Die Sünden des Highlanders
funkelte seinen Freund böse an. »Was willst du damit sagen?«
»Dass ein Mann, der so viel Zeit darauf verwendet, seinen Samen in aller Welt zu verteilen, irgendwann einmal etwas ernten wird.«
»Ich habe stets sorgfältig darauf geachtet, nicht zu säen!«
»Das würden vermutlich viele Väter von sich behaupten.«
Bevor Tormand sich weiter mit Simon streiten konnte, ritt sein Freund davon und schloss zu Harcourt auf. Tormand überließ sich wieder seinen Gedanken, obwohl das kein Ort war, an dem er sich gerne aufhielt. Er war so aufgewühlt, dass er sich wunderte, dass sein Magen noch nicht aufbegehrt hatte, und Simons Abschiedsworte hatten alles nur noch verschlimmert.
Er wollte nicht glauben, dass auch nur eine winzigkleine Chance bestand, Walins Vater zu sein. Er hatte immer sehr gut aufgepasst, selbst wenn er betrunken gewesen war. Außerdem kannten die meisten Frauen, mit denen er geschlafen hatte, vor allem, wenn sie von höherem Stand waren, diverse Kunstgriffe, um den Samen eines Mannes daran zu hindern, Wurzeln zu schlagen.
Plötzlich hefteten sich die Worte ›die meisten Frauen‹ an ihm fest wie eine Klette an den Schweif eines Pferdes, und seine Zuversicht fiel schlagartig von ihm ab. Die kühle Vernunft dämpfte seine instinktive Weigerung, zu glauben, dass er mit einer seiner zahllosen Geliebten ein Kind gezeugt haben könnte und sie ihm nichts davon erzählt hatte. Simon hatte recht. Wahrscheinlich waren viele junge Väter überzeugt, sie hätten aufgepasst und alles getan, um sicherzugehen, dass beim Liebesspiel kein Kind entstand. Sogar seine eigene Mutter hatte einmal gesagt, der einzige Weg, um kein Kind zu zeugen, sei die Enthaltsamkeit. Und Enthaltsamkeit hatte Tormand nie geübt. Er war zwar in den letzten Monaten enthaltsam gewesen, doch einen derart langen Zeitraum ohne eine Frau hatte er seit seinem vierzehnten Lebensjahr nicht mehr verbracht. Damals hatte Jenna, die Tochter des Böttchers, ihm gezeigt, welche Lust die Fleischeslust sein konnte.
Tormand fluchte. Jetzt hatte sich der Samen des Zweifels in seinem Kopf festgesetzt. Kein Weg führte mehr zurück zum Zustand seliger Unwissenheit und überzeugten Leugnens. Jetzt galt es nicht nur, einen brutalen Mörder zu finden und dafür zu sorgen, dass er selbst nicht am Galgen landete. Nein, jetzt musste er auch noch alles über Walin herausfinden, was es herauszufinden gab. Wenn auch nur die geringste Chance bestand, dass er der Vater des Jungen war, konnte er nicht einfach darüber hinweggehen. So oder so – er musste die Wahrheit herausfinden.
Als er merkte, dass das vielleicht eine weitere Verbindung zu Morainn war, ein weiteres Band, das ihn immer wieder zu ihr führen würde, fluchte er laut. Das Schicksal spielte offenbar ein Spiel mit ihm, und er war am Verlieren.
7
Morainn schlug die Augen auf. Ihr Herz raste, sie fühlte sich wie nach einer Vision, wusste jedoch, dass sie keine gehabt hatte. Völlig erschöpft von den Bildern, die sie in die Knie gezwungen hatten, als sie die Haarnadel in der Hand gehalten hatte, war sie an diesem Abend schon früh zu Bett gegangen und sogleich in einen tiefen Schlaf gefallen. Doch etwas hatte sie aufgeweckt, etwas, was ihr große Angst machte.
Sie hörte ein vertrautes leises Fauchen. Der Mond schickte so viel Licht in ihre Schlafkammer, dass sie William, den Kater, sehen konnte, der auf ihrem Bett kauerte, das Fell gesträubt, sodass er noch größer wirkte. Er starrte finster auf die Tür, Morainn hätte schwören können, dass seine Augen richtig glühten. Ein Blick auf die anderen Katzen zeigte ihr, dass auch sie angespannt zur Tür starrten.
Plötzlich hörte sie die Dielenbretter vor ihrer Tür knarren. Das Herz schlug ihr bis zum Hals. Sie griff zu dem großen Messer, das stets unter ihrem Kopfkissen lag, und richtete sich langsam auf. Schon mehrmals war ein dreister Kerl in ihr Zimmer geschlichen im Glauben, er könne sich rauben, was sie ihm nicht freiwillig hatte geben wollen. Sie hatte sich dieser Flegel stets mit ihrem Messer erwehrt und sie blutend in die Flucht geschlagen. Aber instinktiv wusste sie, dass es sich diesmal nicht um einen dieser Toren handelte, den die Wollust um sein bisschen Verstand gebracht hatte.
Sobald die Tür einen Spalt weit aufging, drang Morainn der intensive Duft zu vieler Rosen in die Nase, schnürte ihr das Herz angstvoll zusammen. Mit aller Kraft unterdrückte sie ihre aufsteigende Panik und den Drang, laut aufzuschreien. Sie kauerte sich
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