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Die Suenden der Vergangenheit

Die Suenden der Vergangenheit

Titel: Die Suenden der Vergangenheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: May R. Tanner
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fühlte sich nur noch wie ein Schatten ihres früheren Selbst. Müde stellte sie Tasche und Schuhe auf den freien Platz neben sich und rieb sich die Augen. Nur noch fünf Minuten, bis die U-Bahn kam. Zwei Stationen Fahrt und dann war sie endlich zuhause. Also war noch ein bisschen Zeit, die Augen zuzumachen. Was für eine Erleichterung für das beginnende böse Gewitter hinter ihrer Stirn. Nur eine winzige Minute. Gloria fürchtete, einzuschlafen. Sie wollte die Bahn um keinen Preis verpassen. Den Kopf in den Nacken gelegt, öffnete sie die glanzlos gewordenen blauen Augen und sah direkt in das makellose Antlitz der Frau, die sie gerade über den Haufen gerannt hatte. Erst jetzt konnte man sehen, wie blass sie war. Und dann bemerkte Gloria noch ein Detail, das sie aufschreien ließ.
    Reißzähne .
    "Breed!", krächzte sie heiser und leckte sich ekelerregend über die blutleeren Lippen. Das erste und letzte Wort, das Gloria aus dem Mund dieser Frau hörte.
    Panik schlug zu wie die geballte Rechte eines Boxers im Schwergewicht. Gloria wollte fliehen, doch sie kam nicht einmal bis zur Treppe. Ein grauenhafter Schmerz durchfuhr ihren gesamten Körper, als das Ungeheuer die scharfen Zähne ohne Rücksicht auf Verluste in ihren Hals bohrte, nachdem diesmal sie Gloria niedergerannt und ihren Kopf auf die Stufen geschlagen hatte. Dann verlor Gloria zu ihrem Glück das Bewusstsein.

    St. Vincent Catholic Medical Center - Notaufnahme
    Mit wild heulenden Sirenen, Blaulicht und quietschenden Reifen kam der Rettungswagen vor der Notaufnahme zum Stehen. Sofort wurden die hinteren Türen aufgestoßen und von einer wartenden Kleingruppe des Pflegepersonals in Empfang genommen. Alle trugen Sicherheitskleidung und Schutzbrillen, die vor Blutspritzern schützen sollte und einer von ihnen stieß einen leisen Fluch aus, als einer der Sanitäter, kaum dass die Bahre mit der übel zugerichteten Patientin auf dem kalten, nach Desinfektionsmittel riechenden Linoleumfußboden stand, anfing, Bericht zu erstatten.
    „Weiblich. Alter 27 Jahre, circa 60 Kilogramm schwer. Verdacht auf Schädelbasisbruch. Patientin blutet aus Nase und Ohren. Schwere Bissverletzung am Hals. Massiver Blutverlust. Hat bereits einen Liter Spenderblut im Wagen erhalten. Allerdings mit wenig Erfolg. Kollabierte auf dem Weg hierher zweimal. Wiederbelebung erfolgreich.“
    Die ganze Bande eilte im Laufschritt auf die Räumlichkeiten der Notaufnahme zu. Nur wenige der zur Verfügung stehenden Schockräume waren frei. Jedoch waren die meisten Notfälle um diese Uhrzeit nicht der Rede wert. Im Gegensatz zu diesem hier. Der Rettungsassistent übergab den Ambubeutel, mit dem die junge Frau auf der Liege kontinuierlich beatmet wurde, an eine Krankenschwester, die sich ans Kopfende gestellt hatte.
    „In der Tasche der Frau fanden wir einen Ausweis und mehrere Visitenkarten, die darauf hinweisen, dass sie für eine Kanzlei im FD arbeitet. Name der Patientin ist Gloria Burton.“
Der Notarzt, der den Rettungswagen begleitet und die Patientin erstversorgt hatte, trat mit Glorias Tasche in den Händen hinzu und stellte sie kurzerhand auf einen der blank gescheuerten Metalltische. Eine Schwester vom Empfang würde sich darum kümmern, Angehörige zu finden.
    In Windeseile wurden nach dem Entkleiden der Patientin alle nötigen Tests veranlasst, die näheren Aufschluss über den Zustand der Eingelieferten geben würden. Dabei stellte man fest, dass es an dieser Patientin außergewöhnlich schwierig war, einen Venenzugang zu finden. Sämtliche Gefäße schienen sich weit unter die Haut zurück und zusammengezogen zu haben. Außergewöhnlich bis vollkommen unmöglich. Die Leiterin des Teams verlangte die nötigen Spezialisten aus der Chirurgie, die sich die immer stark blutende Halswunde und den Kopf der Frau kümmern sollten. Bis auf ein paar Prellungen und Abschürfungen schien ihr sonst nichts zu fehlen. Aber allein die zwei Verletzungen, die sie ganz offensichtlich hatte, waren so massiv, dass man ihr kaum Chancen ausrechnete, die Nacht zu überleben.
Weitere Zugänge wurden unter höchsten Konzentrationsanforderungen gelegt und eine Menge an Blutkonserven aus dem Lager angefordert. Als der zuständige Chirurg die Kompresse am Hals entfernte, um sich anzusehen, was im OP auf ihn zukommen würde, wurden seine Augen groß.
    „Scheiße, was war das denn? Ein Hund?“
    Der immer noch anwesende Notarzt schüttelte den Kopf: „Wir nahmen sie am Bahnhof, Penn Station, auf. Zeugen wollen

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