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Die Suenden der Vergangenheit

Die Suenden der Vergangenheit

Titel: Die Suenden der Vergangenheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: May R. Tanner
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wusste nicht, ob sie damit tatsächlich einer Bestimmung folgte, indem sie sich verständlich und offen zeigte. Es erschien ihr gerade nur ein innerer Impuls gewesen zu sein, der sie auf Mathilda hatte losgehen lassen, um ihr zu zeigen, dass sie unter keinen Umständen aufgeben würde.
Man hatte Gloria überfallen und schwer verletzt. Sie war beinahe gestorben und hatte sich mit einer neuen Macht konfrontieren lassen müssen, die ihre Vorstellungskraft immer noch bei weitem überstieg. Es war peinlich gewesen, sich all diese Dinge anhören zu müssen, die ihre Krankheit betrafen und ekelhaft, zum ersten Mal dem Blutdurst nachgegeben zu haben, an den sie sich irgendwann gewöhnen würde. Und dann kam ihre Tante und setzte allem die Krone auf, indem sie Gloria erniedrigte und peinigte, obwohl sie doch wissen musste, wie viel Liebe und Verständnis ihre Nichte ihr bisher entgegen gebracht hatte. Für Gloria war dieses Gegenüberstehen und das Treffen einer vermeintlichen Entscheidung, die Mathilda ausrasten ließ, nötig, um das letzte Bisschen verbliebene Würde und Stolz auf das, was sie war und woher sie kam, bewahren.
Das war eigentlich nur dem Besuch bei Morrigan zu verdanken. Ein erster Schritt in die richtige Richtung. Gloria musste sich vor nichts außer ihrer eigenen lebenden Verwandtschaft fürchten.
    „Okay!“, antwortete sie leise, ohne Nico anzusehen oder den Inhalt der zu ihr gesprochenen Worte richtig wahrzunehmen. Für sie da sein.
Warum waren es in dem Augenblick, in dem man den Trost und den Zuspruch eines geliebten Menschen am Dringendsten gebraucht hätte, immer ein Fremder, der diese Worte sagte?
Gloria starrte auf Mathildas leblosen Körper und fragte sich zum wiederholten Male, warum es so weit hatte kommen müssen. Was hatte sie denn getan? Gar nichts. Vielleicht war das ja der Grund.

    Mélusina hatte ganze Arbeit geleistet. Mathilda Burton lag bewusstlos am Boden und ihr Widerstand würde bald völlig erlahmen, weil sie lange kein Blut mehr getrunken hatte und dadurch die eine Ration, die sie sich wohl von Cullen geholt hatte, schnell aufgebraucht war.
    - Oh, nein! Nicht die Steine, du armes verirrtes Wesen. Das Böse in dir war zu mächtig geworden, weil du es zugelassen und angenommen hast. Hättest du um Hilfe gebeten, dann wären sie an deine Seite geeilt, doch du wolltest unbedingt Patrona werden. Deine Großmutter hasserfüllt von ihrem Thron stoßen. Es ist gut, dass du die Steine nicht angehört hast. Dann hättest du nur versucht, Gloria viel früher zu töten. Es war nicht dir bestimmt und auch nicht den Früchten deiner Lenden. Avia hat es gesehen und akzeptiert. Tief in deinem Inneren hast du es wohl geahnt, was in Gloria heranwächst. Du wolltest sie nicht zu ihrem Schutz fern halten. Oh, nein! Neid und Missgunst haben dich getrieben, dass eine "einfache" Breed bald über dir stehen könnte. -
    Nicos Gesicht hellte sich mit einem Mal auf und ein strahlendes Lächeln stahl sich auf ihre Lippen, so dass die anderen ihr verwunderte Blicke zuwarfen. Manchmal konnte man annehmen, dass ein Kind des Lichts einfach nur mehr Freude empfinden konnte als die anderen, selbst in den dunkelsten Stunden.

    In dem Moment flirrte die Luft kurz und dann materialisierte sich Flavia Halos in ihrer gesamten Pracht mitten im Wohnzimmer, das plötzlich ziemlich beengt wirkte. Die anderen rissen die Augen bei ihrem Anblick weit auf, obwohl sie ja mit ihrem Erscheinen gerechnet hatten. Sie hatten sie noch nie in ihrer Uniform gesehen, die doch als recht freizügig zu bezeichnen war. Flavia sah damit aus wie eine wilde Amazone. Sie trug nur ein knappes Bustier und einen Lendenschurz, die mit kupfernen Beschlägen verziert waren, die Haut glitzerte von heiligem Öl und ihre Mähne fiel ihr in wilden Locken über die Schultern.
    Der Anblick von Mathilda auf dem Boden ließ sie nur die Lippen kurz schürzen, wobei ihre Kupferaugen bösartig aufblitzten. Schließlich hatte sie jahrelang auf diesen Moment gewartet. Sie drehte die kurze Lanze in ihrer Rechten ein paar Mal um sich selbst, wobei das wie die kokette Geste eines Cheerleaders wirkte, die ihren Stab herumwirbelte. Oder auch nicht. Jede noch so kleine Bewegung ließ die ausgeprägten Muskeln der Patrona im auftreffenden Licht glänzen und die Stärke darunter erahnen.

    Gloria erkannte die plötzlich in ihrem Wohnzimmer aufgetauchte Frau trotz des kriegerisch anmutenden Aufzugs sofort. Flavia Hall
Von Mathilda abgelenkt starrte sie sprachlos und mit

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