Die Suenden der Vergangenheit
lachen und den Kopf über sie zu schütteln.
„Nur wenn ich solange Nathan dafür haben kann. Seine Art, mit Stress fertig zu werden, liegt mir wesentlich mehr. Und ich kann kaum für Rys sprechen, du musst ihn schon selbst fragen, ob Lust hat, sich auf den Clinch einzulassen.“
Nico wusste manchmal wirklich nicht, was sie mit den Aussprüchen ihrer Patrona anfangen sollte. Als Witz konnte sie es kaum abtun, da Cat über so was keine Scherze machte.
Nathan verkloppen!
Allein bei diesem Gedanken würde sie knallrot anlaufen, wenn sie das könnte. Und Rys war ja in ihrem kleinen Schaukampf sehr nachsichtig mit ihr gewesen, so dass sie ob Cats Wohlergehen beruhigt war. Sie verabschiedete sich von den beiden, da sie sich gleich in die Krankenstation begeben würde, um ein paar Sachen zu Glorias Behandlung zusammen zu suchen. Sie würde auch Krankenwache halten, Gloria sollte nicht allein bleiben. Morrigan würde bald in Richtung Castle aufbrechen und sich nicht selbst kümmern können. Morgen sah dann hoffentlich alles anders aus.
6. Mit einer Hand im Grab
Freitag, 24. August; spät nachts
Romy ließ ihre schwere Maschine ausrollen, nachdem sie den Motor ausgeschaltet hatte und zog dann den Motorradhelm ab, den sie eigentlich nicht tragen müsste. Allerdings wollte sie das bestimmt nicht mit einem Polizisten während einer Verkehrskontrolle besprechen. Sie legte ihn vor sich ab und stützte sich dann mit den Ellenbogen darauf ab, um hinauf in den nächtlichen Himmel zu starren, wo der Mond hell schien. In vier Tagen würde wieder Vollmond sein, doch ihre innere Unruhe konnte sie nicht allein der zweiten Affectio zuschreiben, die sie durchmachen würde. Immerhin wusste sie nun Bescheid und würde davon nicht überraschend überrollt werden.
Kein nächtliches (un)gewolltes Auftauchen in seinem Schlafzimmer mehr! Hoffentlich jedenfalls.
Sie war von tiefer Traurigkeit erfüllt, die viel mehr damit zu tun hatte, dass ihre kleine Schwester sehr bald in das Wohnheim der Universität ziehen würde, wo sie endlich Kunst studieren konnte, wie es schon lange ihr Traum gewesen war. Romy freute sich für sie, sie unterstützte Bekky, wo sie konnte, doch es blieb ein nagendes Gefühl übrig. Bekky schien ihr stille Vorwürfe zu machen, weil sie sich so sehr auf das Leben mit den Immaculate und Rys im Besonderen einließ. Sie sprach nie offene Kritik aus, doch ihr Verhalten gegenüber Rys, Nico, Cat oder gar King, der nun häufiger Zeit bei ihr in der Detektei verbrachte, war mehr als abweisend.
Romy wusste einfach nicht, wie viel sie ihrer Schwester wirklich anvertrauen durfte. Sie konnte durchaus ihr Misstrauen nachvollziehen, weil Romy sich entgegen ihres sonst eher zurückhaltenden Charakters so offen gegenüber ihren neuen Vertrauten zeigte. Sie hatte diese Art der Verbundenheit nicht einmal mit Bekky erlebt, so dass sie sich innerlich dafür schämte, sich so gut mit Cat, Wendy, Nico und King zu verstehen. Und mit den Kriegern, auf deren Unterstützung sie immer zählen konnte. Ihr Leben war seit Jahren leer gewesen, nicht einmal die lockere Kameradschaft bei der Polizei hatte diese Lücke füllen können und auch Bekky konnte das nicht über Nacht tun. Bei ihr hatte Romy immer das dumpfe Gefühl, versagt zu haben. Zuerst hatte sie ihre kleine Schwester nach dem Feuer losgelassen, dann war sie in ihr Leben zurückgekehrt, wo sie mit unfassbaren Wahrheiten konfrontiert worden war.
Und nun hatte sie zu allem Übel noch gegen die Verlustängste zu kämpfen, die sie heimsuchten, nachdem der Termin von Bekkys Umzug immer näher rückte. Ihre Augen brannten, weil ihr wieder bewusst wurde, wie viel sie vom Leben ihrer kleinen Schwester verpasst hatte. Romy ließ es nicht oft zu, dass ihre Trauer an die Oberfläche steigen konnte, doch der Vollmond spielte ihrer Selbstbeherrschung Streiche. Sie hatte einen etwas ruhigeren Tag im Büro verbracht, nachdem das Geschäft nun wirklich anzog, da ihr erster (oder vielmehr zweiter) gelöster Fall Früchte trug. Shane Bristow war ein überaus dankbarer Vater, der gute Kontakte hatte. Sie hatte schon zwei sehr lukrative Fälle gelöst, obwohl sie ja nun nicht mehr auf dieses Einkommen angewiesen war. Es war dennoch ein gutes Gefühl, dass sie den Laden zum Laufen brachte. Etwas, das sie auch ihrer neuen Familie verdankte. Ja, Familie. Sie würde niemals wieder verloren sein und sie konnte nicht verstehen, warum es Bekky so schwer fiel, darin nicht das Gute zu sehen.
Romy atmete ein
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