Die Suenden der Vergangenheit
wenn er zugegeben hatte, sie gestört zu haben, würde sie es sein, die das Feld räumte. Er war hergekommen, um Ruhe zu finden. Genau wie sie. Stöhnend wand sie sich aus dem letzten Stück ihres Umhangs, der sie noch bis zu den Hüften kleidete und hielt sich den schmerzenden Leib.
Ihre heilenden Rippen fühlten sich an, als hätte jemand ein unsichtbares Korsett um ihren Oberkörper gelegt, das sich immer heftiger zuzog und ihr die Luft zum Atmen nahm. Heftig warf sie sich zurück in die Sofakissen, legte den Kopf in den Nacken und Theron konnte dabei zusehen, wie der kleine Schnitt an ihrer Lippe heilte und sich das Blau des Veilchens langsam in grün und gelb verfärbte und schließlich ganz verblasste. All dies geschah in Sekunden und die Energie, die frisch durch ihren Körper floss, gab ihr das Gefühl, Bäume ausreißen zu können.
Rowtag knurrte immer noch leise im Hintergrund. Sie witterte die mögliche Gefahr ihrer Herrin, die sich offensichtlich nicht bewusst war, dass der Krieger neben ihr auf dem Sofa zum Angriff bereit war und sie jederzeit wie am Rande eines Schlachtfeldes auf den Boden zerren und über sie verfügen könnte. Doch Tiponi ahnte dies sehr wohl. Sie dachte nur nicht daran, dass Theron seine Drohung tatsächlich wahrmachen und seine Zähne tief in ihren Hals graben würde, um zu trinken. Das würde gewiss mehr weh tun als die Heilung. Allein der Gedanke daran, wie es sich anfühlen würde, ließ die Tri’Ora erneut erschauern.
Trotzdem blieb sie vernünftig. Er hatte gesagt, sie sollte gehen, solange sie die Chance dazu hatte und es war wohl das Beste, ihm zu folgen. Berauschte Gedanken hin oder her. Er war nicht ihretwegen hier. Sie durfte nicht anfangen, gewisse Tatsachen außer Acht zu lassen, nur weil er ihr plötzlich in den Wirren der Affectio gefiel. Und umgekehrt.
Andererseits, wenn sie so ging, würde ihn das in keinster Weise beruhigen. Im Gegenteil, er würde bis zum Anbruch des neuen Tages wie ein Löwe im Käfig auf und ab wandern, versuchen, ihren Duft aus der Nase zu kriegen und den Anblick ihrer nackten Haut zu vergessen, die sie ihm unterhalb des ärmellosen Tops, das er halbhochgeschoben hatte und den kurzen Pyjamahosen präsentierte.
Es war ihre Schuld, ihn halbwegs um den Verstand gebracht zu haben. Dagegen musste sie etwas tun.
In einer blitzschnellen Bewegung ergriff sie das scharfe Messer, an dem noch ein wenig von seinem Blut klebte und schnitt sich ebenfalls gekonnt in den Puls. Sofort wurde der Geruch nach süßem Honig schlimmer und dann fühlte sie sich in einer warmen Wolke seines männlichen Dufts eingehüllt, der ihr ein ziemlich sattes und zufriedenes Gefühl gab, obwohl sie vorhin noch geglaubt hatte, nicht genug Blut von ihm bekommen zu haben.
Dabei reichte es ihr jetzt vollkommen, die animalische Rohheit in seinen Augen brennen zu sehen und den gierigen Hunger dazwischen. Offenbar hatte er ebenfalls eine ganze Weile lang kein richtiges Blut zu sich genommen. Darüber in höchstem Maße verzückt und vollkommen auf ihre Berufung als Tri’Ora konzentriert, langte sie ihm ihr Handgelenk an und ließ den ersten Tropfen Blut willentlich hervorquellen, damit er wirklich nicht auf den dummen Gedanken kam, sich ihr zu verweigern. Zwingen konnte sie ihn nicht. Sie besaß nicht die Macht, die ihm innewohnte. Aber sie konnte ihm ein in höchstem Maße verführerisches Lächeln schenken und dem kostbaren Blut nun vollkommen freien Lauf zu lassen.
„Du stures FRAUENZIMMER!“, bellte Ron wütend und er hätte gerade den beinahe vollen Mond anjaulen können, weil ihm die Frau den letzten Nerv raubte.
Sie war keine unbedarfte Jungfrau mehr, eine Tri’Ora, nein, DIE Tri'Ora, die besser wissen sollte, was sie mit ihrem Verhalten heraufbeschwor, wenn sie eine hungrige Bestie auf diese Weise herausforderte. Beim Anblick des Blutes, das aus ihrer Wunde hervorquoll, traten seine Augäpfel beinahe aus den Höhlen. Es bereitete noch zusätzlichen Anreiz, dass sich sein Blut nun mit ihrem auf der Klinge mischte. Er hatte noch nie etwas Berauschenderes in der Nase gehabt und er hatte schon sehr viele Frauen besessen, doch die waren gerade nicht mehr als eine blasse Erinnerung, die ihn nicht davon abhalten würden, sich das zu holen, was er mit jeder Faser seines Körpers begehrte.
Er packte sie beinahe brutal um Handgelenk und Taille, so dass er sie mühelos mit gegrätschten Beinen auf seinen Schoß heben konnte, wo sich sein freier Arm wie ein Schraubstock um sie
Weitere Kostenlose Bücher