Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Suenden der Vergangenheit

Die Suenden der Vergangenheit

Titel: Die Suenden der Vergangenheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: May R. Tanner
Vom Netzwerk:
hätte er garantiert für die nächsten Stunden keinen Ton herausgebracht, allerhöchstens Blut gewürgt und er hätte es Nathan nicht einmal übel genommen.

    Romy eilte indessen an Rys’ Seite, nachdem sie ihnen einige Sekunden wie vom Donner gerührt zugesehen hatte. Sie war blass aber gefasst. Und stark. Der emotionale Aufruhr in ihrem Inneren machte kühler Überlegung Platz. Sie war doch weiter als Malakai, sie hatte einen Partner an ihrer Seite, der sie nicht über Jahre lang zu einem emotionalen Wrack gemacht hatte. Sie umarmte Rys nicht in der Absicht, ihn zu versorgen, sie wollte vielmehr verhindern, dass er weiter auf seinen Bruder losging. Dann tat sie etwas wirklich Effektives. Der süße Geruch von Pfirsichen wehte in geringer Konzentration zu ihm herüber und besänftigte sogar ihn etwas. Es lag nicht daran, dass er plötzlich auf Romy abfuhr, vielmehr nahm er einen Teil seines Bruders darin wahr. Sie waren auf ewig miteinander verbunden.
    Du kleiner Idiot! Rys hatte es ihm schon immer schwer gemacht, über ihn zu wachen. Er wollte schon immer für sich selbst sorgen und in Theron stiegen Erinnerungen an Kindheit und Jugend auf, in denen sie alles miteinander geteilt hatten. Nur dieses eine Mal war Chryses außen vor geblieben.
    Er ließ das Pärchen auf dem Sofa nicht aus den Augen, während er Nathan die Drohungen durchgehen ließ. An seiner Stelle hätte Nathan auch nicht anders gehandelt, er würde zur Hölle fahren, wenn es dazu diente, seine Lieben zu beschützen. Wie war das noch mit Awendela gewesen?
Therons Mundwinkel verzogen sich zu einem halbherzigen Lächeln, das seinen Gedanken und nicht der Drohung seines zweiten Mannes galt.
    „Ja!“, antwortete er seelenruhig und harrte der Dinge, die Nathan mit ihm anstellen könnte, um ihn zum Reden zu bringen.

    Die Zustimmung aus dem Mund seines Bruders bewirkte trotz Romys Zuwendungen eine weitere Welle des Widerstandes in Chryses. Ohne sich groß bewegen zu können, da Nathan seinen Körper immer noch mental auf dem Sofa gefangen hielt, bleckte er erneut seine Zähne und stieß ein wütendes Knurren aus, das beinahe wie Verräter klang. Natürlich war das nur sein Zorn darüber, dass sein Bruder ihn nicht eingeweiht hatte. Auch wenn Theron es wie Mord darstellte, musste es ein Unfall gewesen sein. Es musste. Denn das Orakel würde ohne Zweifel die Wahrheit kennen und wenn sie seinen Bruder ohne Strafe hatte davon kommen lassen, dann war es nichts weiter als ein tragisches, nicht ungeschehen zu machendes Unglück.

    Allerdings hatte Theron nicht damit gerechnet, von einem kleinen Mädchen durchschaut zu werden, das bei jeder Gelegenheit in Tränen ausbrach und bis vor kurzem voller Selbstzweifel und Ängste gewesen war.
    „Das ist nicht richtig, Theron!“, begann sie mit leisem Vorwurf in der Stimme und einem mitfühlenden Blick, dem er lieber aus dem Weg ging, weil er mehr als Rys’ zupackender Griff um seinen Hals bewirkte, dass ihm die Kehle eng wurde. Sie stellte sich vor ihm auf und drehte ihm dann den Rücken zu, wobei sie die Arme vor der Brust verschränkte, als wollte sie ihn gegen Nathan und Rys gleichzeitig abschirmen.
    „Theron ist nicht mein Vorgesetzter, ich bin Catalinas Sophora und sie kann mir den Befehl erteilen, für Aufklärung zu sorgen. Cat, erlaubst du mir, Malakai Harpia zu rufen?“, fragte sie mit hocherhobenen Kopf und spürte, wie Theron hinter ihr zusammenzuckte, als hätte sie ihm den Ellenbogen in den Bauch gerammt.
    Cat spielte mit, auch wenn sie keine Ahnung hatte, worauf Nico mit ihrer kleinen Showeinlage hinauswollte.
„Sicher, wenn es hilft!“, stimmte sie sofort zu und zuckte mit der Schulter. Ihr Interesse galt gerade mehr Nathan, dessen Auftreten das Tier in ihr zum Brüllen brachte. Diese ganze Aufregung machte sie hungrig. Sehr hungrig. Wann hatte sie das letzte Mal gegessen?

    „Nein!“ Wie es schien, war Theron gerade die Sprachgewandtheit abhanden gekommen. Er war unter der sommerlichen Bräune ziemlich blass geworden.
    Nico drehte sich zu ihm um und sah mit diesen niedlichen Puppenaugen zu ihm auf, die einemgestandenen Mann die Eingeweide umzudrehen vermochten. Sie trat ganz nah an ihn heran, lehnte ihren Kopf gegen seine Brust und ließ sich dann ganz gegen ihn sinken. Seine eigenen Glieder schienen ihm nicht mehr gehorchen zu wollen. Das war das Letzte, womit er gerechnet hatte. Das hätte sich sonst keine Frau getraut. Wie von einer fremden Macht gesteuert, legte er den linken Arm über

Weitere Kostenlose Bücher