Die Suenden der Vergangenheit
obwohl die Worte ihn nicht erreichten. Wie auch? Sie waren voller widersprüchlicher Botschaften. Sie sprach nicht mit dem Herzen sondern mit dem Verstand, dabei war es nicht ihre Art, sich davon regieren zu lassen. Er würde sie eher als ein Kind der Natur, der Wälder, sehen, konnte sie just in diesem Moment mit flatternden Haaren durch sonnenbeschienene Bäume hindurch rennen sehen. Barfuß, mit ausholenden und doch grazilen Schritten wie eine Gazelle. Ihre Natur war instinktgesteuert, obwohl ihr Beruf natürlich ein wenig mehr Kontrolle erforderte.
Theron blinzelte irritiert, weil es ihm komisch vorkam, solche… Tagträume über die Frau zu haben, die er bisher nicht gerade zuvorkommend behandelt hatte. Die Einsicht kam spät, aber sie kam und das hatte nichts mit dem Mond zu tun. Sie hatten sich eben nicht unter den günstigsten Umständen wieder gesehen. Die Sache mit Damon hatte ihm ziemlich zu schaffen gemacht und die Aggressionen, die eigentlich Astyanax galten, hätte er nicht an ihr auslassen sollen. Aber insgeheim hatte er ihre kleinen Auseinandersetzungen durchaus genossen, weil sie nicht zurückwich und zumindest versuchte, ihren Standpunkt zu verteidigen. Er hasste Menschen, die ihm nach dem Mund redeten, weil sie sich etwas davon erhofften, den Anführer der Warrior für sich milde zu stimmen.
Aber dennoch fand er, dass ihre Freiheitsliebe viel zu weit ging. Es war keine Lösung, sich von allem loszusagen, um das Widererleben einer Tragödie zu vermeiden. Den Ratschlag würde sie ihm doch zu gerne mit ein paar ihrer erfrischenden Fausthiebe einhämmern, wenn er sich nicht in ihr täuschte. Diese Mischung aus Angst, Trotz und einer Schwäche für ihn war ziemlich gefährlich, um nicht zu sagen explosiv. Unwiderstehlich.
Theron unterdrückte ein ungehaltenes Knurren, als sie ihm allen Ernstes vorschlug, seine Zeit mit den Hunden zu vertreiben, während sie sich draußen im Schuppen in den Ketten wand. Gott steh ihm bei, der Gedanke sprach ihn auf einer Ebene an, die er gerade nicht betreten wollte. Unter dem Laken erwachten Dinge zum Leben, die besser noch eine Weile schliefen. Dennoch schlich sich ein verräterischer Ausdruck in seine Augen, während er Tiponi tief in die dunklen Augen sah. Ron stieß sich mit dem Rücken von der Lehne ab und robbte in Richtung Rowtag, die er tröstend auf das Köpfchen tätschelte, sie sah ihn mit so kummervollen Blick an, dass er sicher war, sie würde die ganze Nacht jaulen und klagen, wenn er tatsächlich so dumm sein sollte, die Bitte ihrer Herrin zu erfüllen. Aber Tiponi wollte das gar nicht und er noch weniger.
Dann warf er die Decke beiseite, ohne Scham oder Zurückhaltung dabei zu empfinden. Es wäre lächerlich gewesen, sich jetzt in das Laken zu hüllen, da sie seine Wunden versorgt und ihn zuvor entkleidet hatte. Wenn er nun damit andere Gefühle in ihr auslöste als die der Sorge und des Zurückziehens, dann war ihm das nur mehr recht.
Er ging langsamen Schrittes auf sie zu, griff nach den Schlüsseln und warf sie klirrend in die nächste Ecke.
„Ihr fordert meinen Widerspruch geradezu heraus und Ihr habt ein Talent dazu, schlafende Hunde zu wecken!“, sagte er mit einem leisen Grollen in der Stimme, hob seine Hand und bedeckte damit ihre blass geworden Wange.
Seine Hand war so groß und kräftig, dass er ihr kleines Gesicht damit bedecken könnte. Er hatte aber nicht vor, ihr weitere Schmerzen zuzufügen. Er tippte ihren Kopf nur so weit zurück, dass er sie in aller Ruhe studieren konnte. Die makellose Stirn, die zarten Wangen, die perfekt geformte Nase und schließlich den Schwung ihrer vollen Lippen, die sich leicht geteilt hatten und kleine Atemstöße ausschieden, die sich heiß auf seinem Gesicht anfühlten, weil er sich weit zu ihr heruntergebeugt hatte. Sie war klein und zerbrechlich und dennoch unglaublich stark.
„Ich versuche nur, vernünftig zu sein.“, flüsterte Tiponi mit brüchiger Stimme und hielt für einen Moment den Atem an, als er die Hand an ihre Wange legte. Ihm zu entkommen war unmöglich und vor sich selbst zu fliehen auch.
Ein erwartungsvoller Schauer nach dem anderen durchlief ihren Körper und konzentrierten sich zu einem Feuerball der Erregung in ihrem Schoß. Etwas, das sie nicht nur mit Freude sondern immer noch gemischt mit Furcht empfand. Sie sollte sich ihm entziehen und ihn noch einmal davor warnen, was sich wiederholen konnte, wenn sie ihren plötzlichen Gefühlen und der Anziehungskraft zwischen ihnen
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