Die Suenden der Vergangenheit
dagegen...ich mache mir Sorgen um ihn. Er stellt seine Gefühle mittlerweile auch weit unter seinen Verstand, mit dem er uns anführt. Er ist kein Unmensch, aber manchmal... du hast uns beide ja erlebt. Zum ersten Mal in der Fortress und dann auch noch die Sache mit der Umwandlung. Feinfühligkeit oder Takt ist nicht gerade unsere Stärke. Therons eigentlich eher als meine, da ich ziemlich unbeherrscht und grob sein kann, wenn mir etwas nicht passt, doch es gibt Momente, da macht sogar mir die Kälte in Therons Innerem Angst. Es kann nicht im Sinne des Orakels sein, ihm das, was er fühlt, ob nun Trauer, Glück, Liebe oder sonst etwas, zu verbieten. Natürlich gibt es Augenblicke, in denen man seine Gefühle lieber für sich behalten und andere außen vor lassen sollte, aber sie wegzusperren und nicht mehr zuzulassen? - Das kann man nicht einmal einem Anführer einer Warrior-Riege abverlangen."
Romy sog dieses Gefühl tiefer Geborgenheit an Rys' Seite tief in sich ein und war einen Moment versucht, Rebeka ebenfalls eine so drastische Maßnahme angedeihen zu lassen. Allerdings wäre es nicht fair von äußerlicher Ähnlichkeit zu Marga auf charakterliche Vergleichbarkeiten zu schließen. Marga war ihre Mutter, sie beide hatten einen Teil von ihr in sich. Es kam immer darauf an, was man daraus machte.
„Ja, natürlich…“, bestätigte Romy leise und drückte seine Hand fest, als Rys seine Sorge um seinen älteren Bruder äußerte.
Allerdings würde sie beiden Brüdern Feinfühligkeit und Takt eher absprechen, wobei Theron allerhöchstens die Selbstbeherrschung auf seiner Seite hatte, die Rys sich manches Mal nicht auferlegte. Romy war durchaus fähig, auch durch die rosarote Brille hindurch die Schwächen von ihrem Soulmate zu sehen, was sie sehr beruhigte. So stand sie mit ihren Unzulänglichkeiten nicht allein da. Niemand war perfekt, nicht einmal der große Theron, auch wenn man durch seine Stellung und sein Auftreten den Eindruck haben könnte.
Rys starrte einen Moment lang in Gedanken versunken für sich auf keinen bestimmten Punkt aus dem Fenster seines Wohnzimmers, hinter dem es immer noch finstere, regnerische Nacht war. Die schwarzen Wolken am Himmel verspürten noch keine Lust, dem neuen Tag Platz zu machen.
"Ich glaube, er gestattet sich noch nicht mal den kleinsten Ausbruch, wenn er allein in seinem Apartment ist. Er hat niemanden, bei dem er sich fallen lassen kann und er ist nicht bereit, zu suchen. In seiner jetzigen Aufgabe sieht er die absolute Bestimmung und Erfüllung. Etwas, für das ich ihn wirklich schlagen könnte. Gerade eben in Nicos Umarmung habe ich ihn das erste Mal seit Jahren weich erlebt, Romy. Das erste Mal seit Jahren und trotzdem hat er versucht, das was er fühlte, für uns alle zu unterdrücken. Er war ehrlich, ja, aber er hat nur die Wahrheit gesagt, weil Nico ihn sanft dazu gedrängt hat und ihm somit zu verstehen gab, dass eine Schwäche bei ihm durchaus okay ist. Das hat mir mehr wehgetan als alles andere, weil ich ahne, dass es mit ihm den genau umgekehrten Weg gehen wird wie bei Malakai, wenn er nicht ebenfalls bald jemanden findet, mit dem er sein Leben teilen kann. Jemanden, dem er mehr vertraut als mir."
Er ist nicht bereit zu suchen? Romy verkniff sich einen trockenen Kommentar, dass Rys selbst ihr auch nicht unbedingt die Tür eingerannt hatte. Das schien eben eine weit verbreitete Schwäche unter den Kriegern zu sein. Eine, die sie nur zu gut nachvollziehen konnte.
Nico war wirklich ein Schatz, aber leider schon vergeben und bestimmt keine Lösung für Therons Probleme. Romy war sich sicher, dass der Anführer es nicht so empfand, was es seinem Bruder oder auch jedem anderen sehr schwer machen würde, ihm zu helfen. Sie war noch nicht soweit, zu behaupten, dass man nur in einer Partnerschaft glücklich werden konnte. Es war schließlich keine Seltenheit, dass Krieger während ihrer Dienstzeit ledig blieben. Die Geschichte war voll von solchen Beispielen.
Rys fühlte sich nicht mehr von Theron verraten. Letztendlich waren sie nicht nur Brüder aufgrund des Blutes, sondern auch im Kampf. Als Teil derselben Riege, die gemeinsam gegen ihre Feinde kämpfte und in der es eben zu wenig Platz für Sentimentalitäten gab. Das eine hatte mit dem anderen zwar manchmal wenig zu tun, doch wenn Theron es von sich aus nicht mehr trennen konnte und mochte, konnte Chryses nichts dagegen tun.
Er hatte nun Romy und sie war für ihn da. Und genauso war es umgekehrt. Er hatte
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