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Die Sündenheilerin (German Edition)

Die Sündenheilerin (German Edition)

Titel: Die Sündenheilerin (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melanie Metzenthin
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sich nicht den Schaulustigen angeschlossen, sondern sortierte verschiedene Tiegel und Töpfe in seine Regale.
    »Ah, Ihr«, nuschelte er, als er Philip erkannte. »Gut, dass Ihr kommt. Ich habe Eure Waren schon gestern erhalten.«
    »Schwefel und Salpeter?«
    Eusebius nickte. »Wartet einen Moment.« Er bückte sich und zog aus dem untersten Regal etwas hervor. »Hier haben wir es ja. Sechzehn Lot Sulfur und zweiunddreißig Lot Salpeter.«
    Die Qualität der Ware war ausgezeichnet. Philip bezahlte den vereinbarten Preis und machte sich auf den Rückweg nach Birkenfeld. Er sehnte sich danach, mit Said zu reden, ihn endlich ins Vertrauen zu ziehen, so wie er es früher stets getan hatte.
    Ohne sich noch einmal umzusehen, trieb er seinen Wallach zum scharfen Galopp an. Er hoffte, der schnelle Ritt werde ihn von seinen drückenden Gedanken ablenken, doch die Gefühle der Schuld blieben. In welche Schlangengrube war er da nur hineingeraten? Wie hatte er glauben können, die wilde Thea zu bezwingen? Wann hatte er die Herrschaft über dieses tödliche Spiel verloren? Hatte er sie je besessen?
    Der Hohlweg, an dem ihn die Räuber damals gestellt hatten, flog an ihm vorüber. Er hätte es wohl nicht einmal bemerkt, wenn sich ihm nicht wieder ein Reiter in den Weg gestellt hätte.
    »Ihr reitet schnell, Herr Philip. Hat Euch die Meute Angst gemacht?«
    Es war Graf Dietmar.
    Philip zügelte sein Pferd.
    »Ich danke Euch für Euer Einschreiten, Herr Dietmar.«
    »Das solltet Ihr auch. Ich glaube nicht, dass die Leute Gnade gekannt hätten.« Ein verächtliches Lächeln huschte über Dietmars Züge. »Ich habe mich für Euch verbürgt, Herr Philip. Ihr seid mir etwas schuldig.«
    »Was wollt Ihr?«
    »Die Wahrheit. Warum seid Ihr hier?«
    »Das sagte ich Euch bereits. Ich wollte die Heimat meines Vaters kennenlernen.«
    »Und warum weigert Ihr Euch dann so beharrlich, seinen Namen zu nennen?«
    »Warum wollt Ihr ihn so beharrlich erfahren?«
    Dietmar beugte sich im Sattel vor. »Ich will wissen, woran ich bin. Ihr wisst, was ich glaube.«
    Philip nickte. »Ihr denkt, einer der beiden Regensteiner Grafensöhne habe überlebt und sei mein Vater. Dem ist aber nicht so.«
    »Dann gibt es nur noch zwei Möglichkeiten.« Dietmar lenkte sein Pferd dicht vor Philips Reittier. In seinen Augen glomm ein gefährlicher Funke.
    »Ich nehme an, Ihr werdet sie mir nennen, Herr Dietmar.«
    Dietmar nickte. »Die eine Möglichkeit ist völlig ausgeschlossen. Mein Bruder Otto ist seit Jahren tot. Er hätte seine Familie niemals im Stich gelassen, um sich in Alexandria mit Huren zu vergnügen und Bastarde zu zeugen. Er war ein Ehrenmann.«
    »Und die andere?« Philip hielt dem Blick des Grafen stand.
    »Ihr habt gelogen. Euer Vater mag von hier gekommen sein, aber er war kein Ritter, sondern stammte aus dem Geleitzug. Vielleicht ein Trossknecht, das würde zu Eurem Pferdeverstand passen.«
    »Warum macht Ihr Euch dann Sorgen? Welchen Schaden sollte der Sohn eines Pferdeknechtes schon anrichten?« Philip lächelte. Solange der Graf ihn nicht mehr für einen Regensteiner hielt, war ihm alles recht. »Wenn es so wäre, wie Ihr sagt, dann sollte Euch doch vielmehr daran gelegen sein, einen guten Mann zu Eurem Verbündeten zu machen.«
    »Dann ist es also wahr? Ihr seid gar nicht von edlem Geblüt?«
    »Beruhigt Euch diese Vorstellung?«
    »Ich weiß nicht, ob ich daran glauben kann. Ihr tragt ein kostbares Schwert, und Ihr könnt gewiss damit umgehen. Das lernt kein einfacher Knecht.«
    »Man lernt so allerlei, wenn man häufig auf Reisen ist. Manches davon könnte auch für Euch von Vorteil sein. Nicht jeder Schriftverkehr ist für die Augen eines Pfaffen bestimmt.«
    »Was soll das heißen?« Da war es wieder, dieses gefährliche Funkeln in Dietmars Blick. Für einen Moment glaubte Philip sogar, ein leichtes Zucken der gräflichen Hand wahrzunehmen, als wolle sie zum Schwert fahren.
    Philip setzte sein gewinnendes Lächeln auf. »Herr Ewald führt Euch die Bücher. Das ist nicht ungewöhnlich, schließlich ist er ein gelehrter Mann. Aber es wäre besser, manches selbst zu lesen.«
    Dietmar stutzte. »Ich verstehe Euch nicht recht.«
    »Nein? Nun, dann muss ich deutlicher werden. Ich weiß, dass Ihr nicht lesen könnt.«
    Dietmar wollte aufbrausen, doch Philip hob beschwichtigend die Hände. »Ich habe es gesehen, als Ihr das Empfehlungsschreiben von Fürst Leopold verkehrt herum gehalten und nur auf das Siegel geachtet habt. Ihr könntet jemanden

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