Die Sünden des Highlanders

deutlich gesehen hat. Ich weiß nicht recht, ob ich sie wirklich bitten soll, eine weitere Nadel zu berühren. Aber wir haben noch immer nichts in der Hand, wir haben noch keine Spur, der wir folgen könnten. Wer auch immer dahintersteckt, er ist ziemlich gerissen oder aber er hat viel Glück.«
    »Es heißt, dass der Wahnsinn einen Menschen oft sehr verschlagen macht«, meinte Bennett. »Auch wenn ich es kaum fassen kann, dass eine Frau bei so etwas mitmachen soll. Natürlich weiß ich, dass Frauen genauso grausam und bösartig sein können wie Männer, aber dass eine Frau tatsächlich mit dem Messer auf jemanden einsticht? Das will mir einfach nicht in den Kopf.«
    »Trotzdem ergibt es einen gewissen Sinn«, meinte Harcourt. Er zuckte die Schultern, als die anderen ihn fragend anstarrten. »Euren Berichten zufolge ist die Schönheit der Opfer grausam zerstört worden. Eine Frau versteht am besten, wie viel die Schönheit diesen Frauen bedeutet hat. Vielleicht hat sie diese Schönheit geradezu gehasst. Und dass den Frauen die Haare abgeschnitten wurden, macht es umso glaubwürdiger, dass eine Frau mitgewirkt hat. Ein Mann zerstört in einer wahnwitzigen, eifersüchtigen Raserei vielleicht das Gesicht oder den Körper einer Frau. Aber ich glaube nicht, dass er daran dächte, wie wichtig einer Frau die Haare sind.«
    »Aye, da könntest du recht haben«, murmelte Simon. »Andererseits sind wir uns wohl alle darin einig, dass hinter diesen Morden Wahnsinn steckt, und wer kann schon verstehen, was in einem Mann oder auch einer Frau vorgeht, wenn er oder sie dem Wahnsinn verfallen sind?«
    Tormand hörte nur mit halbem Ohr zu, als Simon und seine Verwandten sich über das unterhielten, was Morainn ihnen erzählt hatte. Der Großteil seiner Gedanken kreiste um die Frau, von der sie sich gerade verabschiedet hatten, und nicht um ihre Worte. Er war sich sicher, dass sie in der vergangenen Nacht einen Traum geteilt hatten. So etwas war ihm noch nie widerfahren, doch er wusste, dass es etwas zu bedeuten hatte, dass es auf eine beunruhigende Weise wichtig war. Es bedeutete, dass zwischen ihm und Morainn Ross eine Verbindung bestand, und solche Bande wollte er nicht.
    Und auch das, was passiert war, als er ihre Hand berührt hatte, machte ihm Sorgen. Nicht, dass es ihm missfiel, sich stark zu einer Frau hingezogen zu fühlen. So etwas konnte das Liebesspiel erregender und hitziger machen, also umso befriedigender. Aber ihm hatte schon öfter sehr nach einer Frau verlangt, ohne dass er allein bei der Berührung ihrer Hand eine solche Hitze und Begierde verspürt hatte. Einerseits war er erpicht darauf, seiner Leidenschaft für Morainn nachzugeben und herauszufinden, wie diese brennende Hitze sich anfühlte, wenn er die Frau nackt in seinem Bett hatte. Andererseits hätte er seinem Pferd am liebsten die Sporen gegeben, um so weit weg von Morainn Ross zu reiten, wie er nur konnte.
    »Es wäre mir sehr recht, wenn du die Finger von dieser Frau ließest.«
    Simons Stimme holte Tormand aus seinen Gedanken, die gerade darum gekreist hatten, wie er Morainn am besten ins Bett bekommen könnte. Zum Glück, denn sein Verlangen wurde immer größer. Er war froh, dass seine Verwandten vor ihm ritten und nicht gehört hatten, was sein Freund zu ihm gesagt hatte. Einen Moment lang ärgerte er sich, dass Simon es wagte, ihn so zu ermahnen, doch dann seufzte er innerlich und gestand sich ein, dass er es wahrscheinlich nicht anders verdient hatte. Er hatte ja genau in dem Moment tatsächlich daran gedacht, Morainn zu verführen. Ja, er hatte sogar daran gedacht, auf der Stelle umzukehren und sie so schnell wie möglich ins Bett zu zerren.
    »Magst du sie für dich haben?«, fragte er, wobei es ihn nicht wunderte, dass sich eine gewisse Besitzgier in seine Stimme schlich. Tormand musste es einfach hinnehmen, dass er schon jetzt das Gefühl hatte, Morainn Ross gehöre ihm.
    »Ich würde sie nicht von der Bettkante weisen, aber das ist nicht der Grund, warum ich jetzt mit dir darüber rede. Die junge Frau hat schon genügend Ärger, da braucht sie wahrhaftig nicht auch noch dich. Vor allem nicht jetzt. Wenn wir recht haben mit der Annahme, dass all das etwas mit dir zu tun hat, dass also jemand versucht, dich zu vernichten, indem er Frauen umbringt, mit denen du geschlafen hast, um die Leute dazu zu bringen, dich zu beschuldigen, dann würde es nicht nur Morainn Ross’ Tugend und ihr Herz gefährden, wenn du mit ihr ins Bett steigst. Und das mit