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Die Suenden der Vergangenheit

Die Suenden der Vergangenheit

Titel: Die Suenden der Vergangenheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: May R. Tanner
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Patientin endlich Anzeichen zeigte, dass sie das Bewusstsein wiedererlangte. Dem genannten Namen maß sie vorerst keine weitere Bedeutung bei. Das Wohlergehen der Patienten hatte für sie oberste Priorität
    „Nicht überanstrengen, Gloria! Du musst gar nicht viel sprechen. Ich bleib hier bei dir, du kannst dich entspannen und die… Medizin ihre Wirkung tun lassen“, flüsterte Nico und stellte irritiert das Glas zur Seite, weil sie sich über die Fragen wunderte. Sie schob es auf eine vorübergehende Verwirrtheit, was bei der Schwere der Verletzungen wohl kaum ein Wunder war. Nico tippte auf ein Schädeltrauma. Wäre Gloria keine Breed müsste sie nun ein CT machen, doch das Problem würde sich gleich von selbst auflösen.

    „Entschuldigung, ich wollte nicht undankbar erscheinen. Und ich sollte Sie siezen, sonst verklagen Sie mich am Ende noch wegen Beleidigung und Nichtanerkennung Ihres Berufsstandes.“
    Ihr Kopf schmerzte tierisch und das Bedürfnis, einfach die Decke über den Kopf zu ziehen, war überwältigend. Nico sah so aus, als würde sie Gloria entweder jedes Wort glauben oder das genaue Gegenteil denken, nämlich dass sie halluzinierte. Aber das tat sie doch nicht. Oder zumindest glaubte sie das. Sie wusste gar nicht mehr, was sie glauben sollte. Ihr Kopf tat zu weh.
Gloria schloss die Augen. Nico ergriff wieder ihre Hand.
    „Auf jeden Fall geht es mir schon viel besser“, murmelte Gloria schläfrig und irgendwie stimmte das ja auch.
    „Könnten Sie meine Tante benachrichtigen, falls Sie das nicht schon getan haben? Ihr Name ist Mathilda Burton. Sie wohnt in Queens. Ich hätte sie gern hier. Sie würde sich daheim nur unnötig Sorgen machen, wenn sie die Nachricht bekommt, ich läge im Krankenhaus. Wie gesagt, es geht mir schon besser, aber ich muss doch sicher noch eine Weile hier bleiben, nicht wahr?“
Gloria schlug die Augen wieder auf und sah Nico direkt ins Gesicht. Irgendetwas passte nicht ins Bild. Sie kam nur nicht auf den Trichter, welches Detail.

    Nico nahm Glorias Hand in ihre und umfasste sie vorsichtig. Sie erwiderte den fragenden Blick offen und ohne mit der Wimper zu zucken.
    „Reg dich bitte nicht auf, Gloria! Aber es dürfte ja keine wirkliche Überraschung für dich sein, jemanden mit besonderen Fähigkeiten zu treffen, oder? Ich bin keine Ärztin, ich war bis vor kurzem Krankenschwester und kümmere mich derzeit um die Behandlung Unseresgleichen. Ich kann das wirklich gut, du musst dich nicht sorgen, dass etwas von dem Angriff zurückbleibt. Du brauchst keine Infusionen oder dergleichen, aber das muss ich dir nicht erklären. Mélusina und ich sind wirklich froh, dass Du zu uns gekommen bist. Es war wirklich, wirklich knapp!“
    Nico strich Gloria ein paar Haarsträhnen fürsorglich aus der Stirn mit federleichten Berührungen, weil sie wusste, dass sie bestimmt schreckliche Kopfschmerzen haben würde.
    „Ich bin und bleibe Nico für dich! Ich verklage bestimmt niemanden. Ich glaube nicht, dass das Orakel in diesen Fällen Recht sprechen würde. Und wegen so einer Kleinigkeit will bestimmt niemand den großen Rat belästigen“, machte sie einen kleinen Scherz, damit die geschwächte Gloria sich endlich ein wenig entspannen konnte.

    Unseresgleichen?
    Gloria hielt sich nicht für jemanden, der von Anfang an Gemeinsamkeiten mit seinem Gegenüber festlegte. Sie kannte diese Nico bisher nur aus diesem verwirrtem Traumszenario und hatte nicht an ihrer Kompetenz gezweifelt. Jedoch bekam das Ganze gerade mehr als nur einen handfesten Kratzer, da die junge Frau eingestand, überhaupt keine Krankenschwester mehr zu sein. Natürlich brauchte sie Medikamente. Unbedingt sogar. Sie war schwer auf den Kopf gefallen und die Schmerzen ließen sie fast an die Zimmerdecke gehen. War das ein schlechter Scherz? Eine Lernschwester vielleicht, die hin und wieder ihre derben Späße mit schwachen Patienten spielte? Oder jemand, der genau deswegen gefeuert worden war, sich aber nicht mit diesem Schicksal abfinden konnte und jetzt an Patienten Rache nahm? Nein, Nico sah nicht danach aus. So unschuldig und eigentlich besonnen. Sie würde sicher gleich gehen und ihr ein Schmerzmittel besorgen. Notfalls konnte Gloria noch einmal direkt darum bitten. Und sie war weder freiwillig zu dieser Nico noch zu dieser Mélusina gekommen. Das war einfach so passiert. In diesem Traum, oder was auch immer das jetzt letztendlich gewesen war. Sie war fast versucht zu glauben, immer noch in den tiefsten Gefilden

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