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Die Sünden des Highlanders

Die Sünden des Highlanders

Titel: Die Sünden des Highlanders Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hannah Howell
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Tränen. Es würde ihr zweifellos das Herz brechen, wenn er sie verließ, aber sie war entschlossen, nicht allzu lang zu trauern. Sie würde den brünstigen Narren immer lieben, aber sie gehörte nicht zu den Menschen, die es lange nicht verwinden können, wenn ihnen etwas versagt wird. In ihrem Leben gab es vieles, was sie nicht haben konnte. Sie wusste, ohne ihn zu leben wäre viel besser, als ohne seine Liebe zu leben oder sich ständig zu sorgen, wie oft er ihr Bett wegen des Bettes einer anderen verließ.
    »Hast du Schmerzen?«, fragte Nora.
    Zweifellos hatte ihre Freundin bemerkt, wie sich ihre Miene verdüstert hatte. Morainn war heilfroh, dass Nora nicht den wahren Grund erraten hatte. »Nein, nicht sehr viele«, sagte sie. »Ich musste nur eben gegen einen plötzlichen Anfall von Eitelkeit ankämpfen.« Sie lächelte schief. »Ich habe immer gedacht, ich wäre nicht eitel, aber offenbar ist mein Herz doch nicht ganz frei von dieser Sünde.«
    »Davor ist niemand gefeit. Allerdings ist es ratsam, sie möglichst klein zu halten, damit man nicht ständig darüber nachdenkt, wie man aussieht. Ich habe meine Eitelkeit entdeckt, als James mich einmal beim Ausmisten des Schweinestalls überraschte und ich von Kopf bis Fuß voller Mist war. Der Narr hat gelacht. Alsbald war er ebenfalls voller Mist.« Sie grinste breit.
    Morainn musste lachen, obwohl ihre Wunden ein wenig schmerzten. »Ich darf mich nicht über ein paar kleine Narben beklagen. Wenn ich den Mut aufbringe, sie anzusehen, werde ich mir sagen, dass ich am Leben bin. Außerdem habe ich noch meine Haare, und die beiden hatten nicht die Zeit, mir das Gesicht zu zerschneiden wie den armen anderen Frauen.«
    Nora erschauderte. »Hör auf. Ich will über diese Dinge nicht mehr nachdenken. Sprechen wir lieber von etwas anderem. Ist Walin wirklich Sir Tormands Sohn?«
    »Ja, ich glaube schon, auch wenn ich nicht weiß, ob mich dieses Thema aufheitert. Als Ada mir davon erzählte, war sie nicht so verrückt wie später, als Simon sie in den Ort zurückschleppte. Ihr Wahn war zwar da und wäre fast außer Kontrolle geraten, aber ich bin mir sicher, dass sie wusste, was sie sagte, und ich habe ihr geglaubt.«
    Sie berichtete Nora alles, was Ada ihr erzählt hatte. »Tormand meint, der Junge weist Züge seiner Familie auf, und das stimmt auch. Die Mutter hat Walin vielleicht das wundervolle schwarze Haar und die großen, blauen Augen vererbt, aber alles andere hat er von Tormand. Das wurde mir sofort klar, als Ada die Geschichte erzählt hat.«
    »Und wie soll es jetzt weitergehen?«
    »Ich habe keine Ahnung. Er ist Tormands Sohn, dessen bin ich mir sicher. Ich bin nur die Person, die sich vier Jahre um ihn gekümmert hat.«
    »Für Walin bist du weit mehr. Weißt du, was ich glaube? Der Junge wird die Sache selbst regeln.«
    »Das wäre wahrscheinlich das Beste.«
    Bald darauf verabschiedete sich Nora, und Morainn war froh darüber, auch wenn sie deshalb ein schlechtes Gewissen hatte. Sie war müde, und ihre Wunden schmerzten. Doch am meisten schmerzte ihr Herz. Sich daran zu erinnern, dass sie immerhin noch am Leben war, half ihr in dem Moment nicht sehr viel. Vergeblich versuchte sie, sich einzureden, dass sie bestimmt nur deshalb so niedergeschlagen und den Tränen so nah war, weil sie noch sehr geschwächt war. Die beste Medizin gegen ihre düstere Stimmung bestand wohl darin, sich wieder in den Schlaf zu flüchten. Sie schloss die Augen. Es war ein feiger Rückzug, das wusste sie genau, aber sie nahm sich fest vor, später tapfer und stark zu sein.
    »Morainn? Bist du wach?«
    Sie wachte nicht auf, weil eine kleine Hand ihr Gesicht tätschelte, sondern weil sie die Stimme des lieben Jungen hörte, die ihr so vertraut war wie die eigene. Sie drehte den Kopf, schlug langsam die Augen auf und lächelte Walin an. Seine besorgte Miene verschwand, und er lächelte zurück. Es gab ihr einen Stich ins Herz, als sie daran dachte, dass sie den Jungen vielleicht bald an seinen Vater verlieren würde, einen Vater, der Walin ein weitaus besseres Leben bieten konnte als sie.
    Sie streichelte seine weiche Wange und kämpfte gegen den Drang an, ihn in die Arme zu nehmen und wegzulaufen. Ein lächerlicher Drang, denn sie war noch viel zu schwach, um weit zu laufen, und Tormand würde sie sowieso finden, egal, wie weit sie lief und wie gut sie sich versteckte. Außerdem würde ihm seine große Familie zur Seite stehen.
    »Ja, jetzt bin ich’s«, scherzte sie. »Warst du

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