leicht zu drücken. Sie hätte nicht besser geraten sein können, wenn Morrigan wirklich ihre Mutter gewesen wäre. Aber sie hatte auch zwei sehr besondere Eltern gehabt, das hatte sich zum Glück trotz Mathildas schlechtem Einfluss nicht geändert.

    „Ich weiß!“, sagte Gloria dummerweise, als Flavia sich ihr vorstellte. Gleich darauf errötete sie, denn es klang garantiert überheblicher als es gemeint gewesen war. Sie hatte damit nur andeuten wollen, auf diese Begegnung nicht ganz unvorbereitet gewesen zu sein. Dank des Albums und den Briefen ihrer Mutter. Flavia schien zu verstehen. Die Wärme in ihren Augen blieb und Glorias Angst wich, genauso wie sie in Morrigans Gegenwart gewichen war. Sich einzugewöhnen würde vielleicht weniger Zeit in Anspruch nehmen als bisher gedacht. In Gedanken vermerkte sie das als positiv.

    Flavia klaubte die leblose Mathilda mühelos vom Boden auf, die sie sich praktisch unter den linken Arm klemmte, als wäre sie eine Schaufensterpuppe.
„Unten stehen Wagen bereit! Wir sehen uns spätestens in der Camera wieder, meine Lieben!“
Mit diesen Worten marschierte sie mit ihrer Gefangenen aus der Wohnung, wo die anderen ihr leicht verblüfft hinterher starrten. Ihr Auftritt war ziemlich eindrucksvoll gewesen.

    King fing sich als erster wieder und schlug Romy vor, ihre Maschine zurück zur Fortress zu fahren. Für heute war die Jagd wohl mit Erlegen der bösen Frau erledigt. Man musste sich um Gloria kümmern. Romy nickte ihm zu, der sich dann ehrerbietig vor

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