Die Sünden des Highlanders
bringen, was Ihr haben wollt.«
»Wie du meinst.« Ada ging zur Tür.
»Walin«, keuchte Morainn. Sie wollte noch fragen, ob sie sich um den Jungen kümmern dürfte. Aber sie wusste ganz genau, dass von den beiden kein Mitleid zu erwarten war.
»Wenn du jetzt freiwillig mitkommst, werde ich Small nicht auffordern, zurückzugehen und dem Jungen die Kehle durchzuschneiden.«
Morainn blieb nichts anderes übrig, als zu nicken und sich von dem Riesenkerl wegschleppen zu lassen, während er und seine Herrin besprachen, wie sie am besten zu der Hütte gelangen konnten, in der sie sie töten wollten. Als Small sie aus dem Raum zerrte, rief sie: »Walin, ich hab dich lieb. Sag Tormand, dass ich nie aufhören werde, von ihm zu träumen.«
Der Riesenkerl ohrfeigte sie so heftig, dass ihr der Kopf dröhnte. Morainn begann zu beten. Sie betete, dass Walin nicht schwer verletzt war. Sie betete, dass Tormand und die anderen bald zurück sein würden, um Walin zu helfen. Sie betete, dass ihr Geliebter ihre letzte Botschaft verstehen würde, und sie betete, dass der kleine Walin bei Bewusstsein gewesen war und sie gehört hatte. Als sie in den sonnigen Tag hinaustraten, betete sie, dass es nicht regnen sollte, damit die Männer ihrer Spur folgen und sie vielleicht noch retten konnten. Schließlich betete sie für sich selbst, bis der Grobian sie quer über den Sattel warf und ihr die Sinne schwanden.
* * *
»Wer ist Geordie?«, fragte Tormand Simon.
Tormand hatte das Bedürfnis zu reden, um sich abzulenken und nicht ständig daran denken zu müssen, was Morainn womöglich zugestoßen war. Sein Instinkt sagte ihm, dass er so schnell wie möglich zu ihr eilen sollte, doch stattdessen stand er da und wartete, während die Pferde getränkt wurden und eine kleine Pause bekamen, um auszudampfen. Diese Pause hatten sie dringend nötig. Es hätte niemandem genutzt, wenn sich die Pferde verletzten oder starben, weil sie zu sehr angetrieben wurden. Ohne Pferd kam er nicht zurück zum Wohnturm, Tormand konnte weder rennen noch fliegen. Doch dieses Wissen machte es kaum erträglicher, tatenlos herumstehen zu müssen, während Morainn in höchster Gefahr schwebte.
»Er ist der Zweitgeborene meines Vaters«, erwiderte Simon.
»Der zweite? Du bist der Sohn eines Laird?« Tormand merkte, dass er wahrscheinlich genauso aussah, wie er sich fühlte, nämlich verrückt vor Sorge, denn Simon sprach sonst nie von seiner Vergangenheit oder seiner Familie, und jetzt tat er dies sicher nur, um ihn abzulenken.
»Der zweite Sohn. Mein älterer Bruder Henry ist jetzt Laird. Geordie ging kurz nach mir weg. Meine drei jüngeren Brüder sind …« Simon brach ab, dann zuckte er die Schultern. »… irgendwo. Meine zwei Schwestern wurden verheiratet, sobald sie alt genug waren, aber ich glaube, ihnen geht es ganz gut. Gelegentlich höre ich sogar von ihnen. Henry hingegen ist jemand, mit dem man nicht viel zu tun haben will. Er ist sehr brutal, vor allem Frauen gegenüber. Ich weiß von mindestens zwei Fällen, in denen er eine Frau mit seiner Zuwendung umgebracht hat. Ich glaube, er hat auch unseren Vater umgebracht, und eines Tages werde ich das auch beweisen.«
»Jesus, Simon«, murmelte Tormand entsetzt, und auch in den Mienen seiner Verwandten spiegelte sich der Schreck. »Kein Wunder, dass du nie über deine Familie redest.«
Simon lächelte schief. »Alte Erinnerungen. Seit ich zehn wurde, bin ich nicht mehr dort gewesen. In jenem Jahr stattete ich meiner Familie am Michaelstag einen Besuch ab. Eigentlich hätte ich bei meiner Pflegefamilie bleiben sollen. Danach bin ich nur noch einmal nach Hause, und zwar drei Jahre später zur Beerdigung meines Vaters.«
»Und du glaubst wirklich, dass Henry ihn umgebracht hat?«, fragte Harcourt.
»Wenn mich meine Erinnerung nicht trügt. Allerdings war ich damals noch sehr jung. Ich glaube, dass an Henrys Händen Blut klebt, und zwar das unseres Vaters und das von mehreren Frauen. Das ist auch der Grund, warum ich mich so ins Zeug lege, die Leute zu bestrafen, die unsere Gesetze brechen, sei es die der Kirche oder die unseres Königs. Ich vermute, Henry hat sich im Lauf der Zeit nicht besonders verändert. Geordie hat mir einmal erzählt, warum er das einzige Heim verlassen hat, das er je gekannt hat. Nachdem mein Vater die Zügel nicht mehr in der Hand hatte, wurde Henry immer brutaler. Geordie weigerte sich, einem Mann wie Henry die Treue zu schwören. Deshalb ist er gegangen.
Jedenfalls ist er ein
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