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Die Suenden der Vergangenheit

Die Suenden der Vergangenheit

Titel: Die Suenden der Vergangenheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: May R. Tanner
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setzen und hatte es nun beinahe selbstverständlich getan, weil er sich um die Verletzte kümmern wollte.

    Oh, nein! Ein Krieger!
Und leider nicht irgendeiner. Sie hätte es wissen und erkennen müssen. An der Art wie er kämpfte und anhand dessen, wie er sie abgewehrt hatte, noch bevor sie ihm den Kopf abschlug. In Gedanken verfluchte sie sich selbst, wagte aber nicht bis auf einen Laut des Schmerzes, da tatsächlich eine Rippe gebrochen war, auch nur einen Ton zu sagen. Sie wehrte sich gegen den starken Arm und den massiv muskulösen Körper, hatte ihm aber nicht das Geringste entgegenzusetzen.
    Theron hatte lediglich einen kleinen Kratzer auf der Wange, der nicht einmal blutete, begann ihr rechtes Auge genauso wie die lädierte Lippe bereits anzuschwellen. Ihre Rippen fühlten sich an, als hätte jemand Xylophon darauf gespielt und seine Berührungen, vorsichtig oder nicht, jagten einen schmerzhaften Impuls nach dem anderen durch ihren Körper. Sie konnte zwar verhindern, aufzuschreien, aber das Zusammenzucken ließ sich nicht unterdrücken. Genauso wenig wie die Tatsache, dass sie empfindlich offen auf seine Anwesenheit zu reagieren begann. Also schlug sie nach seinen Händen, um sie abzuwehren. Und das nicht nur, weil es wehtat.
    Aufgebracht und schwer atmend wich sie seiner eingehenden Musterung aus, hielt aber endlich still, als er es ihr befahl. Bewusst nicht an seine Hände an ihrem Körper denkend, die sie ganz sicher nicht da haben wollte, wo sie jetzt waren und dankbar, wenigstens ein bisschen etwas unter dem schwarzen Umhang getragen zu haben, obwohl ihn das nicht daran gehindert hatte, sie weiter auszuziehen, nur damit er sich ein genaues Bild von ihr machen konnte. Von ihren Verletzungen. An mehr waren sie beide zu ihrem Glück nicht interessiert.
Ihr ging es gut. Sie war nur verhauen worden und vielleicht ein ganz kleines bisschen neben der Spur. Streng genommen recht ordentlich und er hatte ihr mit seinem Überraschungsbesuch den Tag verdorben, den sie nun irgendwo schlaflos unter Schmerzen verbringen würde, statt sicher und warm in einem Bett zu liegen und sich darauf zu freuen, dass der nächste Vollmond bald überstanden war.
    Was machte er überhaupt hier? Er hatte hier nichts zu suchen. Das Haus hier mochte seinen Familiennamen tragen, aber man hatte ihr versichert, hier ungestört zu sein. Für einen Jagdausflug hatte er sich die denkbar schlechteste Zeit ausgesucht. Drei verdammte Tage zu warten, war doch sicher nicht zu viel verlangt, oder?
Dann hätte sie mit Freuden und ganz bestimmt unverletzt das Feld für ihn geräumt, damit er seinen Spaß haben konnte. Hatten gefühllose Klötze überhaupt Spaß? Ja, wenn sie Frauen in einen imaginären Wald sperren konnten.
    Unwillkürlich musste sie lächeln, weil die Prügelei ihm und seiner stets blendenden Laune geradezu reingelaufen sein musste, als hätten sie aufeinander gewartet. Endlich hatte er die Gelegenheit bekommen, es ihr für ihre verbalen Entgleisungen auf Awendelas Verbindungszeremonie heimzuzahlen. Etwas, das er sonst nie ohne weiteres getan hätte, weil ihm sein Stand und seine Erziehung verbot, eine Frau ohne richtig triftigen zu schlagen. Das ließ sie fast noch mehr lachen. Ein weiterer Druck auf ihre gebrochene Rippe, wenngleich sanft und behutsam, führte aber lediglich dazu, dass sie sich beinahe verschluckte und erneut vor Schmerzen stöhnte.

    Die klebrige Süße ihres Duftes bestürmte seine Sinne und gaukelte ihm vor, dass diese Frau nur auf ihn gewartet hatte. Wie ein Bär, der gerade aus dem Winterschlaf erwacht war, wollte die Quelle dieses Duftes finden und austesten, ob sie dort noch verführerischer schmeckte. Nur ganz flüchtig streifte er die vollen Lippen der Frau mit den Augen, ohne dass sich der Gedanken in seinem Blick manifestierte. Seine Pupillen weiteten sich allerhöchstens um einen Millimeter. Wilder Honig.
    Ron schaffte es gerade noch so, die Bestie in seinem Inneren zu bändigen, die sich zu gern an der süßen Quelle laben würde, weil er so lange Zeit schon nicht mehr richtig getrunken hatte. Aber er war mental stärker als das. Er hatte die Frau verletzt, sie würde nur unter Schmerzen heilen, wenn sie kein Blut bekam. Das zumindest war er ihr schuldig. Mit einer ungeduldigen Bewegung schlüpfte er aus seiner Jacke und zog den warmen Pulli über den Kopf, da das Zimmer ihm sonst viel zu stickig werden würde. Ein kurzer prüfender Blick in ihr Gesicht, dann zog er den Dolch aus seinem Stiefel, den

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