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Die Sündenheilerin (German Edition)

Die Sündenheilerin (German Edition)

Titel: Die Sündenheilerin (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melanie Metzenthin
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verräterische Blässe bemerkte. Er fühlte sich ausgeliefert, konnte seine Maske nicht länger aufrechterhalten. Das Bedürfnis, nach dem Schwert zu greifen, wurde übermächtig. Seine Hände kneteten die Zügel, um keine falsche Bewegung zu machen. Sie schien seine Furcht zu spüren, doch gleichzeitig verschwand alle Härte aus ihren Zügen. Auf einmal erinnerte sie ihn an die Frauen in Alexandria, die er mit nur einem Lächeln für sich gewinnen konnte, wenn er es darauf anlegte.
    »Sag mir deinen Namen, schöner Fremder.«
    »Philip«, antwortete er leise.
    »Ich bin Thea.« Ihre Augen blitzten. »Die rote Thea. Sei mir willkommen, Philip aus Ägypten.« Sie reichte ihm die Hand. Er ergriff sie, ohne recht zu verstehen, was ihren Sinneswandel verursacht hatte. Glaubte sie, einen künftigen Kumpan vor sich zu haben? Einen davongelaufenen Strauchdieb und Mörder?
    Ihr Händedruck war erstaunlich fest für eine Frau. Gewiss vermochte sie das Schwert zu führen, das ihr von der Hüfte hing.
    Als ihre Hände sich voneinander lösten, zog sie einen bronzenen Anhänger hervor, den sie an einer Lederkordel unter ihrem Hemd trug. Es war eine Scheibe, auf der sich seltsame Symbole wanden, die er noch nie gesehen hatte.
    »Nimm das. Niemand wird dir etwas antun, solange du dies bei dir trägst.«
    Er griff nach dem Anhänger, in dem die Wärme ihres Körpers gefangen war. »Was erwartest du dafür?«
    Sie beugte sich ihm entgegen. »Komm morgen wieder her, um die gleiche Stunde.« Ihre Stimme war kaum mehr als ein Flüstern. »Allein, so wie ich auch.«
    »Wer wird da wohl wessen Beute sein?« Er schenkte ihr ein schiefes Lächeln.
    »Nun, du die meine, was denn sonst, schöner Mann?« Lachend wendete sie ihr Pferd, und ohne dass es eines weiteren Wortes bedurft hätte, folgten ihr die sechs finsteren Gestalten.
    Er atmete tief durch. Nie zuvor war er einem solchen Weib begegnet, gefährlich und reizvoll wie die Sünde. Seine Hand umschloss noch immer ihr Geschenk. Im Geiste hörte er Saids Warnung, doch zugleich wusste er, dass er ihrem Spiel folgen würde.
    Mägde und Bauernburschen hoben neugierig die Köpfe, als er nach Alvelingeroth kam. Kein besonders großer Ort, aber er hatte schon kleinere Dörfer auf seiner Reise durchquert. Er hielt auf einen halbwüchsigen Burschen zu und fragte ihn, ob es einen Krämer gebe, bei dem er einige Bestellungen aufgeben könne. Der Junge starrte ihn mit großen Augen an. »Ja, edler Herr. Der alte Eusebius besorgt alles, was Ihr wünscht.« Er wies auf eine windschiefe kleine Kate. Philip bedankte sich und warf dem Knaben ein Kupferstück zu, was leuchtende Augen und wiederholte Verbeugungen zur Folge hatte. Dann lenkte er seinen Rappen in die entsprechende Richtung.
    Der Herr des Hauses hatte ihn wohl schon durch das Fenster näher kommen sehen, denn plötzlich öffnete sich die Tür, und ein glatzköpfiger alter Mann in schmuddeligem Kittel trat ihm entgegen. Philip sprang aus dem Sattel und band den Wallach an einem kleinen Gesträuch fest.
    Der Alte starrte ihn mit zusammengekniffenen Augen an, nicht feindselig, sondern eher so, als müsse er die Unschärfe seines Blickes ausgleichen.
    Mit einem aufmunternden Lächeln ging Philip auf ihn zu. »Seid gegrüßt. Ihr seid Eusebius?«
    Der Alte nickte nur.
    »Man sagte mir, Ihr könntet alles Mögliche besorgen.«
    Der Krämer brummelte etwas Unverständliches und bedeutete Philip, ihm in die Hütte zu folgen.
    Ein seltsamer Geruch nach alten Pergamenten, Kräutern, Gewürzen und feuchter Wolle schlug ihm entgegen. Trotz geöffneter Fensterläden war es dunkel. Ob er hier tatsächlich fündig würde?
    »Was begehrt der edle Herr?«
    »Möglicherweise ist es nicht ganz einfach zu beschaffen.« Er zögerte. Vermutlich war es ohnehin zwecklos. »Habt Ihr Schwefel?«
    »Ihr meint Sulfur?«
    Philip stutzte. Woher kannte der Alte die lateinische Bezeichnung? »Ja, Sulfur«, bestätigte er.
    »Es wird ein paar Tage dauern. Und es wird nicht billig.«
    »Ich kann es bezahlen.« Philip öffnete seinen Beutel und ließ ein Silberstück hervorblitzen. »Könnt Ihr mir auch Salpeter beschaffen?«
    »Zehn Tage«, brummte der Krämer. »Drei Silberdenare für sechzehn Lot Sulfur und die gleiche Menge Salpeter.«
    »Bestellt mir die doppelte Menge Salpeter«, verlangte Philip. »Hier habt Ihr zwei Silberdenare als Anzahlung, den Rest gebe ich Euch nach Erhalt der Ware.«
    »Wo finde ich Euch, falls die Lieferung früher eintrifft?«
    »Ich bin ein

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