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Die Sündenheilerin (German Edition)

Die Sündenheilerin (German Edition)

Titel: Die Sündenheilerin (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melanie Metzenthin
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Männer.«
    »Und was stellst du mit denen an, für die du eine Schwäche hast?«
    »Das kommt darauf an. Was dich betrifft« – sie seufzte leise –, »dich muss ich leider töten.«
    Eine eisige Faust schlug in seine Eingeweide. Für einen kurzen Moment verlor er die Gewalt über sein Lächeln, doch noch ehe sie es bemerkte, saß die Maske wieder fest. Jetzt keine Schwäche zeigen.
    »Und warum musst du mich töten?« Hinter seinem Rücken hörte er Pferde schnauben, das Knarren des Sattelleders. Wenigstens fehlte das Sirren der Schwerter, die aus der Scheide gezogen wurden.
    »Du hast ein bisschen zu viel gesehen.«
    Die Eisenerzfuhren! Sollte er deshalb sterben? Sein Herz pochte. Sag irgendetwas, beschwor er sich im Stillen. Irgendetwas, das sie beeindruckt. Sie ist eine Frau. Du hast die Frauen immer betört.
    »In der Tat«, gestand er. »Ich sah eine Göttin aus alter Zeit, deren Haar an das rote Gold der Wüste erinnert. Eine Göttin, die meine Seele allein mit ihren Blicken gefangen nahm.«
    »Machst du dich lustig über mich?« Sie funkelte ihn zornig an. Ihre Hand glitt zum Schwert, schnell und zielsicher. Hinter seinem Rücken hörte er das gefürchtete Sirren. Die feinen Härchen in seinem Nacken sträubten sich, für einen Moment stockte ihm der Atem, doch sofort hatte er sich wieder in der Gewalt. Beschwichtigend hob er die Hände. »Nein, gewiss nicht. Es tut mir leid, wenn ich dich gekränkt habe. Warte, ich kann es noch viel besser.« Er hielt kurz inne, beobachtete mit Erleichterung ihre Verwirrung und fuhr fort. »Meine Augen trafen die deinen, funkelnde Smaragde am Himmel der Ewigkeit, Lotusblüten, die dahintreiben im Wasser der Unvergänglichkeit, ein Gesicht, umlodert vom Feuer der Leidenschaft.«
    »Bist du noch ganz bei Trost? Glaubst du, dieser Unfug rettet dir das Leben?« Sie starrte ihn mit unbewegter Miene an. Er hielt ihrem Blick stand, versuchte in ihrem Gesicht zu lesen, spähte dabei immer wieder unauffällig zu ihrer Hand hinüber, die nach wie vor drohend um den Schwertknauf lag. Die drei Männer hinter ihr saßen regungslos auf ihren Pferden, aber er war sich sicher, dass sie ihre Waffen schneller ziehen würden, als er handeln konnte.
    »Nun ja.« Er räusperte sich, um die Enge in der Kehle zu vertreiben. »Ich dachte, vielleicht hörst du lieber ein paar nette Worte, anstatt mich umzubringen.«
    Ihre Mundwinkel zuckten verräterisch. Zwei Wege führten zum Herzen einer Frau. Gegen Schmeicheleien unempfänglich, hatte sie offenbar zumindest Humor.
    »Und warum sollte ich einen Mann, der dummes Zeug redet, ziehen lassen?«
    »Ich gestehe, ich hoffte auf den alten Aberglauben, nach dem man in diesem Land Verrückte unbehelligt lässt.«
    »Erst preist du meine Schönheit, und dann nennst du dich deshalb verrückt?« Ihre Augen leuchteten, er hoffte, ein Lächeln darin zu erkennen, war sich jedoch nicht sicher.
    »Ob meiner Dreistigkeit, dass ich solch ungeschliffene Worte auszusprechen wagte. Zu meiner Entschuldigung bleibt mir nur zu sagen, dass sich der Liebreiz einer Frau unter Waffengewalt nur schwer besingen lässt.« Er warf einen raschen Blick über die Schulter auf die drei Männer hinter ihm, die ihre Waffen längst gezogen hatten.
    »Du bist mir einer! Die Männer, die ich bisher tötete, winselten um Gnade oder warfen sich in aussichtslose Kämpfe, um ihre lächerliche Ehre zu retten.«
    »Winseln hat so wenig Stil, und aussichtslose Kämpfe führe ich nicht.« Er beugte sich im Sattel vor und fing ihren Blick mit lächelnden Augen auf. »Obwohl, ich könnte dir natürlich auch etwas vorwinseln, wenn es mir nützlich wäre, um deine Gunst zu gewinnen.«
    Da brach sie in schallendes Gelächter aus.
    »Und warum sollte ich dich am Leben lassen?«
    »Welche Rolle spielt es, was ich gesehen habe? Ich bin ein Fremder in diesem Land, dessen Wort nichts gilt. Nicht einmal dir, wenn ich hilflos stammelnd versuche, deine Schönheit zu preisen.«
    Ihre Blicke wanderten über seinen Körper, prüfend, forschend, um dann wieder auf seinem Gesicht zu verweilen.
    »Woher kommst du?«
    »Aus Ägypten.«
    »Das ist sehr weit. Warum hast du deine Heimat verlassen?«
    »Es gab Schwierigkeiten, die es erforderlich machten, Ägypten für eine Weile den Rücken zu kehren.«
    »Hast du jemanden erschlagen?« Sie grinste, meinte es vermutlich nicht einmal ernst, dennoch spürte er, wie ihm das Blut aus den Wangen wich. Ein spöttischer Zug umspielte ihre Lippen, als sie seine

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