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Die Sünden des Highlanders

Die Sünden des Highlanders

Titel: Die Sünden des Highlanders Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hannah Howell
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hinabgerissen wurde. Die Bilder stellten sich so rasch und brutal ein, als wären es Schläge auf ihren Kopf. Es waren äußerst intensive Gefühle, die mit aller Wucht auf sie einstürmten und ihr Herz so heftig pochen ließen, dass sie schon befürchtete, es würde Schaden nehmen.
    Angst. Schmerz. Hass. Eiskalte Wut. Lust. Bei der Lust drehte sich Morainn der Magen um, denn sie wusste, dieses Gefühl stammte von denen, die die Angst und den Schmerz verursachten. Außerdem Wahnsinn. Er wirbelte um zwei Leute, die einer dritten Person wie böse Geister solche Grausamkeiten zufügten. Messer funkelten, Blut floss. Morainn versuchte, dem Gestank nach Blut und Tod zu entfliehen, aber sie konnte sich nicht rühren.
    Sie spürte, wie sie am ganzen Körper heftig zitterte, doch sie konnte die Haarnadel nicht loslassen. Sie bemühte sich, ihr inneres Auge auf die schattenhafte Gestalt zu lenken, die sich in dem dichten Nebel grässlicher Gefühle bewegte. Das Opfer war klar zu erkennen, Morainn musste auch nicht herausfinden, welche Person in diesem Nebel so grauenhaft schrie, dass es ihr schier den Kopf zersprengte. Sie sah, wie die Mörder sich über ihr Opfer beugten wie zwei Raubvögel und sich mühten, möglichst viel Schmerz zu bereiten.
    Schließlich gewann Morainn einen ersten Eindruck von der einen Gestalt – groß, breitschultrig und muskelbepackt. Sie roch auch den schweren Duft, den sie in ihren Träumen wahrgenommen hatte. Er stammte von einer kleinen Gestalt, die fast gänzlich im Schatten der größeren unterging. Morainn konnte nur erkennen, dass es sich um eine schlanke Frau handeln musste. Plötzlich tauchte ein sehr lebhaftes Bild in ihr auf – ein Messer, das auf die wundervollen, grünen, vor Entsetzen weit aufgerissenen Augen in einem blutüberströmten Gesicht gerichtet war. Sie konnte es nicht länger ertragen, ihr entfuhr ein lauter Schrei, und sie ließ die Nadel fallen.
    Sobald sie dieses Ding nicht mehr in der Hand hielt, stieg ihr der Mageninhalt hoch und würgte sie. Plötzlich legten sich lange, starke Arme um sie. Vage wurde ihr bewusst, dass sie stöhnend auf dem Boden kauerte. Ein Eimer tauchte vor ihr auf, und sie spie all das Gift aus, das sich bei dieser schwarzen Vision in ihr gebildet hatte.
    Als sie ihren Magen wieder unter Kontrolle hatte, war sie so schwach, dass sie sich an den starken Körper des Mannes hinter ihr anlehnen musste. Sie starrte mit trübem Blick auf Sir Simon, der vor ihr kniete und ihr Gesicht mit einem kühlen, feuchten Tuch abwusch. Jemand drückte ihr ein Glas Apfelmost in die Hand und forderte sie auf, ihren Mund damit zu spülen. Ein kleiner Teil ihres umwölkten Verstandes nahm wahr, dass einer der Männer leise und beruhigend auf Walin einredete.
    Als sich ihre Sinne allmählich wieder klärten, war sie erst einmal schrecklich verlegen; denn sie merkte, dass sie in Sir Tormands Armen lag wie eine schamlose Dirne. Der elegante Sir Simon kauerte vor ihr und wusch ihr Gesicht und Hände wie einem hilflosen Kind. Aus den Augenwinkeln heraus bemerkte sie, dass einer von Sir Tormands gut aussehenden Verwandten den Eimer hinaustrug. Es war ihr schrecklich peinlich. Wäre sie nicht so schwach gewesen, wäre sie weggerannt und hätte sich ein Jahr lang nicht mehr in der Öffentlichkeit gezeigt.
    Wortlos ließ sie sich von Sir Tormand beim Aufstehen helfen und an den Tisch führen. Sie setzte sich auf einen Stuhl und schlug die Augen nieder, als Tormand neben ihr Platz nahm und seine Hand unterstützend um ihren Arm legte. Sie wollte diese Hand abschütteln, doch ihr war klar, dass sie sie noch brauchte. Erst nachdem sie ein paar Bissen von einem dünn bestrichenen Butterbrot zu sich genommen hatte, das wie durch Zauberhand vor ihr aufgetaucht war, und ein paar kleine Schlucke Apfelmost getrunken hatte, fühlte sie sich so weit gestärkt, um ein paar klare Sätze herauszubringen. Doch sie mied weiterhin die Blicke der Männer, die Zeugen gewesen waren, wie sie sich so schrecklich hatte gehen lassen. Sie stützte sich mit dem Ellbogen auf die Tischplatte und presste die Hand an ihre schmerzende Stirn, während sie sich überlegte, wie sie den Männern sagen sollte, was sie gesehen hatte, und zwar so, dass sie sich einen Reim darauf machen konnten.
    »Hat eine der Frauen ihre Augen verloren?«, fragte sie schließlich leise. »Grüne Augen?«
    »Aye«, erwiderte Tormand, schockiert von ihrer Frage, denn das bedeutete, dass sie tatsächlich zumindest zum Teil gesehen

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