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Die Sündenheilerin (German Edition)

Die Sündenheilerin (German Edition)

Titel: Die Sündenheilerin (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melanie Metzenthin
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selbst ein Streiter Christi, der sein Leben für die heilige Sache gab.«
    »Verzeiht mir.« Philip senkte betroffen den Blick. »Nichts läge mir ferner, als die Erinnerung an einen Euch nahestehenden Angehörigen zu schmähen. Es tut mir leid, wenn ich Euer Missfallen erregt habe.«
    Lena schaute auf. Es leuchtete tatsächlich echte Betroffenheit in seinen Augen auf, kein Spott wie noch zu Beginn des Abends. Welche Saite hatten des Grafen Worte in ihm zum Klingen gebracht, dass er sofort nachgab, sich zurückzog und für einen kurzen Moment wieder an den getretenen Hund erinnerte?
    »Ihr spracht für Euren Freund, das ehrt Euch«, entgegnete der Graf. »Aber gewiss könnt Ihr uns, weitgereist wie Ihr seid, mit unverfänglicheren Geschichten unterhalten.«
    Diesmal lächelte nur Philips Mund. »Sicher, wir haben viel erlebt auf unseren Reisen, aber nichts ist wohl vergleichbar mit der Wüste, in der die Monumente ferner Zeiten stehen. Zeiten, in denen wahre Heiden über die Erde schritten, lange bevor der Herr geboren wurde. Nichts ist vergleichbar mit den Pyramiden, den Schatzkammern der alten Herren Ägyptens. Ihr wollt wissen, wie groß sie sind? Stellt Euch Burg Birkenfeld vor, in all ihrer Pracht. Stellt Euch Burg Birkenfeld auf ihrem Hügel vor, mit all ihren Befestigungen. Und nun stellt Euch ein Bauwerk vor, in dem diese Burg samt ihrem Hügel und allen Wehranlagen Platz fände. Dann seht Ihr die Pyramiden in all ihrer gewaltigen Schönheit vor Euch. Es heißt, sie seien angefüllt mit Schätzen, so unermesslich, dass eine ganze Flotte von Schiffen nicht ausreichen würde, das Gold fortzuschaffen. Doch niemand fand bislang den Weg in ihr Inneres, denn die alten Herren Ägyptens waren große Magier, die schreckliche Dämonen heraufbeschworen, um ihr Gold für alle Zeiten zu bewachen.«
    An diesem Abend erfuhr Lena erstmals die Macht, die in Philips Worten lebte. Nie hatte sie einen Menschen kennengelernt, der so lebendige Bilder in ihre Seele zaubern konnte, sich blumiger und doch so treffender Ausdrücke bediente. Nicht nur sie hing an seinen Lippen, alle lauschten seinen Erzählungen von alten Zeiten, hörten von den vergeblichen Versuchen eines gierigen Sultans, die Schätze zu heben. Waren es Märchen oder wahre Geschichten? Selbst Ludovika konnte sich der Macht von Philips Worten nicht entziehen.
    Nur eines fiel Lena auf. Bei all dem Leben, das Philip in seine Geschichten legte, blieben seine Augen kühl. Das Lächeln war verschwunden …

4. Kapitel
     
     
    W as für ein Land«, stöhnte Said, während er sich auf die Bettstatt fallen ließ. »Ein Land, in dem heilige Jungfrauen dich wie Furien angehen und du sie nicht mit einem Lächeln bändigen kannst.«
    Philip warf seine Stiefel in die Ecke und zog den Bliaut über den Kopf.
    »Ach, wen kümmern schon heilige Jungfrauen, die vor religiösem Eifer brennen? Wie gut, dass sie den Schleier nahm, da wird sie keinem Mann die Ruhe rauben.« Er setzte sich auf die Kante des Bettes. »Immerhin haben wir eine warme Stube, und gutes Essen gab es auch. Da solltest du doch zufrieden sein.«
    »Und wie lange wollen wir bleiben?«
    Philip ging nicht auf die Frage ein. Längst waren seine Gedanken weitergewandert. »Was hältst du von Graf Dietmar?«
    »Was soll ich von ihm halten? Es scheint ihm ja recht gut zu gehen bei all dem Reichtum in seiner Burg. Hast du gesehen, dass es echte Wachskerzen sind?« Said deutete auf die Kerzenhalter in der Wand. Philip nickte. »Und auf den Böden liegt kein Stroh wie in den meisten Burgen hierzulande, sondern sie sind blank gescheuert wie ein Silberspiegel und mit Schaffellen ausgelegt.«
    Philip fasste nach dem Saum seines Hemdes, das er unter dem Bliaut getragen hatte, um es ebenfalls auszuziehen, als ein durchdringender Schrei die Burg schier erzittern ließ. Sofort sprang er auf und griff, ohne nachzudenken, nach seinem Dolch. Said rief ihm irgendetwas hinterher, doch er rannte schon die Stufen hinunter, wo die Schreie immer gellender wurden, so als leide jemand Todesqualen.
    Auf der Treppe stieß er fast mit einer jungen Frau zusammen. Helena, erinnerte er sich an ihren Namen. Auch sie schienen die Schreie aufgeschreckt zu haben. Sie hatte sich ebenso wie er schon für die Nacht vorbereitet, ein schmaler Überwurf verbarg notdürftig ihr Unterkleid. Blonde Haare blitzten unter dem Stoff hervor, lang und glänzend wie Sonnenstrahlen. Ihr Blick erfasste seine Hand, die den Griff des Dolches fest umschloss. War es

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