Die Sünden des Highlanders
schlagende und heftig fluchende Frau zu bändigen. Tormand zückte ebenfalls sein Schwert. Als Small das hörte, drehte er sich zu Tormand um. Einen Moment lang überlegte Tormand, ob er diesen Mann, der um vieles größer und stärker war als er, besiegen konnte. Aber bald stellte er fest, dass Small zwar größer und kräftiger und sogar überraschend flink war für einen Mann seiner Größe, aber nicht so geübt im Schwertkampf wie Tormand. Außerdem wurde er immer wieder von Ada MacLeans Schreien abgelenkt – und das war sein Untergang. Ein falscher Schritt, ein flüchtiger Blick in Adas Richtung, und der Mann hauchte sein Leben aus, Tormands Schwert tief in seiner Brust versenkt.
Nachdem Tormand sein Schwert gesäubert und wieder in die Scheide gesteckt hatte, trat er zu Simon, der neben der gefesselten Ada MacLean stand. Die Frau starrte auf Smalls Leiche, und Trauer kennzeichnete ihr nichtssagendes Gesicht. Dann sah sie Tormand, und der abgrundtiefe Hass in ihrem Gesicht ließ ihn fast einen Schritt zurückweichen. Und dann begann der Wahnsinn dieser Frau in einer Litanei aus Flüchen und grauenhaften Drohungen aus ihr herauszusprudeln.
»Bitte, tu mir den Gefallen und kneble dieses Biest«, meinte er zu Simon, der seiner Bitte eilig nachkam. »Ich muss jetzt nach Morainn sehen.«
* * *
Morainn starrte auf die Tür, durch die ihre Folterknechte so plötzlich verschwunden waren. Als sie kurz darauf Adas Schreie hörte, war sie so erleichtert, dass sie fast keine Schmerzen mehr spürte. Bei Bennetts Anblick fragte sie sich natürlich, wo Tormand war. Erst, nachdem Bennett eine raue Decke über sie geworfen hatte, fiel ihr ein, dass sie nackt war und wie eine Opfergabe für eine heidnische Gottheit dalag. Sie errötete vor Scham, als Bennett ihre Fesseln durchtrennte.
»Meine Kleider«, stöhnte sie und zog vor Schmerz scharf die Luft zwischen den Zähnen ein, als er ihr half, sich aufzurichten. »Wo ist Walin?«
»Dem Jungen geht es gut«, erwiderte Bennett, während er ihre Kleider aufsammelte und ihr überraschend geschickt beim Ankleiden half. »Ich weiß nicht, ob du das anziehen solltest, bevor deine Wunden nicht gesäubert und verbunden sind«, meinte er.
»Ich kümmere mich darum, wenn ich wieder zu Hause bin«, erwiderte sie.
Bennett hatte mittlerweile ein paar Streifen von ihrem Unterrock abgerissen, um damit ihr Kleid zuzuschnüren, offenbar hatten die Bestien es ihr vom Leib geschnitten.
»Schließlich kann ich nicht nackt nach Hause reiten«, sagte sie. Obwohl sie beim Anziehen kaum einen Handgriff getan hatte, fühlte sie sich enorm schwach und bekam kaum Luft. Dann hörte sie plötzlich, wie Schwerter aufeinanderprallten. »Tormand?«
»Ist einer der besten Schwertkämpfer, die ich kenne. Und jetzt lehn dich an mich, wenn du weiter sitzen bleiben willst. Du hast so viele Schnitte an deinem Körper, dass ich sie gar nicht zählen will, und viele davon bluten noch.«
Morainn leistete keinen Widerstand. Sie kämpfte nur dagegen an, die Augen zu schließen und sich einer gnädigen Ohnmacht zu überlassen, um die Schmerzen nicht mehr zu spüren; denn sie wollte sich unbedingt davon überzeugen, dass Tormand den Kampf überlebt hatte, auch wenn Bennett ihr versichert hatte, dass er ein guter Schwertkämpfer war. Als er endlich wohlbehalten in die Hütte trat, wäre sie beinahe in Tränen ausgebrochen. Sein Blick sagte ihr allerdings, dass sie wahrscheinlich nicht ganz so wohlbehalten aussah.
»Nicht weiter schlimm«, sagte sie, als er sich neben sie kniete und sie sanft in die Arme nahm. »Die Schnitte sind nicht tief.«
»Dein Kleid ist blutdurchtränkt«, meinte Tormand. »Wir müssen deine Wunden versorgen.«
»Nicht hier. Bitte nicht hier!«
»Sie wollte sich unbedingt anziehen«, sagte Bennett. »Sie meinte, sie wolle sich zu Hause um ihre Wunden kümmern.«
»Aye«, bestätigte Morainn und klammerte sich mit einer zitternden Hand an Tormand. »Nicht hier. Ich will fort von hier. Ich muss fort von hier. Sofort.« Sie schaffte es gerade noch, das letzte Wort zu keuchen, dann umfing sie die Dunkelheit, gegen die sie so lange angekämpft hatte, und trug sie fort von ihren Schmerzen.
Tormand legte rasch die Hand auf ihr Herz. Als er es stetig schlagen fühlte, schwand das Grausen, das ihn gepackt hatte, als er spürte, wie sie in seinen Armen erschlaffte. Sie war am Leben. Das war die Hauptsache.
»Dich hat’s ganz schön erwischt, oder?«, murmelte Bennett.
»Aye«, erwiderte
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