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Die Suenden der Vergangenheit

Die Suenden der Vergangenheit

Titel: Die Suenden der Vergangenheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: May R. Tanner
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mehr weh als die körperlichen Schmerzen, die sie verspürte.
    „Es tut mir so leid“, sagte Mathilda leise, doch Gloria starrte weiterhin auf einen unsichtbaren Fleck auf den Fußboden. Entschuldigungen kamen in diesem Moment zu spät. Genauso wie der Versuch einer Rechtfertigung. Vergeudeter Atem.

    „Bringt sie einfach weg von hier.“
    Glorias Stimme, heiser und angestrengt, klang vollkommen emotionslos. Die Tränen waren langsam versiegt und hatten einem Gefühl der Leere Platz gemacht, in dem sich nichts außer der bodenlose Schwärze befand, von der Mathilda gesprochen hatte.
Sie konnte und wollte nicht begreifen, wieso ihre Tante ihr das hier angetan hatte. Es machte all ihre Fortschritte und die Annäherung mit den Immaculates zunichte. Alles Positive veränderte sich ins Gegenteil. Sie hatte nie wieder ängstlich oder panisch sein wollen und bemühte sich wirklich darum, nicht auszurasten, doch der kalte Eisbeutel und die Schmerzen in ihrem Hals konnten nicht verdrängt werden.
Genauso wenig wie das plötzliche Auftauchen ihrer Retter, das nun in ihr Bewusstsein drang und ihr die besonderen Fähigkeiten in Erinnerung rief, die wohl nicht mit nur einer einzigen abgedeckt zu sein schien.
    Krieger mit Waffen und einer unbändigen Kraft... in Luft aufgelöst und wieder zurück... an jeden beliebigen Ort... Visionen, die Zukünftiges und Vergangenes ans Licht brachten... all dies verbunden und entstanden durch die Macht des Blutes...
    Es war einfach nicht zu glauben.
    Endlich und unendlich langsam wandte Gloria den Kopf. King saß neben ihr und sorgte dafür, dass der kühlende Schal tatsächlich an seinem Platz blieb, da Glorias Hand allein dem Ganzen nicht so richtig Halt gab. Fasziniert starrte sie in das Weiß seiner Augen und fragte sich ganz kurz, ob er blind war. Doch die Art wie selbstsicher er mit ihr umging und ihrem Blick gleichfalls begegnete, war er es wohl nicht. Eigentlich war alles an ihm faszinierend, doch Gloria sah nur seine besonderen Augen, die trotz ihrer scheinbaren Farblosigkeit eine Menge Gefühl wiederspiegeln konnten. Er war also auch noch ein Mensch. Ein Breed wie sie eine war. Es gab also auch Männer, die.. .darauf warteten.
    „Du hast keine Angst vor ihnen, nicht wahr?“, wisperte Gloria fragend und hustete dann, was einen scharfen Schmerz im Hals zur Folge hatte.
    „Ich schon.“

    „Nein, Gloria, ich habe keine Angst. Ich verfüge aber über die Gabe, Dinge zu sehen, die dem menschlichen Auge gewöhnlich verborgen bleiben“, antwortet King ernsthaft mit leiser Stimme.
Er sah genau, dass die Tante des Mädchens eine vergiftete Aura hatte. Gloria selbst war rein wenn auch durch den körperlichen Angriff geschwächt.
    „Ich erkenne das Böse, wenn ich es sehe!“
    King räumte die übrigen Eiswürfel weg und schaffte sie in das Tuch gewickelt in die Küche, wo er sie in die Spüle gleiten ließ. Vorerst hatte die Haut genug Kühlung abbekommen. Es waren keine schweren Verletzungen, die schnell heilen würden. Er hatte sich als kleiner Junge immer eine Familie gewünscht, doch nun sah er, dass es nicht unbedingt die Erfüllung gebracht hätte. Er kannte seine Wurzeln, er hatte durch Shane eine Ersatzfamilie und nun einen Platz unter Freunden erlangt. Was konnte er sich mehr wünschen?

    Mit zitternden Knien stand Gloria auf und ging langsam auf ihre Tante zu, die von Cat und Romy bereits ebenfalls auf die Füße gestellt worden war. Mathildas Körper zitterte ebenfalls. Sie war schließlich immer noch von dem Geist besessen. Sie war kaum größer als Gloria, sodass sich die beiden Frauen auf Augenhöhe und nun mit gleichen Kräften begegneten.
Gloria reckte das Kinn ein Stück empor, sodass Mathilda den Schaden, den sie angerichtet hatte, sehr gut sehen konnte. Blaurote Striemen und zerkratzte Haut rundherum um Glorias Hals. Da sie noch nicht umgewandelt war, würde man diese Spuren tagelang sehen und Gloria nächtelang in ihren Träumen verfolgen.
    Es gab so viel, was sie ihrer Tante gerne vorgeworfen oder gefragt hätte. So viele Dinge und unausgesprochene Worte, die ihr auf der Zunge lagen, den Weg aber nicht herausfanden, da Mathilda genug von ihnen mit ihrer rohen Gewalt zerquetscht und wertlos gemacht hatte. Wenn sie sich richtig erinnerte, gab es bei den Immaculates strenge Regeln. Sehr streng und Mathilda würde Strafe empfangen. Gloria konnte ihr nicht einmal mehr viel Glück wünschen und hoffen, dass es glimpflich und schnell vorbeisein würde mit ihrer Tante, mit

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