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Die Suenden der Vergangenheit

Die Suenden der Vergangenheit

Titel: Die Suenden der Vergangenheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: May R. Tanner
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begegneten.
Ron hob den amüsierten Blick, bevor er den zweiten Drink kippte, da Nathan seine Drohungen eigentlich gern in die Tat umsetzte, auch wenn sie im Spaß ausgesprochen worden waren.
    „Das Vergnügen überlasse ich Catalina, mein Bruder! Und da wir schon bei Feinfühligkeit sind… Lass sie mal auf meinem Rücken walten! Ich hab das Gefühl, dass die halbe Vitrine drin steckt!“
    Theron zog sich den Pullover über den Kopf, den er in den Mülleimer steckte, da der nicht mehr zu retten sein würde, und wandte Nathan den Rücken zu, damit der die Glasscherben aus den sich eben verschließenden Wunden holte. Es würde ihm bestimmt die reine Freude sein.
    „Komm schon, Nathan! Cat wartet auf dich… Ich werde es mir mit dem Abstand überlegen, okay? Rys ist schon sauer genug auf mich, weil ich mich an Romana vergriffen habe. Und nein, es war kein Witz, als ich Malakais Pläne erwähnte habe. Das war aber nicht sein Ernst, er hat das nur im Vollrausch gesagt, nachdem sie gesund auf die Welt gekommen war. Ich wäre ihr Pate geworden…“
    Ron hielt den Atem kurz an und biss die Zähne zusammen, als die groben Scherben mittels Nathans Gedankenkraft aus seinem Rücken gezogen wurden und dabei die geheilte Haut wieder zerriss.
    „…habe also bestenfalls väterliche Gefühle für sie!“, schloss er erleichtert, dass Nathan alles Glas auf einmal herausgeholt hatte. Kurz und schmerzlos. Aber wie so oft bei nichtigen Verletzungen schienen die kleinen Wunden mehr als seine Nase Schmerzimpulse an sein Hirn zu feuern.
Theron ließ noch zu, dass sein Freund das frische Blut abwischte, nahm ihm dann das restliche Verbandsmaterial aus der Hand.
    „Das wird schon. Geh jetzt! Du hast genug für mich getan. Danke!“, verabschiedete er sich kurz angebunden, doch sein Blick war aufrichtig dankbar. Nathan sollte sich keine Sorgen um ihn machen, er würde schon darüber hinweg kommen.
    Es war schließlich über zwanzig Jahre her.

    In Rys' Apartment
    Romy ließ sich kraftlos auf die Couch fallen, als sie plötzlich mit Rys allein im Apartment war. Sie fühlte sich benommen, als hätte sie mehrere Schläge gegen den Kopf bekommen, die ihren Schädel nachdröhnen ließen. Theron hatte damals feststellen müssen, dass er Malakai vor der Falle des dunkelroten Mönches gerettet hatte, nur um ihn danach durch die eigene Hand zu verlieren. Wie schrecklich musste dieses Wissen auf ihm lasten?
Im Endeffekt war alles Margas Schuld. Sie wusste nicht, wie sie mit ihrer Mutter jemals Frieden schließen sollte, auch wenn sie ihre Kinder in letzter Minute gerettet hatte. Romy verzog das Gesicht, weil es ihr beinahe vorkam, als hätte Marga sie nur dazu benutzen wollen, das „gute“ Kind zu retten. Rebeka, die Malakai äußerlich nicht ähnlich war. Ihr war in den kurzen Rückblicken nicht entgangen, welche Blicke ihr Marga manchmal zugeworfen hatte. Unwillkürlich hob sie die Hand und strich sich über die Wange, als würde sie die Ohrfeige noch spüren können, die ihr ihre Mutter zum Abschied gegeben hatte.
    Sie warf Rys unter halb gesenkten Lidern einen unsicheren Blick zu. Ihr lag auf der Zunge, etwas über seinen Bruder zu sagen, allerdings wusste sie gerade nicht, aus welchen Gründen er größeren Groll gegen Ron hegte. Wahrscheinlich spielte alles zusammen eine Rolle. Seine Wut war gut für sie zu spüren, da sie sich im selben Raum aufhielten, aber sie hätte sie bestimmt auch in einiger Entfernung gefühlt, da sie durch Blut verbunden waren und das in guten wie in schlechten Zeiten… Beinahe so wie ein Ehepaar.
    Romy drückte ihren Rücken in die weichen Kissen und dachte unwillkürlich daran, wie Ron ihr gesagt hatte, dass ihr Vater sie beiden gerne zusammen gesehen hätte. Fühlte sich Rys dadurch zurückgestoßen? Es waren schließlich nur Hirngespinste ihres Vaters gewesen, da war sie noch doch viel zu klein gewesen, um darüber überhaupt nachzudenken, wie sich ihre Zukunft entwickeln würde. Sie hatte selbst auch gar nicht darauf reagiert, Therons Blut hatte nichts bewirkt. Es war nur die Erkenntnis gewesen, dass ihr Leben vollkommen anders hätte aussehen können.
So wie sie ihren Vater bisher kennen gelernt hatte, hätte er sie niemals zu etwas gezwungen. Sie wünschte sich ja selbst, dass ihre Schwester eines Tages den passenden Mann fand, der ihre Bedenken besser zerstreuen konnte, als sie das vermochte.
    „Hätte ich geahnt, welche Lawine ich mit meinen Fragen los trete, hätte ich es mir wohl anders überlegt…

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