Die Suenden der Vergangenheit
Jersey draußen… Ich war auf der Suche nach Antworten. Ich wollte wissen, was damals wirklich passiert ist... Warum mein Zuhause in Flammen aufging. Ich wollte sehen, warum Marga sich so gegen meinen Vater gestellt hat. Ich hatte meine… Marga stand unter dem Verdacht, das Feuer selbst gelegt zu haben. Und das hat sie irgendwie, auch wenn sie die zündende Flamme nicht persönlich gelegt hat…“
Romy stockte, weil sie erneute Unsicherheit überkam. Cat saß hier sehr lebendig vor ihr und war vollkommen unschuldig. Sie fühlte mit ihr und machte sich Sorgen, sie wollte ihr helfen.
„Ich habe früher immer alles in mich hineingefressen, wenn es mir schlecht ging oder ich traurig war, weil nie jemand da war, dem ich mich hätte mitteilen können. Wenn ich das jetzt für mich behalte, dann ändere ich dieses Verhalten nicht und werde es durch mein Schweigen nur schlimmer machen, weil… Es für mich zu behalten, würde die Sache wohl nur größer machen als sie ist. Trotzdem möchte ich betonen, dass ich… dass es nicht als Vorwurf gemeint ist. Es zeigt vielleicht nur einmal mehr, warum ausgerechnet wir beide in die Quadruga berufen wurden.“
Romy hielt den Blick stur auf Cat gerichtet, weil sie sehen sollte, dass es sie zwar aufgewühlt hatte aber sie ihr in keinem Fall böse war. Wie sollte sie auch?
„Marga war schwach und verwirrt… Das hat damals jemand ausgenutzt, sich an sie heran zu machen. Dieser Jemand redete ihr nach dem Mund, machte ihr Hoffnungen, von dem Übel befreit zu werden, das Marga an Malakai band. Er wusste genau, was sie hören wollte, sprach zu ihr von Vampiren und Monstern, die kein Recht hatten, auf Erden zu wandeln, weil sie eine Beleidigung Gottes wären. Lauter Mist, den Marga aber brav schluckte und ihm alles erzählte. Von Malakai und den Kindern… Damit hat sie ihr Todesurteil gesprochen und auch unseres. Sie sollte ihm eine Falle stellen, aber sie ahnte natürlich nicht, dass sie und wir Kinder mit ihr sterben sollten. Sie bestellte ihn eines Nachts zu sich, doch Malakai kam nicht. Der Mann fühlte sich verraten, er wartete in den Schatten im dunklen Garten und zündete das Feuer, weil er wenigstens die Brut des Teufels tot sehen wollte… Er stand die ganze Zeit im Garten und sah zu, wie das Häuschen in Flammen aufging. Groß, dunkel… In eine dunkelrote Kutte gehüllt, weil er ihr als Mann Gottes begegnet war… In der Kirche stellte er sich ihr noch als Bruder Virgiliu vor."
Cat zuckte wie getroffen zurück und ihre Hand bedeckte ihren zu einem stummen Aufschrei geöffneten Mund.
„Oh, Gott! Alba conabiu cãlugãr ! Der dunkelrote Mönch?!”
Cats Stimme klang heiser und sie musste sich räuspern, bevor sie weitersprechen konnte.
„Die… die dunkelrote Kutte war sein Markenzeichen! Es hängt ein Bild von ihm in der Galerie im Schloss der Tatarescus… Das war… eine bevorzugte Jagdmethode, wenn es um Immaculate ging. Man konzentrierte sich auf Frauen und Kinder. Ich wusste das nicht, ich... wusste es nicht!“
Cat verbarg das blasse Gesicht in ihren Händen und verspürte unendliche Scham, dass ihre Familie für diesen feigen Anschlag verantwortlich war. Es gab keinen Zweifel. Es klang einfach zu sehr nach ihrem Großvater. Sie hatte keine Ahnung, was er gerade zu dieser Zeit in Amerika getrieben hatte, doch er hatte sein Wirken nicht auf Rumänien eingeschränkt. Es war möglich, dass er anderen Jägern seine Ansichten näher bringen wollte. Die Tatarescus hielten sich für die einzig wahren Jäger, womit sie wahrscheinlich nicht einmal Unrecht hatten. Für eine Bande von gewöhnlichen Menschen waren sie ziemlich erfolgreich bei der Jagd. Besonders dank ihrer eigenen Mithilfe.
„Es tut mir leid, Romy. Du weißt nicht, wie sehr! Er war… unglaublich charismatisch. Manchmal glaubte ich, dass ich diese mentalen Fähigkeiten von ihm geerbt hätte, doch es war einfach sein einnehmendes Wesen. Er war vollkommen davon überzeugt, dass Vampire Geschöpfe aus der Hölle waren. Ein Fanatiker mit unglaublicher Überzeugungskraft! Und deine Mutter war damals geschwächt, weil sie die Verwandlung immer weiter hinauszögerte… Ich wünschte, ich könnte es ungeschehen machen!“
Cat ließ die Hände sinken und sah schuldbewusst und voller Scham zu Romy auf.
Sie hatte praktisch die Mutter ihrer besten Freundin auf dem Gewissen…
Romys Mundwinkel zitterte leicht, doch weiter geschah nichts. Catalinas Emotionen prasselten auf sie nieder und wirkten besser als jedes
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