Die Suenden der Vergangenheit
Hand bedeckte.
Ray legte eine Hand auf ihre Schulter und sah sie fragend an.
- Mélusina sagt… Sie sei eine von uns! Ich meine, eine BREED! Oh, mein Gott! Die Ärzte können ihr vielleicht nicht helfen! Sie hat am Hals eine Wunde… Sie sieht aus wie der Biss eines Ghouls… -
- Dann müssen wir die Ärzte aufhalten! Du versorgst ihre Wunden, ich kümmere mich um die Gehirne der Ärzte! Ich kann sie mental beeinflussen, das ist kein Problem. Sag mir einfach, was sie tun sollen! Wir müssen ihnen die Erinnerung sowieso nehmen! Warum ist kein Enforcer in ihrer Nähe gewesen, wenn sie noch nicht umgewandelt wurde? -
Das fragte sich Nico in diesem Moment auch, da Gloria mindestens in ihrem Alter sein musste, also schon überfällig. So jemand ließ man doch nicht nachts allein auf die Straße!
Sie schüttelte die Gedanken ab und stürmte auf den OP zu, in dem Gloria behandelt wurde. Die Ärzte wollten protestieren, doch durch sie ging ein Rucken hindurch, dann verweilten sie wie erstarrte Puppen um sie herum. Nico eilte an die Seite der jungen Frau und betrachtete den Schaden an ihrem Hals.
In Gedanken teilte sie Ray mit, er sollte den Anästhesisten seinen Job tun lassen. Nico schob den Chirurgen energisch zur Seite und schnappte dann ungläubig nach Luft, als ihre Nase ein Schwall eines süßlich nussigen Duftes wahrnahm. Es hatte nach Mélusinas Feststellung eigentlich keinen Zweifel gegeben, aber das hier war der endgültige Beweis. Sie war nicht nur eine Breed, sie war auch am Verhungern! Das musste ein schreckliches Gefühl sein.
Nico musste zuerst den Blutfluss einstellen, dann die Stiche auflösen, die der Chirurg schon gesetzt hatte. Sie hätten nicht lange gehalten. Zum Glück war Gloria nicht bei Bewusstsein und konnte nicht sehen, wie jemand ihre Wunden gesund leckte.
Es war ein bizarres Bild, das Ray mit einem Knoten im Magen betrachtete. Er konnte nicht vermeiden, den Duft der jungen Frau in sich aufzunehmen. Er durfte nicht darauf reagieren, das wäre beleidigend für die Todgeweihte gewesen. Aber er war sehr intensiv und sehr berauschend. Kein Wunder, dass man sie angegriffen hatte. Ray biss die Zähne zusammen und konzentrierte sich darauf, die Ärzte unter Kontrolle zu halten.
Nico strich der Schlafenden ziemlich beschämt über die blasse Wange, weil sie etwas von ihrem Blut abbekommen hatte. Es war unvermeidlich gewesen. Aber Ray konnte sie nicht behandeln, er war ein Mann und würde trotz aller Zurückhaltung vielleicht die Beherrschung verlieren, da Gloria vollkommen unwissentlich eine Einladung an jeden Immaculate und auch deren Feinde aussprach.
Nico nahm eine Spritze vom bereitstehenden Rollwagen und jagte sie sich selbst in die Vene der Armbeuge, weil sie der Geschicklichkeit der Ärzte nicht vertraute. Ihre Venen zogen sich auch gerne zurück. Sie war zum Glück niemals krank gewesen, so dass kein Arzt sich je daran versucht hatte, ihr Blut abzunehmen.
Die Dunkelrote Flüssigkeit füllte die Spritze und Nico nahm gleich noch eine zweite, die sie ebenfalls füllte, um sich dann die kleine Wunde zu verschließen, indem sie die linke Armbeuge an ihren Mund drückte. Danach gab sie Gloria die zwei Einheiten ihres Blutes intravenös, weil es so schneller wirken würde. Ihr Blut würde viel besser helfen als jede Medizin. Es war stark und konzentriert, es musste zu etwas nutze sein!
Die Monitore übertrugen die Vitalzeichen der Patientin und dann hörte man ihr Herz stolpern. Ein durchdringendes Piepsen, eine lang gezogene Null-Linie, deren Pfeifen in den Ohren wehtat. Nico nickte Mélusina zu, dann erstrahlte Glorias lebloser Körper in einer leuchtenden Aura. Das würde weniger wehtun als die Elektroschocks und den geschundenen Körper auch mit Wärme füllen. Mélusina konnte ihr etwas Energie abgeben, so wie sie es auch mit Romy gemacht hatte, als die von dem zornigen Geist besessen gewesen war.
Alles andere war reine Routine. Ray veranlasste, dass ihre Anweisungen buchstabengetreu befolgt wurden. Die Narkose wurde abgestellt und sie nahm Gloria den Tubus aus dem Hals, den sie nicht mehr brauchen würde. Sie löste auch die Infusionsnadeln, da ihr die Medizin nicht helfen würde.
- Wir bringen sie am besten in ein Privatzimmer, Ray… Lass die Ärzte vorerst in dem Glauben, die OP wäre gut gelaufen. Wir müssen sie in die Fortress bringen, aber erst wenn ich sicher bin, dass sie transportfähig ist. Ich bleibe bei ihr. Sie kennt mich schon und wird sich vielleicht nicht so sehr
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